Am Wochenende strömten viele Besucher an die Volkskunstausstellung im Kirchgemeindehaus, um sich die liebevoll präsentierte Handwerkskunst anzusehen. Highlight waren die Arbeiten der Gastaussteller, der Trückligruppe aus Adelboden.
KATHRIN JUNGEN
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Am Wochenende strömten viele Besucher an die Volkskunstausstellung im Kirchgemeindehaus, um sich die liebevoll präsentierte Handwerkskunst anzusehen. Highlight waren die Arbeiten der Gastaussteller, der Trückligruppe aus Adelboden.
KATHRIN JUNGEN
Bereits im Foyer des Kirchgemeindehauses gab es viel zu sehen – zum Beispiel Johann Inniger aus Adelboden mit seinen Motorsägenschnitzereien oder Alfred Oester mit seinem Holzspielzeug. Beim Fenster war die Trückligruppe Adelboden am Werk. Von deren Arbeit waren auch die anwesenden Kinder sehr begeistert. Sie liessen sich die Handgriffe genau erklären und legten sogar selbst Hand an.
Das «Trücklen» hielt Familien über Wasser
Das Anfertigen von Zündholzschachteln, auch «Holzspan-Trücklen» genannt, ist ein altes Handwerk, das bereits vor mehr als 100 Jahren im Engstligental in Heimarbeit ausgeführt wurde. 1867 brachte der Artillerie-Hauptmann und Grossrat Rieder das Trücklen ins Tal – und damit einen willkommenen Nebenerwerb für die Anwohner. Der Verdienst war nur klein, half aber vielen Familien, sich über Wasser zu halten. Bis in die späte Nacht hinein wurde gearbeitet, bis die Trückli fertig waren. Jede Woche mussten sie in aller Frühe nach Frutigen zum Zündwarenfabrikanten gebracht werden. Die Fahrt dauerte vier Stunden. Für 1000 Trückli zahlte der Fabrikant 70 Rappen, später einen Franken. Eine Familie mit vier Kindern brachte es auf 6000 bis 8000 Trückli pro Woche. Dafür, dass dieses alte Handwerk nicht in Vergessenheit gerät, sorgt die Trückligruppe Adelboden.
Ein gemütliches Zusammentreffen
Im Saal ging es neben der Festwirtschaft mit vielen eindrücklichen Arbeiten weiter. An jedem Stand war wieder etwas Neues und Interessantes zu sehen. Wer ein Geschenk für Weihnachten oder sonst einen Anlass suchte, wurde bestimmt fündig. So gab es kreative Häkeleien, Frivolité, Handgewobenes, Getöpfertes, Drechslerarbeiten, Schnitzereien, bemalte Keramik, Modeschmuck aus Fimo und vieles mehr.
Die Horbodnerin und ehemalige Frutigerin Lilo Messerli-Bütschi erklärte, warum sie immer wieder gern nach Reichenbach kommt: «Hier treffe ich Leute, die ich das ganze Jahr hindurch nicht sehe, und auch meine Verwandten besuchen mich am Stand. Dabei darf ein gemeinsamer Schwatz nicht fehlen.» Dies ist nur eine Stimme von vielen, die alle ungefähr das gleiche sagten und sich schon auf nächstes Jahr freuen.
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