Was heisst für uns «Wert»?
19.09.2025 PolitikMit «Teuerung» und «Inflation» hatte sich der «Frutigländer» im Laufe des Sommers befasst und dabei versucht, eine Orientierung zu diesen komplexen Themen zu geben.
In einem letzten Schritt nimmt er sich das Thema «Materielle Werte» vor. Es geht ...
Mit «Teuerung» und «Inflation» hatte sich der «Frutigländer» im Laufe des Sommers befasst und dabei versucht, eine Orientierung zu diesen komplexen Themen zu geben.
In einem letzten Schritt nimmt er sich das Thema «Materielle Werte» vor. Es geht ums Geld, aber auch um unsere Identität. Damit soll der Zusammenhang zwischen der Stabilität der Schweizer Gesellschaft und unserer Fähigkeit, Werte zu bilden und zu erhalten aufgezeigt werden.
Ein Hintergrundgespräch mit Christoph Sax:
Was sind Schweizer «Werte»? Es ist mehr als Geld, es ist mehr als schöne Landschaft und die Berge, im Bild vom Lauenensee. Das Geheimnis hinter der «vermögenden» Schweiz ist sowohl der sorgfältige Umgang mit persönlichem Vermögen. Aber auch das stabile System unseres Landes.
Werte und Investitionen in der Schweiz
Er hatte noch am 4. Juni, also vor der Senkung des Leitzinses auf 0 Prozent durch die SNB vor einer leicht deflationären Tendenz in der Schweiz gewarnt: Christoph Sax, ist «Chief Investment Officer» (CIO) beim VZ Vermögenszentrum, er ist studierter und gelernter Banker und Gastdozent für Volkswirtschaftslehre an der Hochschule Luzern.
Der starke Franken, sagte er damals, vergünstige die Importgüter und zusätzlich sei der Ölpreis stark rückläufig. Im August 2025 konnte der «Frutigländer» ein Gespräch in seinem Zuger Büro mit ihm führen. «Was hat Wert in der Schweiz und was macht unser System so stark?», war die Frage an ihn.
Was hat Wert? Werte brauchen Märkte
Die Fragen, mit denen wir das Gespräch vorbereitet hatten, dürften eigentlich jeden Bürger interessieren: Was hat denn heute noch Wert in unserem Land? Worauf können wir im weitesten Sinne bauen, wenn es um Finanzen geht?
Das Gespräch mit Christoph Sax begann denn auch mit einer Rekapitulation von Dingen, die wir alle kennen. So ist es Allgemeingut, dass materielle Werte immer nur in Bezug zu Märkten entstehen. Man sieht das gut am Beispiel der Immobilien: Dort redet man von «Verkehrswert», wenn der allgemeine Geschäftsverkehr einen bestimmten Liegenschaftswert nahelegt.
Andererseits spricht man von Substanz- oder Realwert, wenn man – vereinfacht gesagt – zur Wertermittlung Landwert und Wiederherstellungskosten zu einem bestimmten Datum ermittelt. Ein Beispiel für diese Wertermittlung sind oft Ehescheidungen. Eine weitere Wertkategorie stellt dann der amtliche Wert einer Liegenschaft dar.
Bei der Ermittlung von Firmenwerten spielen Bilanzwerte und/oder Veräusserungswerte eine Rolle, je nach Situation.
Damit Werte aber in der sozialen Realität existieren, brauchen sie einen Bezug oder besser einen Bezugsrahmen. Anders gesagt: Geldwert und Sachwert, also alle Vermögenswerte gibt man immer in der Grösse «Geld» an, bei uns also in der Regel in Schweizer Franken. Und die Märkte, in denen unser Geld eine Rolle spielt, müssen gleichermassen verlässlich und frei sein. Hier entsteht oft eine gewisse Spannung.
Geschichte des Geldes in unserer Kultur
Ein Seitenblick in die Entwicklung des Geldes in unserer abendländischen Kultur erstaunt aber dann doch: Das Wort «Geld» entstand in unserem aus lateinischen und germanischen Ursprüngen zusammengesetzten Sprachkreis aus dem alten Umgang mit dem Vieh. Das Wort «Vieh» haben wir aus den germanischen Sprachen, wo es etwa noch heute im Englischen ‹fee› auf deutsch «Geldleistung» bedeutet.
Das umgangssprachliche deutsche Wort «Penunzen» wiederum stammt aus dem Lateinischen, wo es noch ‹pecunia› heisst, was aber von ‹pecus›, zu Deutsch «das Vieh» kommt. Etwas salopp formuliert könnte man sagen: Viehzüchter schaffen Werte, die sie auf einem Markt anbieten.
Inflation und Werterhalt
Umgekehrt gefragt: Was vernichtet oder bedroht denn nun Werte? Inflation und Deflation, auf jeweils andere Weise. Christoph Sax ist in diesen Fragen berufener Spezialist. Wir versuchen, auf kürzeste Weise die dahinterstehenden Mechanismen zu charakterisieren.
Dabei ist die Dynamik der «Inflation» schlagwortartig einfach zu beschreiben: «Der Wert entspricht dem Volumen mal Preis», in Sax’ eigenen Worten. Sehr vereinfacht: Ist genügend Geld da und die Produktion, das Angebot am Markt bleibt in etwa gleich, steigt tendenziell der Preis, aber die Wirtschaft «läuft». Bei moderater Inflation kann man allgemein Werte eher steigern.
«Deflation» ist weit schwieriger zu beschreiben und auch schwieriger politisch zu bewirtschaften. Deflation tritt auf, wenn die Inflationsrate unter 0 Prozent fällt. Dadurch könnten theoretisch mit der gleichen Geldeinheit mehr Waren und Dienstleistungen als zuvor gekauft werden. Deflation tritt normalerweise auf bei einer Überschussproduktion oder durch einen Konsumeinbruch. Das eventuell noch vorhandene Geld wird dabei zurückgehalten, Investitionen werden nicht getätigt, viele Marktaktivitäten gehen zurück. In der Folge sinken die Preise. In einer solchen Situation sind materielle Werte nur sehr schwer zu erhalten.
«Werte» stehen also im Zentrum jeder Wirtschaftspolitik. Wie können Werte aber bewirtschaftet werden?
Im Gespräch mit dem Vermögenszentrum zielt diese Frage nur nach den privaten und unternehmerischen Möglichkeiten und Antworten. Sie trifft aber den Kern dessen, was Schweizer Kultur in allen Landesteilen ausmacht. Das Vermögenszentrum hat sich selbst im Zentrum dieser Frage positioniert.
Eine Kultur des Werterhalts
Kaum ein Land der Welt hat eine derartige «Kultur des Werterhalts» wie die Schweiz. Dies betrifft nicht nur die grossen politischen Institutionen, sondern vor allem auch die kleinen Strukturen in den Kantonen und Gemeinden. Und in erster Linie beschreibt dies eine wesentliche Grundstimmung in Schweizer Haushalten: Werterhalt.
Das Vermögenszentrum hat dies in seiner Geschichte schon früh erkannt: Matthias Reinhart und Max Bolanz gründeten die heute rund 1800 Mitarbeiter umfassende, börsenkotierte Beratungsfirma im Jahr 1993 aus kleinsten Anfängen, um Transparenz ins Schweizer Versicherungs- und Bankengeschäft zu bringen. Die Idee stiess sofort auf Interesse: Bis dahin war es für KonsumentInnen nur schwer möglich, Preis und Leistung von den Versicherungen sowie den Finanzprodukten zu vergleichen.
Das Leistungskonzept des VZ beruht auf drei Säulen, wovon Beratung und Finanzplanung die erste ist. Die zweite Säule ist aber Vermögensverwaltung, und hier ist nicht nur der Schweizer Standard der staatlich anerkannten Vermögensverwalter sehr hoch. Auch der VZ-Standard scheint hier ambitioniert: Zum Beispiel werden keine eigenen Produkte im Verwaltungsportfolio angeboten.
Auch rät man, wie dies Christoph Sax deutlich kommuniziert, von aktiv gemanagten Finanzprodukten aus Renditegründen ab, und empfiehlt passive Anlagen. Deshalb bietet das VZ im Rahmen einer dritten Säule seines Dienstleistungskonzepts seinen Kunden eigene Bankdienstleistungen an, um ihr Geld möglichst günstig und transparent anzulegen, und um die im Rahmen der Finanzplanung festgelegten Ziele zu erreichen.
Geld: Der materielle Wert schlechthin
Grundsätzlich also nicht nur in der Schweiz, sondern in der gesamten Welt, ist «Geld» nicht nur der materielle Wert schlechthin, sondern auch Mess- und Steuerungsgrösse für eine Vielzahl individueller, unternehmerischer und politischer Entscheidungen.
Der Schweizer Franken gilt jedoch als eine der stabilsten globalen Währungen. Es scheint daher als eine der besten «Wertstrategien» überhaupt, nur schon in der Schweiz zu leben und hier zu arbeiten.
Geld an sich arbeitet nicht: Warum sich Geld vermehrt?
Nun sagt man zwar leichthin: «Ich lasse das Geld arbeiten». Doch ist das weder korrekt noch im schweizerischen Sinn hilfreich. Denn Geld an sich arbeitet nicht.
Konkreter: Es sind Banken, die Zinsen berechnen und Versicherungsunternehmen, die Versicherungsprämien verlangen. Beides gehört im Kern zu deren Geschäftsmodell, aber weder Zinsen noch Versicherungsprämien werden nach gängiger Theorie nicht als «Verkäufe von Dienstleistungen» angesehen. Was also vermehrt Geld?
Vereinfacht man die Antwort auf die Frage, warum sich Geld vermehrt, dann könnte man sagen, es vermehrt sich gar nicht von selbst, sondern es vermehrt «sich» nur, indem wir daran arbeiten. Dabei ist die Zusammenarbeit mit Banken oder Vermögensverwaltern stetes hilfreich.
Am besten vermehren wir Werte aber durch eigene Arbeit: Als Viehzüchter zum Beispiel, als Handwerker, als Buchhalter oder in vielen anderen Berufen. Und es ist das Ergebnis dieser Arbeit, das dann oft in die zweite grosse Wertkategorie einfliesst: die Sachwerte.
Sachwerte
Klassische Sachwerte sind zum Beispiel Liegenschaften, Wald und Land oder auch Firmenanteile. Ebenso gehören dazu Edelmetalle und andere Dinge, die sich nur materiell fassen lassen, etwa Schmuck.
In Sachwerte zu investieren, ist eine auch gesellschaftlich wertvolle Investition: Nicht nur, dass meist das private Vermögen dadurch im Laufe der Jahre gut zunehmen kann, auch für die Schweizer Gesellschaft wird mit dem Aufbau von Sachwerten ein im doppelten Sinne wertvoller Beitrag geleistet. Nur wenige Beispiele verdeutlichen das:
Brachliegendes Land wird nutzbar gemacht, Bausubstanz wird erhalten oder modernisiert, Arbeitsplätze werden gesichert oder gar neu erschaffen, Betriebe werden vererbt und fortgeführt. Zudem können Sachwerte einen äusserst stabilen Beitrag für die Versorgung im Alter sein. Risiken sollte man aber dabei vermeiden oder sinnvoll absichern.
Das System als Wert
Zusammenfassend lässt sich sagen, dass an erster Stelle, nach dem Gespräch mit dem CIO des Vermögenszentrums, Christoph Sax, die Schweiz als Ganzes steht, das «System Schweiz» schützt und fördert die Bildung und den Erhalt von Vermögens-Werten besonders gut.
Das Zusammenwirken der Schweizerischen Nationalbank (SNB) mit den anderen Partnern im Finanzsektor, den Geschäftsbanken, Vermögensberatern, Immobilienfonds, den Renten- und Risikoversicherern sowie dem gesamten Rechtssystem, das sehr grossen Wert auf Stabilität und Berechenbarkeit legt, führt am Ende des Gesprächs zur Aussage: «Es ist die institutionelle Stabilität der Schweiz, die unsere Arbeit sehr begünstigt.»
Hierzu zählt auch, dass die SNB eine stabile Geldpolitik betreibt und minutiös den Wechselkurs des Schweizer Frankens zu den wichtigsten Handelswährungen beobachtet und gegebenenfalls steuert. Dies geschieht etwa durch Käufe und Verkäufe fremder Währungen.
Die SNB hält einen substanziellen Teil ihrer Reserven in Gold. Es ist bekannt, dass die Mehrheit der nationalen Goldreserven in der Schweiz selbst lagert, davon ein erheblicher Teil im Kanton Bern.
Bildung und Leistung: Der Mensch als Wert
Der höchste Wert aber, den das Vermögenszentrum bei sich selbst ausmacht, ist nicht-materieller Art: es sind die Mitarbeitenden der Beratungsgesellschaft.
Der Erfolg des VZ, das betont der CIO am Ende immer wieder, beruht auf dem «nicht-pekuniären», also nicht in Geld aufzuwiegenden «Faktor Mensch». Dies ziehe hervorragende Fachleute an.
Zudem bildet das VZ talentierte Nachwuchskräfte in eigenen Ausbildungsprogrammen aus. Neben theoretischem Fachwissen erhalten die Neueinsteigerinnen und Neueinsteiger ein intensives On-the-Job-Training.
«Welche Tipps», fragen wir in diesem Zusammenhang, «würden Sie Absolventinnen und Absolventen geben, die eine Karriere im Investmentbereich anstreben?» Die Antwort überzeugt und wird überzeugend vorgetragen:
«Wir raten der jungen Berater-Generation, sich nicht nur auf Modelle und Zahlen zu konzentrieren, sondern sich für das wirkliche Leben zu interessieren. An den Geschäftsmodellen der Unternehmen, an der Wirtschaftspolitik, an der Geldpolitik – oder ganz allgemein: an der Story hinter den Zahlen.»
Unternehmensübergabe: Vom Erhalt der erschaffenen Werte
Besonders deutlich zeigt sich das in dem Beratungssegment «Unternehmensnachfolge». Dort werden in einem mehrfachen Sinn «Generationen-übergreifend» bereits erschaffene Werte nicht nur übergeben, sondern für die kommenden Generationen nutzbar gemacht.
Da sind die Generationen der Beratenen: Meist sind das Unternehmerfamilien oder -Gruppen, die in einem sorgfältigen Prozess an den Übergang der Generationen herangeführt werden.
Und da sind die Generationen der Berater, die immer in einem Mehr-Augen-Prinzip und gemeinsam mit ihren Kunden passende Lösungen erarbeiten.
Damit schliesst sich der Kreis: Schweizer Kultur stabilisiert über Generationen hinweg nicht nur abstrakte Werte, sondern es werden hier Werte gelebt, in dem man sie durch Anpassungen und Veränderungen immer wieder neu zukunftsfähig macht.
«Was raten Sie Kunden heute?»
Wir konkretisieren ganz am Ende die Frage: «Wie würden Sie Ihren Investmentprozess beschreiben?»
Die Antwort fasst einen guten Teil der Philosophie der Beratungsgesellschaft zusammen: «Wir investieren breit diversifiziert und weitgehend passiv. Unsere Anlagephilosophie ist stark auf strategische Entscheide ausgerichtet, Experimente gehen wir keine ein. Wir agieren frei von Interessenkonflikten. In den Vermögensverwaltungsmandaten werden keine eigenen Instrumente eingesetzt.»
«Werte und Investitionen» ist also ein äusserst vielschichtiges Thema. Aber es ist ein «Schweizer Thema» par excellence. Und schon darum lohnt es sich, immer wieder darüber nachzudenken.
MARTIN NATTERER