Vom Bergbauern dorf zum Tourismusort
25.07.2023 Aeschi, AeschiriedDer Verkehrsverein des «Luftkurorts 1. Ranges» feiert sein 125-jähriges Bestehen und hat sich zum Ziel gesetzt, der familienfreundlichste Ort im Berner Oberland zu werden.
HANS HEIMANN
Ende des 19. Jahrhunderts hatte der Fremdenverkehr in Aeschi ...
Der Verkehrsverein des «Luftkurorts 1. Ranges» feiert sein 125-jähriges Bestehen und hat sich zum Ziel gesetzt, der familienfreundlichste Ort im Berner Oberland zu werden.
HANS HEIMANN
Ende des 19. Jahrhunderts hatte der Fremdenverkehr in Aeschi von Jahr zu Jahr zugenommen. Parallel zu dieser Entwicklung wurden Hotels neu gebaut oder erweitert. So wurde etwa das Hotel Niesen um einen grossen Anbau ergänzt und der alte «Bären» wich einem Neubau.
Schon weitherum bekannt war das Bad Heustrich, dessen heilende Quellen bereits 1767 entdeckt worden waren. Aus einem anfänglich einfachen Badekasten entstand Ende des 19. Jahrhunderts das Heustrichbad, das mit seinen mehr als 300 Gästebetten bald einen ausgezeichneten Ruf hatte.
Die Badegäste genossen meist vormittags eine Kur, während sie nachmittags zu Fuss oder per Kutsche Ausflüge in die Gegend und auch hinauf nach Aeschi machten, wo sie die Aussicht genossen.
Weitere Hotels und Pensionen entstehen
Als Gasthaus zum Einkehren und Erfrischen gab es in Aeschi vorerst nur den «Bären». Der 1531 eröffnete «Sternen» war seinerzeit die Herberge der Fuhrleute und Säumer. Um auch anderen Gästen eine Herberge bieten zu können, baute Samuel Luginbühl 1855 den «Niesen», in dem es auch Gästezimmer gab. Die Herberge mit Wirtschaft florierte, sodass Luginbühl keine zehn Jahre später das Hotel Blüemlisalp (heute Aeschipark) bauen liess. Ganz in der Nähe hatte Abraham Aellig 1896 den alten «Bären» durch einen mächtigen «Betonpalast» ersetzt.
Die Anfänge des Verkehrsvereins Aeschi sind eng verbunden mit einem Namen: Gustav Ernst Schweizer. Der war laut dem «Geschäftsblatt für den oberen Teil des Kantons Bern» im Dezember 1897 vom bernischen Regierungsrat als Pfarrer von Aeschi bestätigt worden. Jener Pfarrer Schweizer setzte sich nun dafür ein, die gemeinsamen Interessen zur Förderung des Aeschiner Fremdenverkehrs zu bündeln.
An der Gründungsversammlung des Verkehrsvereins Aeschi 1898 wurde Schweizer zum ersten Präsidenten gewählt. Fortan nannte man sich «Luftkurort 1. Ranges». In ganz ganz Europa liess man Schriften verteilen, in denen zu lesen war: «Das idyllische Bergdorf Aeschi am Fuss des wohlbekannten Niesens zählt zu den schönsten Punkten des Berner Oberlandes.» Der Werberuf wurde erhört, schon bald kamen die Gäste – unter anderem aus Genf, weil der bekannte Genfer Kunstmaler August Baud-Bovy Aeschi als sein Domizil gewählt hatte.
Mehr als zehn Hotels und Pensionen
Der touristische Aufschwung im kleinen Dorf oberhalb Spiez war beachtlich und erforderte bald zusätzliche Beherbergungsmöglichkeiten. 1902 zählte Aeschi elf Hotels und Pensionen, die 450 Gästen Unterkunft boten und den Einheimischen und dem lokalen Gewerbe neue Einnahmequellen erschlossen. Die wachsende Beliebtheit des Ortes und seiner Umgebung führte zu weiteren touristischen Investitionen. Zu den wichtigsten gehörten der Bau der Eisenbahn von Spiez nach Frutigen mit der Bahnstation Heustrich im Jahr 1901 sowie die Eröffnung der Niesenbahn mit Talstation in der Gemeinde Aeschi 1910. Drei Jahre später wurde die Eisenbahnstrecke von Frutigen bis nach Brig weitergeführt.
Als noch Orchester aufspielten
Es dauerte noch ein Jahrzehnt, bis Aeschi in den Fahrplan des öffentlichen motorisierten Verkehrs aufgenommen wurde. Zunächst hatte man sich wegen der «Ruhe der Kurgäste und der Staubplage» Sorgen gemacht. Vor einem Jahrhundert war es dann aber so weit: Die 1923 gegründete Autogenossenschaft Spiez-Krattigen-Aeschi löste den Kutschenbetrieb ab.
Nach dem Ersten Weltkrieg schrieb das alte Bad Heustrich aufgrund der ausbleibenden Gäste rote Zahlen und fiel 1932 vermutlich einer Brandstiftung zum Opfer. In Aeschi jedoch schien man die Auswirkungen des Krieges überwunden zu haben. In jener Zeit erlebte der Fremdenverkehr besonders im Sommer einen Aufschwung, in den grossen Hotels spielte dann jeweils ein Kurorchester auf. Doch wie überall brach der Tourismus während des Zweiten Weltkriegs komplett zusammen. Der ohnehin nicht recht ins ins Ortsbild von Aeschi passende «Bären» wurde abgerissen und wich 1953 einem Bankgebäude.
Skilifte brachten neuen Schub
Investitionen in die touristische Infrastruktur verhalfen dem Dorf zu neuem Aufschwung. Der Wunsch der Gäste nach sportlichen Freizeitbeschäftigungen wuchs, und mit dem Bau zweier Skilifte in den 1970er-Jahren konnte Aeschi ihnen auch im Winter etwas bieten, ebenso mit der späteren Eröffnung einer Langlaufloipe und eines Hallenbads. Mit dem Camping Panorama und dem Viersternehotel Aeschi Park wurde das Bettenangebot weiter vergrössert. Für landesweite Furore sorgte das erste Frauenschwingfest der Schweiz, das auf private Initiative hin organisiert wurde.
Der Anlass wurde zum unerwarteten Publikumserfolg und war dem Schweizer Fernsehen einen Beitrag wert.
Zu seinem 125-jährigen Bestehen hat sich der Tourismusverein laut Geschäftsführer Jan Wittwer zum Ziel gesetzt, der familienfreundlichste Ort des Berner Oberlands zu werden. Zum Jubiläum hat Aeschi Tourismus zu den bestehenden Erlebniswegen, der Schatzsuche und dem Mini-Trail einen neuen Rätsel-Trail ins Leben gerufen. Zudem wurde eine Zeitachse erstellt, welche die Entwicklung des Aeschiner Tourismus aufzeigt (siehe Grafik rechts). Diese Zeitachse wird an einem öffentlichen Platz für alle zugänglich sein.
Programm
Die Jubiläumsfeier von Aeschi Tourismus findet für geladene Gäste am 1. August statt. Im Anschluss die offizielle Nationalfeier, zu der alle Personen eingeladen sind.
ab 17.00 Uhr
Festwirtschaft mit Grillangebot und verschiedenen Menüs
ab 17.30 Uhr
Start der Unterhaltung vor Ort: Tanzgruppe sub(s)tanz, Alphornbläser, Seebärgörgeler, Hüpfburg und Kinderschminken
ab 18.00 Uhr
Festrede von Christian Däpp, Gemeindepräsident Aeschi
ab 22.00 Uhr
Höhenfeuer auf der Aeschiallmend
ab 22.30 Uhr
Feuerwerk