Schnüffeln, rennen, scharren, finden
12.03.2024 FrutigenLetztes Wochenende traf man auf der Elsigenalp auf Labrador Retriever, Belgische Schäferhunde und viele andere Hunderassen. Die Schweizermeisterschaften der Lawinenhunde konnten beginnen.
SARAH WNUK
Die 25-jährige Mara Laube steht in den Startlöchern. Sie wirkt angespannt und konzentriert. Zusammen mit ihrem Vierbeiner Bijaro hat sie sich zum ersten Mal für die Schweizermeisterschaften der Lawinenhunde qualifiziert. Skier montieren, kurzer Blickaustausch mit Bijaro und los geht’s.
Zunächst erklärt Schiedsrichter Hanspeter Balsiger das Terrain und die aktuelle Situation der Grobsuche (siehe Kasten). Anschliessend hat Laube einige Minuten Zeit, um Fragen zu der bevorstehenden Suche zu stellen. Zum Beispiel: «Wie viele Leute waren in der Gruppe dabei? Gibt es Hinweise darauf, wo die Leute verschüttet worden sind?» Dabei gilt: Wer sich nicht erkundigt, kriegt auch keine Informationen. Kaum ertönt das Startkommando, rennt der Labrador Retriever wie der Blitz los – und Mara Laube gleich hinterher.
In weniger als sechs Minuten fündig geworden
Derweil beobachtet Fritz Kneubühl das Geschehen aus der Ferne. Der Steffisburger ist bereits am Morgen gestartet und kann sich nun zurücklehnen. «Obwohl ich kurz vor dem Start nochmals richtig nervös wurde, konnte ich mit meiner Hündin Hiva sehr gute Resultate erzielen», sagt der 69-Jährige stolz.
Er und sein Belgischer Schäferhund sind ein eingespieltes Team. So gewannen sie bereits vor zwei Jahren gemeinsam die Schweizermeisterschaften. Er ist gespannt, wie es dieses Jahr für ihn ausgehen wird. Während des Wettkampfs feuert er die anderen Teilnehmenden an, so wie etwa Mara Laube, die mit ihrem vierbeinigen Partner die beiden Verschütteten gerade in weniger als sechs Minuten gefunden hat. Die Auswertung des Richters fällt positiv aus: Laube setzte ihren Plan genauso um, wie sie ihn im Vorfeld beschrieben hatte.
Schnellstmöglich wechselt das Duo jetzt den Standort, wo es bereits von Schiedsrichter Ruedi Klötzli erwartet wird. Nun ist die Feinsuche an der Reihe. «Der Hund und ich mussten erstmals ein bisschen miteinander ‹diskutieren›. Die Herausforderung bestand darin, dass Bijaro der Meinung war, er wisse besser, wann und wo er umdrehen sollte und in welche Richtung er laufen müsse. Letztendlich hat er seine Aufgabe aber gut gelöst und den Rucksack gefunden», so Mara Laube nach der Feinsuche.
Nach der Arbeit das Nickerchen
Überaus zufrieden schaufelt die Sportlerin nun eine kleine Grube im Schnee, legt eine Isolationsmatte hinein und packt ihren Hund in eine warme Decke ein. Alle bereits gestarteten Hunde erholen sich so vom Wettkampf und machen ein Nickerchen im Schnee – die meisten, ohne angebunden zu sein.
Am Ende des Wettkampfs kann sich Fritz Kneubühl mit Hund Hiva über einen Erfolg freuen: Mit einem Resultat von 289 von 300 möglichen Punkten hat das Duo die Konkurrenz abgehängt. Obwohl das gar keine passende Beschreibung ist: «Hier herrscht eine äusserst familiäre Stimmung», sagt Mara Laube, die als jüngste Teilnehmerin dieses Jahr den sechsten Platz belegt.
Die zwei Disziplinen
Für Lawinensporthunde gibt es an den Schweizermeisterschaften zwei Aufgaben: die Grobsuche und die Feinsuche.
Bei der Grobsuche müssen die Hunde in einem abgesteckten Lawinenfeld nach zwei verschütteten Personen suchen. Diese liegen rund einen Meter tief in einem Schneeiglu vergraben. Sobald der Hund sie findet, soll er an Ort und Stelle mit den Pfoten scharren, bis der Hundeführer mit den Tourenskiern eingetroffen ist.
Die Feinsuche findet direkt nach der Grobsuche statt. Hierbei soll der Hund eine Schneefläche systematisch absuchen und einen vergrabenen Rucksack finden. Der Hundeführer muss auch hier die Skier anbehalten und den Hund mit präzisen Kommandos anleiten.
SARAH WNUK