Viele Ideen, doch nicht alle sind durchführbar
25.03.2025 KrattigenDank der markanten Zunahme der Übernachtungen schliesst die Jahresrechnung 2024 von Krattigen Tourismus mit einem Plus ab. Der Vorstand des Vereins konnte erweitert werden, und im Traktandum Verschiedenes wurde eifrig diskutiert und abgewägt, welche Wünsche erfüllbar ...
Dank der markanten Zunahme der Übernachtungen schliesst die Jahresrechnung 2024 von Krattigen Tourismus mit einem Plus ab. Der Vorstand des Vereins konnte erweitert werden, und im Traktandum Verschiedenes wurde eifrig diskutiert und abgewägt, welche Wünsche erfüllbar und wo den Leistungserbringern die Hände gebunden sind.
KATHARINA WITTWER
Im Vergleich zum Vorjahr nahmen die Logiernächte 2024 um insgesamt 1584 oder 6,9 Prozent zu. Abnahmen verzeichneten die Hotellerie (–6,5 Prozent) und die Gruppenunterkünfte (–41,4 Prozent). Dagegen verzeichnete der Campingplatz ein Plus von 358 Übernachtungen (+4,45 Prozent). Geradezu kometenhaft schossen die Übernachtungen in den Ferienwohnungen und Bed and Breakfasts in die Höhe, nämlich um 2258 auf 7032, was einer Zunahme von 47,3 Prozent entspricht.
Wegen dieser insgesamt erfreulichen Entwicklung schloss die Erfolgsrechnung von Krattigen Tourismus statt mit einem budgetierten Verlust von 1832 Franken mit einem Gewinn von knapp 8000 Franken ab.
Zusätzliches Vorstandsmitglied gefunden
Seit Jahren besteht der Vorstand aus bloss drei Personen; Martina Gfeller, Ingrid Kuster und Angela Baumann wurden für weitere zwei Jahren in ihrem Amt bestätigt, ebenfalls die langjährigen Rechnungsrevisoren. Neu erweitert Sarah Schweizer vom Camping Stuhlegg das Gremium. «Eine oder zwei zusätzliche Personen wären sehr willkommen!», wünscht sich die Präsidentin Martina Gfeller.
QR-Codes statt Infotafeln
Im Budget fürs laufende Jahr sind 7500 Franken Investitionen eingestellt. «Noch haben wir nicht genau definiert, wie der Betrag aufgeteilt wird. Beim Seebad Lido werden wir ein Gestell für Stand-up-Paddles (sogenannte SUPs) anschaffen. Offerten sind noch nicht eingegangen», informierte Martina Gfeller. Angedacht ist, bei zwei bis drei Bänkli einen QR-Code zu befestigen. «Statt kostspielige Panoramatafeln erstellen zu lassen, greift man heutzutage zum Handy und informiert sich mittels QR-Code über die Aussicht», erklärte sie. Zudem müssten einige Bänkli repariert oder ersetzt werden.
Viele Wünsche und Ideen
Die Nachfrage, den Wohnwagen im Winter auf dem Campingplatz stehen zu lassen, steigt. «Dem Wintersport kann wohl in der Umgebung gefrönt werden, doch viele Gäste möchten zum Skifahren nicht mit dem eigenen Auto nach Adelboden oder Lauterbrunnen fahren», informierten die Betreiber des Camping Stuhlegg. Wünschenswert wäre deshalb ein Shuttlebus, der täglich oder zumindest bei schönem Wetter in ein Skigebiet oder im Sommer an den Thunersee fährt. Ein Fahrzeug zu organisieren, wäre wohl das kleinste Problem, wusste ein Anwesender aus Erfahrung. Im Gegensatz zu privaten, kostenlosen Fahrdiensten müssen Chauffeure aber auch bei einer kleinen Transportgebühr im Besitz einer Taxiprüfung sein. Es sei nun Aufgabe der Anbieter von Unterkünften, sich zusammenzusetzen und eine Strategie zu erarbeiten. Ob so ein derartiges Angebot umsetzbar ist, ist ungewiss.
Eine Anbieterin von mehreren Appartements, welche mehrheitlich von Asiaten belegt werden, bemängelte das fehlende ÖV-Angebot Richtung Interlaken. «Leider können meine Gäste kaum von der ‹PanoramaCard› (Gästekarte von Thun-Thunersee Tourismus, an die Krattigen angeschlossen ist) profitieren.» Mit dem Postauto nach Spiez zu fahren und dort mit dem STI-Bus via Thun und anschliessend via Gunten aufs Bödeli zu gelangen, sei keine Option.
Was wäre, wenn …
In Krattigen macht man sich schon länger Gedanken, den Tourismusverein aufzulösen und aus Thun-Thunersee Tourismus (TTST) auszutreten. Gründe für diese Überlegung sind zum einen der kleine Vorstand und zum anderen, dass das Sekretariat in die Gemeindeverwaltung integriert ist. TTST-Mitglieder leiten pro Logiernacht einen bestimmten Betrag an die Dachorganisation weiter. 2024 belief sich diese Summe im Fall Krattigens auf insgesamt gut 37 000 Franken.
Weil die Vereinsführung und einige Anbieter von Unterkünften wissen wollten, ob die Mitgliedschaft von Krattigen Tourismus den erwünschten Mehrwert bringe, erhielt Norbert Schmid, Geschäftsführer von TTST, im Anschluss an die Versammlung Gelegenheit zur Aufklärung. «Wir sind Ansprechpartner für die ganze Region, verlinken jede Website mit Unterkünften und Leistungserbringern, leisten Schützenhilfe bei Buchungsprogrammen, machen Umfragen und werten sie aus oder handeln mit Bahnen, Museen usw. Preise und vor allem Rabatte für Inhaber der PanoramaCard aus», so Schmid. Ein Teil des Geldes fliesse zur Organisation «Welcome Bern» und an Interlaken Tourismus (IT) für deren weltweite Grundlagenwerbung. Davon profitiert auch Krattigen. «Würdet ihr austreten, wäre das für die Gäste zwar vorteilhaft, denn sie hätten bloss noch die gemeindeeigene Kurtaxe zu berappen», erläutere Schmid. «Ihr hingegen würdet quasi ein weisser Fleck in der Tourismuslandschaft.» Norbert Schmid informierte auch darüber, dass es unmöglich sei, sich Interlaken anzuschliessen. An den starren Libero-Zonen gibt es nichts zu rütteln. Für ÖV-Benutzer einiger Orte sind sie vorteilhaft, Krattigen gehört jedoch zu den Benachteiligten.
Je nach Gästesegment waren die Anwesenden mit den Ausführungen mehr oder weniger zufrieden. Krattigen Tourismus wird demzufolge vorläu!g bei Thun-Thunersee Tourismus bleiben.