Sicherheit gibt es nicht gratis
24.10.2025 FrutigenIn einer Woche ist Frutig-Märit – organisiert durch den lokalen Handwerker- und Gewerbeverein. Dieser und die Gemeinde müssen bei der Durchführung auch Sicherheitsfragen bedenken. Das entsprechende Konzept wurde in diesem Jahr überprüft – mit ...
In einer Woche ist Frutig-Märit – organisiert durch den lokalen Handwerker- und Gewerbeverein. Dieser und die Gemeinde müssen bei der Durchführung auch Sicherheitsfragen bedenken. Das entsprechende Konzept wurde in diesem Jahr überprüft – mit Folgen.
HANS RUDOLF SCHNEIDER
Mehrere tausend Personen bevölkern traditionell am letzten Oktoberfreitag die Strassen des Dorfes. Der Frutig-Märit zieht Einheimische und Heimwehfrutiger gleichermassen an. Schon die hohe Besucherzahl erfordert Überlegungen zur Sicherheit. Deshalb muss der Handwerker- und Gewerbeverein (HGV) – wie bei Grossanlässen üblich – ein Sicherheitskonzept vorweisen. Dieses wurde heuer überprüft, unterstützt von Gemeinde und Kantonspolizei, wie der für öffentliche Sicherheit zuständige Gemeinderat Thomas Egger erklärt.
Zum Konzept gehören etwa die Rettungswege für Einsatzfahrzeuge oder die Sicherung der Zugänge. «Bei der Migros wird der Anfang der Märitmeile so gesichert, dass Autos gestoppt werden können», sagt Egger. Weiter ins Detail will er nicht gehen. Man habe sich beim Spiezmärit und beim Skiweltcup Adelboden orientiert. «Wir müssen nicht alles neu erfinden.»
OK-Chef zufrieden mit Überarbeitung
Simon Thönen ist seit fast 20 Jahren Mitglied des Organisationskomitees des Frutig-Märit. Er begrüsst die Überarbeitung des Konzeptes ausdrücklich. «Vor allem die Kommunikation konnte stark verbessert werden. Nun weiss jeder, was in welchem Fall zu tun ist.» Dies betrifft insbesondere Blaulichteinsätze tagsüber, wenn der HGV für den Anlass verantwortlich ist. «Es passiert ja selten etwas, aber wir sind vorbereitet. Dazu gehören auch mobile Sperren beim unteren und oberen Märiteingang.» Während bei anderen Veranstaltungen schwere Betonblöcke als Absperrung dienen, müssen diese Hindernisse in Frutigen für die Einsatzkräfte rasch entfernt werden können. Thönen lobt im Gespräch die gute Zusammenarbeit mit Behörden und Kantonspolizei bei der Überarbeitung des Konzeptes.
Ordnung auch nach 19 Uhr
Zum Sicherheitskonzept gehört auch die Aufrechterhaltung von Ruhe und Ordnung. Der HGV ist bis 19 Uhr verantwortlich – bis alle Stände abgebaut sind. Danach liegt die Verantwortung wieder bei der Gemeinde beziehungsweise bei den Anbietern von abendlichen Gastroangeboten. Tagsüber gibt es erfahrungsgemäss kaum Zwischenfälle. Abends hingegen sind Lärmklagen keine Seltenheit – schliesslich gilt eine bewilligte Freinacht. Wie im vergangenen Jahr kann das zu Bussen führen. Für die Einhaltung der Vorschriften sorgt in Absprache mit der Kantonspolizei ein privater Sicherheitsdienst im Auftrag der Gemeinde – im Einsatz bis 6 Uhr morgens.
Beitrag für den Sicherheitsdienst
Von einer Neuerung ist Simon Thönen auch als Standbetreiber des Chäs-Eggä betroffen. Sie betrifft die temporären Bewilligungen für Gastronominnen und Gastronomen, die nach 19 Uhr noch verkaufen: Sie müssen sich neu mit 100 Franken an den Kosten des Sicherheitsdienstes beteiligen. «Die Summe ist angemessen», sagt Gemeinderat Thomas Egger. «So leisten auch jene Betriebe, die am Abend profitieren, einen fairen Beitrag zur Sicherheit.» Die Rückmeldungen der Betroffenen seien bislang verhalten, doch grundsätzlich positiv. Thönen begrüsst die Lösung: «Damit kann wenigstens ein Teil der anfallenden Kosten gedeckt werden.»
Polizei forderte Überprüfung
Laut der Regierungsstatthalterin Ariane Nottaris wurde im letzten Januar unter ihrer Leitung mit den Veranstaltern des Frutig-Märits, mit Gemeindebehörden und Vertretern der Feuerwehr Frutigen sowie der Kantonspolizei ein Debriefing durchgeführt. «Dabei hat die Polizei gefordert, dass für den nächsten Frutig-Märit das Sicherheitskonzept überarbeitet wird.» Die Polizei stand dem Veranstalter jederzeit zur Verfügung und hat diesen massgeblich bei der Ausarbeitung unterstützt. Das neue Konzept ist Teil der Gesuchsunterlagen für den Frutig-Märit 2025.
Nottaris betont, dass sich Veranstalter Gedanken zu den in einer Checkliste für Grossanlässe aufgeführten Punkte machen müssen, dies betreffe insbesondere die Sicherheit. «Wichtig ist uns, dass die Konzepte gut durchdacht sind und sich die Veranstalter effektiv Gedanken zur Sicherheit an ihren Anlässen machen.» Zudem werden vom Statthalteramt jeweils Stellungnahmen bei verschiedenen Fachstellen eingeholt – je nach Grösse und Art des Anlasses beispielsweise bei der Feuerwehr, beim Lebensmittelinspektorat, bei der Lärmfachstelle, beim Kantonsarztamt oder bei der Kantonspolizei. Letzteres betrifft den Frutig-Märit, insbesondere, was die Erteilung der Festwirtschaftsbewilligung für den Märit angeht.
Sicherheit als Daueraufgabe
Wie hoch eine Gefährdung am Frutig-Märit ist, kann naturgemäss nicht gesagt werden. Dass sich Veranstalter immer wieder Gedanken zu den Zufahrtswegen, allfälligen Rettungseinsätzen und anderen Szenarien machen, erachtet Ariane Nottaris angesichts von Ereignissen an publikumsstarken Veranstaltungen im Ausland als legitim. «Veranstalter müssen sich der Verantwortung für die Sicherheit der Besucher bewusst sein.»

