Nach ihrer ersten vollen Alpsaison zieht die neue, mobile Alpkäserei im Ueschinental eine positive Bilanz. Drei Älplerfamilien teilen sich die Anlage – und sind begeistert von der Flexibilität und Effizienz dieser Lösung.
Im Sommer 2000 wurde ...
Nach ihrer ersten vollen Alpsaison zieht die neue, mobile Alpkäserei im Ueschinental eine positive Bilanz. Drei Älplerfamilien teilen sich die Anlage – und sind begeistert von der Flexibilität und Effizienz dieser Lösung.
Im Sommer 2000 wurde an Ueschinen erstmals ein mobiler Melkstand in Betrieb genommen. 15 Jahre später entstand die Idee einer mobilen Alpkäserei – und im Spätsommer 2024 kam sie erstmals zum Einsatz. Nach Abschluss der Alpsaison 2025 ziehen die Beteiligten eine positive Bilanz. Die drei Älplerfamilien Beatrice und Ernst Wandfluh, Linda und Ruedi Grossen sowie Erika und Edi Grossen betrieben bis vor Kurzem eigene Käsereien an Ausserund Inner-Ueschinen. «Bei allen standen Sanierungen an. Dazu kam der Generationenwechsel mit der Neuorganisation der Betriebe», erklärt Hans Rösti von der Alp Ueschinen. Der Bau einer zentralen Käserei fand damals wenig Unterstützung. «Durch diese Umstände wurde die mobile Käserei wieder ein Thema», so Rösti. Tatsächlich sind während einer Alpsaison rund 600 Liter Milch pro Tag zu verarbeiten. «Wir Älpler müssen nur schauen, dass immer genügend Holz für den Kessel vorhanden ist», sagt Ernst Wandfluh. Nun sind die Tiere zurück im Tal – und auch die mobile Käserei wird vor dem ersten Schnee gezügelt. «Für uns stimmt es so. Das Arbeiten in der mobilen Käserei ist gut möglich. Da hatte Hans eine gute Idee», lobt Wandfluh.
Erfolgreiche erste Saison
Im Sommer 2025 war die Anlage erstmals voll betriebsbereit. Sie produzierte rund 4,5 Tonnen Alpkäse. Alpkäse, Mutschli und Raclettekäse wurden alle zwei Wochen anteilsmässig auf die drei Lieferanten verteilt.
Dank dieser Lösung mussten keine neuen Käsekeller gebaut werden, die bestehenden Räume konnten weiter genutzt werden.
Wie entstand die mobile Käserei?
Die Betreiber der Chüejer-Ches GmbH sind zufrieden: «Wir könnten pro Tag theoretisch bis zu 1600 Liter Milch verarbeiten», erklärt Hans Rösti. 2022 wurde Thomas Blättler von der Berner Fachhochschule beauftragt, einen Businessplan zu erstellen. Im selben Jahr kam der Frutiger Metallbauer Marco Rieder für die technische Umsetzung. 2023 gründeten die beteiligten Familien die GmbH. Im Winter 2023/24 entstand die Käserei auf einem Lastwagenanhänger. und am 15. August 2024 begann die Produktion. Bis zum Ende der Alpsaison wurden rund 180 Laibe Berner Alpkäse AOC hergestellt. Auch das Mulchen von Käserin Franziska Imhof wurde mit 20 Punkten bewertet.
Für Metallbauer Rieder war das Projekt eine Knacknuss. «Der Käsekessel mit 1200 Litern Fassungsvermögen ist so gross, dass fast nichts anderes Platz hat», erklärt er. Neben dem Kessel wurde ein Pasteur von 400 Litern installiert. «Trotzdem brauchte es einen zweiten Kessel, eine Einrichtung zum Vorpressen der Käsemasse, eine Käsepresse und die gesamte Waschinfrastruktur nach Hygienestandards.» Die Lösung: Mehrere Geräte wie Wärmeaufbereitung, Warmwasserspeicher und Drucklufterzeuger wurden in einem zusätzlichen Anhänger untergebracht. Auch die Presse musste als Spezialanfertigung realisiert werden, um den knappen Platz optimal zu nutzen.
MICHAEL SCHINNERLING