Tradition trifft Präzision
29.08.2025 SportAm Sonntag, 24. August, verwandelte sich die Wiese oberhalb der Kirche in Frutigen in einen Schauplatz voller Energie, Tradition und beeindruckender Handwerkskunst. Die Berner Kantonale Handmähmeisterschaft lockte 160 Teilnehmerinnen und Teilnehmer sowie begeisterte Zuschauer nach ...
Am Sonntag, 24. August, verwandelte sich die Wiese oberhalb der Kirche in Frutigen in einen Schauplatz voller Energie, Tradition und beeindruckender Handwerkskunst. Die Berner Kantonale Handmähmeisterschaft lockte 160 Teilnehmerinnen und Teilnehmer sowie begeisterte Zuschauer nach Frutigen.
«Ich nehme 2.60 Meter», war von Berchtold Reichen aus Achseten zu hören. Sofort wurde das Maad von zwei Helfern gemessen und abgesteckt. «Fertig, Los», rief ein Kampfrichter und Reichen legte los. «Wir schauen auf Sauberkeit, Tempo und ob entlang der Absteckung sauber geschnitten wurde», so der Kampfrichter Nico Wyssen. Offenbar waren die Kampfrichter sehr zufrieden mit Reichen. Denn am Ende holte dieser sich den dritten Rang in der Kategorie Herren 2.
Mit Sense und Können traten die Handmäherinnen und Handmäher gegeneinander an. Die Atmosphäre war geprägt von sportlichem Ehrgeiz, aber auch von Gemeinschaftssinn und Respekt gegenüber der jahrhundertealten Kunst des Mähens. Besonders beeindruckend war die Vielfalt der Altersgruppen, von jungen Nachwuchstalenten bis hin zu erfahrenen Veteranen, die mit ruhiger Hand und präzisem Schwung ihre Parzellen meisterten.
Genau so dachte auch Peter Allenbach aus Frutigen: «Ich mähe zwischendurch bei der Oberstufenschule. Das geht meist schneller als mit der Maschine. Und das Mähen mit der Sense ist ökologisch und schützt die Bienen», erklärte der 75-Jährige. «Es ist eine schöne Tradition, die wir mit Stolz pflegen und so den Sportsgeist fördern können.
Es gibt drei nationale Austragungen pro Jahr (Herisau, Frutigen und Ingenbohl), da trifft man stets auf viele andere Handmäher und es fühlt sich manchmal an wie eine grosse Familie», erklärte Anina Trachsel vom OK.
Der Höhepunkt am Abend
Ein Höhepunkt war die Siegerehrung, bei der die besten Mähtalente des Tages mit Applaus und Auszeichnungen gefeiert wurden. Die Meisterschaft zeigte einmal mehr, wie lebendig und relevant das Handmähen in der Schweiz geblieben ist, als Sport, als Kultur und als gelebte Tradition. «Wir hatten gehofft, dass es ein schönes Fest gibt. Unsere Erwartungen wurden übertroffen», so Trachsel. Den Saisonabschluss gibt es am Sonntag, 7. September, bei der Innerschweizer Handmähmeisterschaft in Ingenbohl. Dann wird der Schweizermeister gekürt. Die Resultate der Ostschweizer Handmähmeisterschaft, Herisau (20. Juli), die Berner Kantonale Meisterschaft, Frutigen (24. August) und der Innerschweizer Handmähmeisterschaft, Ingenbohl (7. September) werden dann zusammengezählt und so der Schweizermeister ermittelt.
Handmähen «fägt» einfach
Die diesjährige Austragung ist die 29. in Frutigen. «Oberhalb der Kirche sind wir seit gut 15 Jahren, zuvor befand sich der Austragungsort beim Flugplatz in Frutigen. Aktuell haben wir 160 Anmeldungen, dies ist wie in den letzten Jahren und sehr passend für uns. Wir starten in den Kategorien: Grosse und kleine Buben und Mädchen. Zwei Damen und drei Herren Kategorien, alle nach Jahrgang aufgeteilt. Die kleinen Kinder mähen ein Maad (Historisches Flächenmass) von 6 m Länge, die grossen Kinder und alle Damen 12 m und die Herren 24 m. Die Breite des Maads darf jeder selbst bestimmen. Bei den Kindern sind dies zum Teil ein Meter oder noch weniger und die Erwachsenen mähen eine Maad von 1 bis 2.60 m Breite. Mit der Stoppuhr wird die benötigte Zeit gemessen. Dies geht von 50 Sekunden bis 6 Minuten, zum Beispiel bei den kleinen Kindern. Handmähen fägt einfach», so das Organisationskomitee beim Wettkampf.
Die Regeln beim Mähen
Jeder Teilnehmer darf in seiner gewünschten Mähbreite mähen. Fürs Endresultat werden die Quadratmeter durch die gestoppte Zeit gerechnet. Für unsaubere Mäharbeit werden Strafpunkte vergeben. Beim Saisonfinale in der Innerschweiz wird nicht nur um die Tagessiege und Kränze gemäht, sondern es werden auch die Schweizermeistertitel vergeben. Wer an allen drei Wettkämpfen – Ostschweiz (Herisau), Bern (Frutigen) und der Innerschweiz (Ingenbohl) – dabei ist und zusammengezählt am wenigsten Punkte auf seinem Konto hat, darf sich als Schweizermeister feiern lassen.
MICHAEL SCHINNERLING
Auszug Kränze und Zweige fürs Frutigland:
• Zweige Jugend Mädchen 6m: Alice Reichen Adelboden; Melina Steinauer Rothenthurm. Jugend Knaben 6m: Marco Al lenbach Frutigen; Aron Reichen Frutigen.
• Kränze Damen 1, 12m: Anina Trachsel Adelboden;
• Damen 2, 12m: Dori Wyssen Ried;
• Herren 1, 24m: Lorenz Wyssen Ried.
• Herren 2, 24m: Berthold Reichen Achseten; Hermann Reichen Achseten;
• Herren 3, 24m: Hansueli Wyssen Ried.