Seit die meisten Corona-Massnahmen aufgehoben sind, verbringen SchweizerInnen ihre Ferien zwar wieder vermehrt im Ausland. Wegen des langen und heissen Sommers waren Wanderungen und Übernachtungen in den heimischen Bergen trotzdem b eliebt. Einige der hiesigen SAC-Hütten ...
Seit die meisten Corona-Massnahmen aufgehoben sind, verbringen SchweizerInnen ihre Ferien zwar wieder vermehrt im Ausland. Wegen des langen und heissen Sommers waren Wanderungen und Übernachtungen in den heimischen Bergen trotzdem b eliebt. Einige der hiesigen SAC-Hütten vermelden sogar einen Rekord.
KATHARINA WITTWER
Einen Rekordsommer hatte etwa Fritz Wenger von der Doldenhornhütte. «Im Juli und August waren oft sogar unter der Woche alle Schlafplätze belegt. Das gab es zu meiner Zeit hier oben noch nie», so der Hüttenwart. Auch er hat den zeitweisen Wintereinbruch überbrückt. Sofern das Wetter es zulässt, möchte er die Hütte bis zum 23. Oktober offen halten. In einigen Kantonen sind die Herbstferien nämlich noch nicht zu Ende.
Steffi Bieri ist mit ihrer ersten Saison in der Fründenhütte zufrieden, sie zählte ungefähr 1500 Übernachtungen. «Das sind etwa 50 Prozent mehr als in den beiden Corona-Jahren.» Das Ausharren im Schnee Ende September hat sich für sie nicht wirklich gelohnt. Obwohl sich der Herbst Anfang Oktober von der schönsten Seite zeigte, nahmen nur wenige Gäste den Aufstieg über die Fründenschnur unter die Füsse. Bieris Saison ging letzten Sonntag zu Ende.
Drei Nachschubflüge nötig
«Die Medaille hat immer zwei Seiten. Die Gleichung lautet: viele Gäste = viel Arbeit. In diesem Sommer – meinem vierten und letzten hier oben – konnten wir einen Rekord an Übernachtungsgästen verbuchen.» Mit diesen Worten blickt Michael Zbären auf die vergangene Saison in der Gspaltenhornhütte zurück. Während des Wintereinbruchs Ende September lag fast ein halber Meter Neuschnee. Diese Woche ohne Gäste gewährte ihm und seiner Partnerin eine Verschnaufpause und gab ihnen Zeit, die ersten Einwinterungsarbeiten zu erledigen. Am heutigen Freitag schliessen sie die Hütte endgültig.
Die Balmhornhütte schliesst am Samstag. Gezählt wurden ungefähr 380 Übernachtungen – fast 80 mehr als im Vorjahr. «In sehr gut frequentierten Sommern kam es vor, dass wir Ende Juli einen Nachschubflug organisieren mussten. Dieses Jahr waren es drei!», berichtet Hansueli Ogi, Hüttenchef des SAC Altels. «Weil der Platz für das Leergut überfüllt war, nahm der Heli Anfang September auf dem Rückflug Abfall mit ins Tal. Das ist bisher noch nie vorgekommen.»
Das nur am Wochenende von Mitgliedern des SAC Wildstrubel bewartete Lohnerhüttli schliesst stets kurz nach dem 20. September. Hüttenchef Joachim Allenbach blickt zurück: «Der Schnee Ende Monat hatte auf die Saisonbilanz keinen Einfluss. Die Übernachtungszahlen bewegten sich im Rahmen der Vor-Corona-Zeit.»
Wasser war knapp, reichte aber überall
Wegen des im Sommer fehlenden Niederschlags wurde das Wasser in allen Hütten zu einem raren Gut. Gäste und Hüttenbetreiber waren gezwungen, sich einzuschränken. Fast überall musste die Wasserzufuhr wegen der schmelzenden Gletscher täglich verlegt, geputzt oder sogar neu gefasst werden – was mit grossem Mehraufwand verbunden war.
Nicht von einem Gletscher, sondern von der 1929 gefassten Quelle bezieht das Lohnerhüttli sein Wasser. Zwar brachte diese Quelle den ganzen Sommer wenig Wasser, aber es reichte immer. «Wir wissen nicht, woher das Wasser kommt. Hauptsache, die Quelle bleibt zuverlässig», ist Joachim Allenbach erleichtert.
Eine Saisonbilanz mit einem Rückblick auf Hans und Hildi Hostettlers 15 Jahre als Hüttenwarte in der Blüemlisalphütte erscheint in einer der nächsten «Frutigländer»-Ausgaben.