VBS: Bisherige Risikoannahmen wurden bestätigt
16.04.2025 Kandergrund, Blausee, MitholzMITHOLZ Am Mittwoch, 26. April, präsentierte das VBS vor Ort seine aktualisierte Risikoabschätzung für die Räumung der alten Munition. Aufgrund der Untersuchungen werden einige Massnahmen zwar reduziert, Explosionsereignisse werden auch durch die neuen Resultate aber ...
MITHOLZ Am Mittwoch, 26. April, präsentierte das VBS vor Ort seine aktualisierte Risikoabschätzung für die Räumung der alten Munition. Aufgrund der Untersuchungen werden einige Massnahmen zwar reduziert, Explosionsereignisse werden auch durch die neuen Resultate aber nicht ausgeschlossen.
Hans Rudolf Schneider
Am Mittwochabend wurde die Bevölkerung von Kandergrund über den aktuellen Stand des Räumungsprojektes Mitholz informiert. Kernaussage dabei war, dass aufgrund der bisherigen technischen Untersuchungen von Munition, Munitionslager und Umgebung eine Übertragung einer explodierenden Granate auf weitere Geschosse und Bomben möglich ist. Aus diesem Grund könne ein Explosionsereignis mit mehreren Munitionsobjekten nicht ausgeschlossen werden. «Simulationen des Splitter- und Trümmerwurfs zeigen, dass auch bei einem Ereignis mit einer Tonne Sprengstoff mehrere Schwerverletzte oder Todesopfer in den bewohnten Liegenschaften sowie auf Strasse und Bahn nicht ausgeschlossen werden können», heisst es seitens VBS-Projektleitung.
Es fehlen noch Informationen
Die Unsicherheit bleibe gross, weil rund drei Viertel des eingestürzten Bahnstollens für Sondiergrabungen nicht zugänglich seien. „Damit sind derzeit keine verbindlichen Informationen zu Menge, Lage und Zustand der Munition im restlichen Stollen gemacht werden», sagte Gesamtprojektleiter Adrian Goetschi vor den Medien. Deshalb verändert sich die Beurteilung – basierend auf der Risikoanalyse VBS 2022 – nicht grundsätzlich. Es könne nach wie vor nicht beurteilt werden, ob ein grosses Ereignis als Folge einer Explosionsübertragung mit hinreichend grosser Sicherheit ausgeschlossen werden kann. Ein Vorfall mit einer Tonne Sprengstoff wird als relevante Grösse für die Bemessung der Schutzmassnahmen für die Räumung beurteilt.
Betonmauern leicht reduziert
Das heisst konkret auch, dass die Umsiedlung der Bevölkerung sowie die Realisierung von Schutzbauten für Bahn (Galerie) und Strasse (Verlängerung Lawinenschutztunnel talauswärts) für die sichere Durchquerung des Gefahrenbereichs unverzichtbar sind. International gelte ein Sicherheitsabstand respektive ein Sperrgebiet von 1250 Metern zu einer 15 cm Lang-Granate, die geräumt wird. Das ist in Kandergrund gar nicht möglich, da sonst die Verkehrslinien dichtgemacht werden müssten. Also erstellen wir Schutzbauwerke, um diese Zone auf 150 Meter zu reduzieren“, erklärte Goetschi. Aufgrund der letzten Untersuchungsergebnisse wurden diese Schutzmassnahmen jedoch leicht angepasst. Namentlich werden die Bauten für Strasse und Bahn gegen kleinere Trümmergrössen geschützt (Reduktion um Faktor 3). Konkret bedeutet das eine Reduktion der Betonstärken. Das werde aber optisch kaum wahrgenommen, erklärt Gesamtprojektleiter Adrian Goetschi. Auch finanziell sei dies eine ganz kleine Reduktion. «Unsere Untersuchungen werden fortgesetzt und die Erkenntnisse werden laufend für die Bemessung der Schutzmassnahmen für die sichere und kosteneffiziente Räumung berücksichtigt“, heisst es weiter. Anpassungen sind also durchaus noch denkbar.
Nicht nur Sprengstoff droht
Vor Ort in der Turnhalle wurde an verschiedenen Posten auch von Seiten armasuisse (W+T) über die technischen Erkenntnisse mit der alten Munition informiert und der Kampfmittelräumdienst der Schweizer Armee (Kamir) gab Auskunft über die vorgefundenen Geschosse und Überreste. Solche sind in einem grösseren Gebiet vorhanden als erwartet, die Räumung des Aussengeländes des ehemaligen Munitionsmagazins gehört deshalb zu den Aufgaben. «Auf der Fläche eines grösseren Schlafzimmers muss im Schnitt mit einem Geschoss vom Kaliber 47 bis 75 mm gerechnet werden», versuchte der Projektleiter das Problem zu veranschaulichen. Er wies zudem darauf hin, dass zwar immer vom Explosionsrisko die Reds sein, aber in Mitholz auch Schadstoffe und Naturgefahren vorhanden seien, die auch zum Schutz der Menschen auf der VBS-Baustelle berücksichtigt werden müssten.
Jahresbericht «Räumung ehemaliges Munitionslager Mitholz» 2024 zum Download