«Coolcation» im Trend
02.09.2025 TourismusLaut einer Auswertung des Europäischen Tourismusdachverbands (ETC) vom April bevorzugen 28 Prozent der Europäer gezielt Destinationen mit kühlerem Klima. 81 Prozent geben an, dass der Klimawandel ihre Reisepläne beeinflusst.
Aktuellere Daten der ...
Laut einer Auswertung des Europäischen Tourismusdachverbands (ETC) vom April bevorzugen 28 Prozent der Europäer gezielt Destinationen mit kühlerem Klima. 81 Prozent geben an, dass der Klimawandel ihre Reisepläne beeinflusst.
Aktuellere Daten der Outdoor-Plattform Komoot für Wanderungen und Radtouren bestätigen, dass die Bergfrische und Mikroabenteuer in den Schweizer Bergregionen stark gefragt sind und auch ausserhalb der Hochsaison viele Gäste anziehen. Zwischen Januar und Juli wurden in der Schweiz rund 12 Millionen Touren aufgezeichnet – ein Anstieg um 35 Prozent im Vergleich zum Vorjahr. Davon kommen mehr als 50 Prozent aus der Schweiz und rund ein Viertel aus Deutschland. Obwohl der Sommer die meisten Touren verzeichnet, liegen Frühling und Herbst nur wenig dahinter.
Dialog im Alpenraum
Die Nachfrage nach Zweitwohnungen in den Bergen steigt. Zweitwohnungsbesitzende bleiben länger im Ferienort als früher. Damit rückt das Verhältnis zwischen den Gemeinden, Einheimischen und den «Zweitheimischen» vermehrt in den Fokus. Die Schweizerische Arbeitsgemeinschaft für die Berggebiete (SAB) zeigt, wie das Zusammenspiel zwischen Ein- und «Zweitheimischen» funktionieren kann und welche Rolle die Gemeindebehörden dabei einnehmen.
Zu den Fallbeispielen gehören die Gemeinden Lenk, Goms und Obergoms, Anniviers, Bellwald, Hasliberg, Arosa, Wildhaus-Alt St. Johann, Flims, Laax und Falera sowie die Tourismusorganisation der Surselva. «Zweitheimische» können für das lokale Gewerbe wichtig sein: Sie unterstützen beispielsweise Dorfläden oder beteiligen sich an Projekten zur Erneuerung des Dorfkerns. Auch Ideen und Investitionen in die Weiterentwicklung touristischer Angebote gehören dazu. Entscheidend ist die Kommunikation auf Augenhöhe, Respekt und Verständnis für die unterschiedlichen Bedürfnisse beider Seiten.
Tourismus gezielt entwickeln
Weltweit wird der Tourismus weiter wachsen. Die Schweiz ist dabei laut Uni Bern-Tourismusforscher Adrian Müller keine Ausnahme. Wachstum dürfte es vor allem bei den touristischen Hauptattraktionen geben. Die Nachfrage aus fernen Märkten bleibt wahrscheinlich hoch. Das Geschäft mit Schweizer Gästen sei zwar nach wie vor stark, könnte aber leicht zurückgehen: «In wirtschaftlicher Hinsicht könnte sich die Wertschöpfung stärker auf die grossen Reiseziele konzentrieren, was kleine Regionen unter Druck setzen wird.»
Angesichts dieser Entwicklung kommt der Lebensqualität der einheimischen Bevölkerung und der Akzeptanz des Tourismus vor Ort besondere Bedeutung zu. Integrierte Ansätze, die sowohl die Bedürfnisse von Touristen als auch jene der einheimischen Bevölkerung berücksichtigen, sind dabei zentral.
Bessere Besucherlenkung
Die Universität Bern lanciert gemeinsam mit den Regionen Aletsch Arena, Lauterbrunnental und Grindelwald ein Forschungsprojekt zur nachhaltigen Entwicklung des Tourismus. Ziel ist es, innerhalb von drei Jahren neue Ansätze für das Monitoring und die Steuerung touristischer Bewegungen zu erarbeiten. Das wachsende Gästeaufkommen bringt Verkehrsbelastung, Flächenverbrauch und die Sicherung der Lebensqualität für Einheimische mit sich.
Bisher fehlen oft Daten, um Tourismusbewegungen innerhalb einer Destination präzise zu erfassen. Bestehende Informationen seien meist zu grob oder schwer interpretierbar und selten auf nachhaltige Ziele ausgerichtet. Dadurch ist es schwierig, wirksame Massnahmen für eine vorausschauende Lenkung zu entwickeln.
Das neue Projekt der Uni Bern will Hand in Hand mit der Praxis neue Monitoring- und Steuerungsansätze entwickeln, die zu anwendbaren und wirksamen Lösungen führen.
KURT METZ