Von der Schweiz in die Rockies
26.09.2025 GesellschaftAls Mirjam Dunkel mit 18 Jahren zum ersten Mal davon träumte, nach Amerika auszuwandern, ahnte sie nicht, dass dieser Wunsch tatsächlich Wirklichkeit werden würde – und noch weniger, dass Marc Stübi sich diesem Abenteuer mit derselben Leidenschaft anschliessen ...
Als Mirjam Dunkel mit 18 Jahren zum ersten Mal davon träumte, nach Amerika auszuwandern, ahnte sie nicht, dass dieser Wunsch tatsächlich Wirklichkeit werden würde – und noch weniger, dass Marc Stübi sich diesem Abenteuer mit derselben Leidenschaft anschliessen würde. Gemeinsam wagten sie den Schritt: ein Jahr intensiver Vorbereitung, der ganze Visumsprozess und eine grosse Vorfreude führten Ende Juli 2024 zur Ankunft in Colorado. Damit begann für Marc und Mirjam ein neues Leben auf 2400 Metern Höhe.
Der Morgen beginnt, wie er hier fast immer beginnt: mit dem Knarren der Holzbretter vor dem Tiny Home, wenn Mirjam Dunkel die Tür öffnet. Die Luft ist klar und dünn, der Duft von Pinien mischt sich mit dem warmen Geruch der Pferde, die ungeduldig auf ihre Futtereimer warten. «Guten Morgen, ihr zwei», sagt sie leise, während sie den Strick löst. Nebenan lacht Marc, während er frisches Heu schleppt. In der Ferne ruft ein Kojote. Übernachten in einer Blockhütte, den Sternenhimmel sehen, das Knirschen der Stiefel im Staub hören und spüren, dass Zeit hier oben eine andere Bedeutung hat – so stellt man sich das Erwachen auf einer Ranch vor.
Vor gut vier Jahren, im Sommer 2020, schmiedeten Marc Stübi und Mirjam Dunkel erstmals ernsthafte Auswanderungspläne. Für Mirjam war es ein Jugendtraum, für Marc zunächst ein Abenteuer mit offenem Ausgang. Ein Jahr lang planten sie akribisch, durchliefen den Visumsprozess – bis im Juli 2024 der Moment kam: raus aus der Schweiz, hinein in die Weite Colorados.
Alltag nach den Jahreszeiten
Der Alltag folgt den Rhythmen der Natur: morgens die Pferde hinausbringen, bei Sturm oder brennender Sonne wieder hineinholen, dann trainieren, !lmen, schrauben, organisieren. Neben ihren beiden eigenen Pferden stehen aktuell zwei Mustangs in Ausbildung. Insgesamt leben rund 15 Pferde und Maultiere auf der Ranch. Dazu kommen ihre beiden Katzen aus der Schweiz – und die wilden Mitbewohner: Präriehunde, Elche, Kojoten, manchmal sogar Bären.
Was fehlt, sind Familie und Freunde, der vertraute Dialekt – und guter Käse. Brot backt Mirjam inzwischen selbst, den Nachnamen hat Marc vereinfacht. «Stübi» wäre für viele Amerikaner ein Rätsel, «Dunkel» merken sie sich sofort. Doch der Traum geht weiter: Eines Tages wollen die beiden ihre eigene kleine Ranch – mit Gästen, Pferden, viel Freiraum und einer Kombination aus hochwertiger Pferdeausbildung und echter Erholung. Bis dahin sind Besucher auf der M Lazy C Ranch willkommen – mit oder ohne Pferd. Unterkünfte können direkt über mlazyc.com gebucht werden, Hochzeiten und Events laufen über «Nature’s Haven», Pferdetraining und Coaching über «Wildland Horsemanship».
Arbeiten und Leben auf der M Lazy C Ranch
Seit 1906 empfängt die historische M Lazy C Ranch in Lake George Gäste – mitten in 160 000 Hektaren unberührtem National Forest. Auf 2400 Metern Höhe gelegen, bietet sie weite Blicke über die Bergtäler und eine Umgebung voller Ruhe. Statt eigenes Land zu erwerben, teilen Marc und Mirjam ihr Leben als Selbstständige mit der Besitzerfamilie – eingebettet in ein Paradies aus Wald, Bergen und Himmel. Die Ranch ist liebevoll ausgestattet mit zehn restaurierten Blockhütten, einem Reitplatz, Koppeln, rund zwanzig Stellplätzen für grosse Camper sowie einem Schiess- und Pfeilbogenplatz. Gäste können ausgedehnte Ausritte unternehmen, jagen, angeln oder einfach die Stille geniessen.
Besonders lebendig wird es, wenn «Nature’s Haven», Marcs Verantwortungsbereich, zur Eventkulisse wird. Er organisiert Hochzeiten und besondere Anlässe, kümmert sich um Planung, Aufbau, Dekoration und Gästebetreuung – und sorgt dafür, dass jeder Moment stimmt. Mirjam widmet sich währenddessen mit «Wildland Horsemanship» ihrem Herzensprojekt: Sie bildet Mustangs aus, bietet Intensivaufenthalte mit Pferd, Live-Online-Coachings und Kurse für angehende Pferdetrainerinnen und -trainer an. Ihre eigene Lernplattform unterstützt Menschen dabei, mit ihrem Pferd ein echtes Team zu werden.
Abschied von Marc Stübi – ein Betriebsleiter, der Spuren hinterlässt
Von Oktober 2020 bis Juli 2024 prägte Marc Stübi als Betriebsleiter die Nordic Arena bzw. das Nationale Nordische Skizentrum. «Beliebt bei Team, Sportlern und Partnern, führte er den Betrieb mit Können, Herzblut und Weitsicht. Alles hätte noch viele Jahre so weitergehen können – wäre da nicht der grosse gemeinsame Traum von Marc und seiner Partnerin Mirjam Dunkel gewesen: eine Farm in Amerika, umgeben von Pferden, Tieren und weiter Natur.» Für den Verwaltungsrat war Marc stets eine wertvolle Unterstützung in administrativen Belangen: loyal, gewissenhaft und absolut vertrauenswürdig. Immer wieder gab es positive Rückmeldungen – nicht zuletzt wegen seiner hervorragenden Sprachkenntnisse, dank denen er für seine Sportler fast alles möglich machen konnte. Unter seiner Leitung wurde die Nordic Arena organisatorisch erfolgreich aufgestellt.
Seine Nachfolge konnte auf diesem soliden Fundament aufbauen und sich neuen Herausforderungen widmen. Die Zusammenarbeit mit Marc war in jeder Hinsicht ausgezeichnet – umso schwerer !el der Abschied.
MICHAEL SCHINNERLING