Von der Piste bis zum Promilletest – Sanitäter üben den Ernstfall
10.10.2025 KanderstegDrei realitätsnahe Übungen führten der Militärsanitätsverein Kandertal und Simme sowie die Samariter Wimmis bei den Sprungschanzen in Kandersteg durch. Zum einen wurde ein schwerer Unfall beim Tubing simuliert, ein Betrunkener musste gebändigt werden, und ein ...
Drei realitätsnahe Übungen führten der Militärsanitätsverein Kandertal und Simme sowie die Samariter Wimmis bei den Sprungschanzen in Kandersteg durch. Zum einen wurde ein schwerer Unfall beim Tubing simuliert, ein Betrunkener musste gebändigt werden, und ein junger Mann rutschte beim Abstieg aus und verletzte sich. Ziel der Übung war es, die Einsatzbereitschaft, medizinische Versorgungskompetenz und die Kommunikation der Sanitätskräfte unter realistischen Bedingungen zu testen.
MICHAEL SCHINNERLING
Das Szenario begann mit einem inszenierten Zwischenfall, bei dem ein Kunde während der rasanten Fahrt mit dem Tubingreifen die Kontrolle verlor und mit dem Kopf ungebremst gegen die Bande prallte. Der «Verletzte» blieb regungslos liegen. Die Sanitätsgruppe traf rasch am Unfallort ein, sicherte die Unfallstelle unverzüglich ab und begann mit der Erstversorgung.
Der Figurant zeigte keine Reaktion, wies jedoch eine stark blutende Kopfverletzung auf und wurde als bewusstlos eingestuft. Die Sanitäter überprüften die Vitalzeichen, legten einen Halsschienengriff zur Stabilisierung der Halswirbelsäule an und versorgten die Wunde. Nach der Stabilisierung wurde der Patient behutsam für den Transport mit dem Helikopter vorbereitet, der aufgrund der Verletzungen aufgeboten wurde. Die Bergung war besonders anspruchsvoll und erforderte die koordinierte Zusammenarbeit mehrerer Helfer. Die Übung zeigte eindrücklich, wie wichtig eine gut eingespielte Sanitätsgruppe ist, wenn es darum geht, bei Outdoor-Aktivitäten wie Tubing schnell und professionell Hilfe zu leisten.
Ein Einsatz mit Geduld und Entschlossenheit
Es war ein Tag voller sportlicher Energie bei der Sprungschanze HS 27 in Kandersteg. Zuschauerinnen und Zuschauer hatten sich versammelt, um die Athletinnen und Athleten zu beobachten; das Wetter war kühl, aber klar. Doch mitten im Geschehen fiel ein Mann auf, der nicht wegen des Sports dort war, sondern wegen seines Zustands. Torkelnd bewegte sich ein offensichtlich stark alkoholisierter Mann durch den Zuschauerbereich. Seine Schritte waren unsicher, seine Stimme laut, seine Bewegungen unkoordiniert. Die Situation war heikel – nicht nur für ihn selbst, sondern auch für die Sicherheit der anderen Anwesenden. Vier Militärsanitäter, die vor Ort im Einsatz waren, reagierten sofort. Mit ruhiger Stimme und professioneller Haltung versuchten sie, den Mann zur Vernunft zu bringen. Ziel war es, ihn davon zu überzeugen, sich helfen zu lassen – und vor allem, seinen Autoschlüssel abzugeben. Denn die Gefahr, dass er in diesem Zustand ein Fahrzeug führen würde, war real. Doch der Mann zeigte sich uneinsichtig. Die Helfer wechselten sich ab, sprachen mit ihm, versuchten, Vertrauen aufzubauen
– mal freundlich, mal bestimmt, doch nichts schien zu wirken. Der Mann wich aus, redete wirr, wollte sich nicht helfen lassen. Geduld war gefragt. Schliesslich wurde einer der Sanitäter resolut. Mit fester Stimme erklärte er dem Mann, dass nun eine Ambulanz gerufen werde, wenn er sich weiterhin verweigere. Er willigte ein, übergab den Schlüssel und liess sich helfen. Die Sanitäter begleiteten ihn, sorgten für seine Sicherheit und dafür, dass er weder sich selbst noch andere gefährdete. Dank dem besonnenen Vorgehen der Sanitäter konnte die Situation ohne Eskalation gelöst werden.
Ein Zwischenfall bei der Sprungschanze
Bei der Sprungschanze HS 27 «Bire» rutschte ein junger Mann beim Abstieg auf dem feuchten Untergrund aus. Der Sturz war unglücklich – er landete hart auf dem Handgelenk. Sofort eilten die Militärsanitäter herbei. Der Schmerz war deutlich, das Handgelenk angeschlagen, möglicherweise angebrochen. Es musste rasch stabilisiert und verbunden werden. Während der Erstversorgung fragte einer der Sanitäter ruhig und routiniert nach weiteren Beschwerden. Der junge Mann zögerte kurz, dann deutete er auf seine Seite: «Die Rippe, da tut’s auch weh.» Ein Hinweis, der ernst genommen wurde. Die Sanitäter reagierten professionell, untersuchten vorsichtig und entschieden, kein Risiko einzugehen.
Mit geübten Handgriffen wickelten sie den Verletzten in eine Rettungsfolie – zum Schutz vor Kälte und zur Stabilisierung. Dann begann der Abtransport ins Tal. Die Trage wurde gesichert, der Weg vorsichtig gewählt. Jeder Schritt war bedacht, jeder Griff routiniert. Ein Zwischenfall, wie er im alpinen Gelände schnell passieren kann – und ein Beispiel für die schnelle, kompetente Hilfe der Militärsanitäter. Übungsleiterin Kirsi Schenk führte im Anschluss an die Übung eine ausführliche Nachbesprechung durch.
Dabei wurden die Reaktionszeiten, die Kommunikation untereinander sowie die medizinischen Massnahmen analysiert. Die Beteiligten erhielten konstruktives Feedback, und es wurden Verbesserungspotenziale für zukünftige Einsätze aufgezeigt.