Er ist mein Lieblingsnachbar. Nennen wir ihn Kevin. Ich weiss, der Name gilt als belastet. Wer «meinen» Kevin kennt, ist anderer Meinung. Obschon der Nachbar in diesem Beitrag auch anders heissen könnte.

Kevin ist kein Musternachbar. Er hat Ecken und Kanten wie jeder andere, ich inklusive. Aber wenn’s drauf ankommt, ist Kevin parat.

Wir wollten uns einen Kärcher anschaffen, eines dieser praktischen gelben Dinger, die meiner Frau so gefallen. Prompt hatte Kevin schon so einen im Schöpfli stehen (oder hatte seine Frau das Teil angeschafft?). Jedenfalls bot er uns diesen gleich zur Benutzung an. Als mir beim Grillen die Holzkohle ausging, war Kevin prompt zur Stelle – und blieb dann gleich bis zuletzt. Und als ich wegen des letzten Strom-Blackouts meinen Wagen nicht mehr laden konnte, lieh mir Kevin kurzerhand sein neues E-Fahrzeug mit noch grösserer Reichweite und noch kürzerer Ladezeit aus. Nachbarn, ich sag’s ja.

Am 23. Mai ist Internationaler Tag der Nachbarschaft. Schämen Sie sich nicht, wenn Sie das Datum nicht in petto hatten. Praktisch niemand weiss von diesem Tag. Vielleicht braucht’s ihn gerade deshalb: Damit wir uns nämlich wieder einmal Gedanken über unser Zusammenleben als Menschen machen. Mit unseren Nachbarn und darüber hinaus. Wie wir einander begegnen wollen, wie wir Nachbarschaft pflegen wollen, über den Gartenzaun hinweg, im Dorf, in unserer wunderschönen Region.

Ganz anders als in seiner früheren Heimat würden Schweizer den Feierabend lieber für sich geniessen, sagte kürzlich ein in dieser Zeitung porträtierter Hobby-Bierbrauer. Ein Bierchen als Türöffner? Warum eigentlich nicht. Auf die Nachbarschaft!

THOMAS FEUZ

T. FEUZ@FRUTIGLAENDER.CH

SCHLUSSPUNKT

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