Vom Fussballplatz zum Laufsport
16.09.2025 SportUrsin Wohler entdeckte seine Leidenschaft fürs Laufen erst nach dem Umzug ins Berner Oberland. In seiner Heimat, dem Unterengadin, war Laufen eher ein Alternativprogramm. Die Trainings mit dem Fussballklub gefielen ihm zwar, doch erst während der Covid-Zeit packte ihn das ...
Ursin Wohler entdeckte seine Leidenschaft fürs Laufen erst nach dem Umzug ins Berner Oberland. In seiner Heimat, dem Unterengadin, war Laufen eher ein Alternativprogramm. Die Trainings mit dem Fussballklub gefielen ihm zwar, doch erst während der Covid-Zeit packte ihn das Lauffieber richtig. Der Grand Prix von Bern 2022 war dann Ursins erster offizieller Lauf nach den Kinderrennen als kleiner Bub.
Ursin Wohler nahm am Samstag, 13. September, wieder einmal die Möglichkeit wahr, mit seinen beiden Schwestern zu trainieren. «Dies ist nicht oft möglich. Und wenn, dann wird es immer intensiv», so Ursin. Seine Motivation für den Sport ist es, eines Tages zur nationalen Spitze zu gehören. Ursin sieht jedes Training als Schritt in diese Richtung und schätzt das Privileg, seinem Körper durch Sport meist etwas Gutes zu tun. Seine Trainingswoche (mit einem Ruhetag) umfasst etwa 12 bis 15 Stunden mit Intervalltraining bei der Leichtathletikvereinigung Thun, Kraft- und Ausdauereinheiten sowie längeren Läufen am Wochenende, eine Belastungsgrenze, die er bewusst ausreizt. «Im Vergleich zu meinen Schwestern liegt mein Fokus stärker auf dem Rad, während sie mehr Rollski trainieren. Die Trainingsstruktur ist jedoch ähnlich. Früher profitierte ich stark vom Wissen meiner Schwestern, heute habe ich meinen eigenen Trainer und viel Erfahrung gesammelt», so Ursin. «Mein sportliches Vorbild ist Laura Philipp, die mit Disziplin und Spätstart an die Weltspitze im Triathlon gelangte. Ihre Geschichte zeigt mir, was mit Durchhaltewillen möglich ist», liess Ursin wissen. «Rückschläge und Verletzungen, bisher zwei durch grössere Überlastungserscheinungen, nutzte ich, um an Schwächen zu arbeiten, etwa durch Stabilitäts- oder Schwimmtrainings», erklärte er. Die Erfolge seiner Schwestern motivieren Ursin enorm, «gerade, weil in der Öffentlichkeit oft nur über sie gesprochen wird. Das spornt meinen Ehrgeiz an. Gemeinsame Trainings sind selten geworden, und wenn sie stattfinden, fordern wir uns gegenseitig heraus», so Ursin.
Mentale Stärke und ein fester Ablauf als Schlüssel zum Erfolg
Mentale Stärke spielt für Ursin eine zentrale Rolle: Sie hilft ihm, täglich zu trainieren, Rückschläge zu verkraften, Druck standzuhalten und Wettkämpfe trotz Erschöpfung durchzuziehen. «Rituale habe ich keine, jedoch einen festen Ablauf vor Wettkämpfen, der mir Sicherheit gibt, inklusive abgestimmter Ernährung und Zeitplanung. Dieser strukturierte Ablauf hilft mir, spontane Probleme zu vermeiden», liess Ursin wissen. Für die kommenden Jahre hat Ursin grosse Ziele: Er möchte in das nationale Kader aufgenommen werden und bei Meisterschaften vorne mitmischen, ob im Duathlon, im Triathlon oder im Strassenradsport, wird sich zeigen.
Gänsehautmomente im Wettkampf
«Ein besonders emotionaler Moment war der Sieg beim Mountainrun in Grindelwald nach einer schwierigen Verletzungsphase, allein an der Spitze, bei traumhaftem Wetter. Da bekam ich schon Gänsehaut», so Ursin. Genauso war der gemeinsame Engadin Skimarathon mit seinen Schwestern ein Highlight für ihn: «Frühmorgens bei eisiger Kälte starten und gemeinsam ins Ziel laufen – ein unvergessliches Erlebnis.»
Balance zwischen Beruf und Leistungssport
Die Vereinbarkeit von Beruf und Sport ist für Ursin eine tägliche Herausforderung. Er nutzt seine freien Schultage zur Erholung und plant mit seinem Trainer die Woche so, dass harte Trainings nicht auf körperlich anstrengende Arbeitstage fallen. «Abseits des Sports liebe ich gutes Essen, spiele Fifa (Fussballsimulationsspiel) mit Freunden, schaue Fussball und feuere meine Schwestern bei Wettkämpfen an. Im Sommer geniesse ich die Abende in der Spiezer Bucht», liess Ursin wissen.
Persönliche Einblicke
In zehn Jahren sieht er sich mit seiner Partnerin in Spiez, mit abgeschlossenem Sportstudium und einer spannenden beruflichen Aufgabe. Sportlich bereitet er sich auf die Duathlon-WM vor. «Ich bin sehr ehrgeizig, selbst beim Uno-Spiel mit der Grossmutter. Ich kann meinen Ärger bei Niederlagen allerdings gut verbergen», so der Athlet. Ausserdem ist er ein leidenschaftlicher Musikliebhaber: «Mit über 1000 Stunden Musik im Jahr, zähle ich zu den Top-3-Prozent der Spotify-Nutzer.»
Ursin Wohler ist 19-jährig und wohnt in Spiez. Er macht eine Lehre als Schreiner mit Berufsmatura.
Seine Hobbys sind Laufen, Rennradfahren, Langlaufen, Schwimmen und Skifahren. Ausserdem ist Ursin noch Fussballschiedsrichter.
MICHAEL SCHINNERLING