Was im Sommer 2014 los war
20.08.2024 FrutigenLOKALHISTORIE Zeitungen verfolgen Geschehnisse über längere Zeiträume, so auch der «Frutigländer». Blättert man in alten Ausgaben, fällt auf, wie lange manche Themen die Region bewegen. Vieles, was vor zehn Jahren seinen Anfang nahm, ist ...
LOKALHISTORIE Zeitungen verfolgen Geschehnisse über längere Zeiträume, so auch der «Frutigländer». Blättert man in alten Ausgaben, fällt auf, wie lange manche Themen die Region bewegen. Vieles, was vor zehn Jahren seinen Anfang nahm, ist bis heute aktuell.
In der Serie «Vor zehn Jahren» blicken wir regelmässig eine Dekade zurück und zeichnen nach, wie sich bestimmte Themen – oder Karrieren – entwickelt haben. Der heutige Teil umfasst Mai bis Ende Juli 2014.
Frutigen bemüht sich intensiv um die «Hölzigen»
Frutigen soll Holzfachzentrum werden. Da die Ausbildungsdauer der Zimmerleute verlängert wird, muss für die überbetrieblichen Kurse ein grösseres Kurslokal her. Im Rennen um den Standort ist neben drei anderen Oberländer Orten auch Frutigen. Da bisher schon die Abteilung Bau, Holz und Technik des Bildungszentrums Interlaken (BZI) in Frutigen zuhause ist, stehen die Chancen gut. Dies wäre auch quasi ein (Teil-)Ersatz, weil die Brückenangebote (10. Schuljahr) nach Spiez abwandern. Die Gemeinde ist jedenfalls mit an Bord für einen Neubau und hat neben der Sporthalle Widi eine Parzelle in Aussicht gestellt für das rund 3,5 Millionen Franken teure Projekt. Der Entscheid wird im Laufe des Jahres 2014 fallen. Tatsächlich wird Frutigen den Zuschlag erhalten, was das Tal sicher in Bezug aus die berufliche und handwerkliche Bildung bis heute stärkt.
Ein heisses Eisen in Adelboden
Als «Abzockerei von Ferienhausbesitzern» bezeichnet der Verein Stammgäste Adelboden das überarbeitete Kurtaxenreglement. Die Veränderungen machen sich vor allem in Form höherer Abgaben bemerkbar. Mit der vorgelegten Reglementsanpassung beabsichtigt die Gemeinde, touristische Lasten besser zwischen Hotellerie, Parahotellerie und Zweitwohnungsbesitzern zu verteilen. Zudem will sie etwas gegen leer stehende Ferienchalets und kalte Betten unternehmen. Die Mitwirkung zum Vorhaben resultiert schliesslich in zahlreichen Eingaben. Gegen den Gemeindeversammlungsbeschluss zugunsten des Reglements legt der Verein Beschwerde ein, zieht diese nach einer Einigung mit der Gemeinde aber wieder zurück.
Strittige Streifen
Die Meinungen zur Sanierung der Ortsdurchfahrt Frutigen gehen auseinander – das geht aus dem Auswertungsbericht des Mitwirkungsverfahrens hervor. 20 Private und Gewerbetreibende, zehn kantonale Fachstellen sowie der Handwerker- und Gewerbeverein und die Automobilverkehr Frutigen–Adelboden AG äusserten sich zum Vorhaben des Kantons. Das Projekt wird generell zwar positiv wahrgenommen, weil sich die vielbefahrene Strasse in einem schlechten Zustand befindet. Die Eingaben sind aber sehr ambivalent und geben noch viel zu diskutieren. Der mit Abstand am meisten kritisierte Punkt ist die Aufhebung der Fussgängerstreifen an der Kanderstegstrasse. Anstelle der Zebrastreifen soll die Strasse in Zukunft von einem Mehrzweckstreifen ergänzt werden, der sich in der Mitte der Strasse befindet und alle Strassennutzer zu mehr Rücksicht und Eigenverantwortung anhalten soll.
Zehn Jahre später ist die Sanierung in vollem Gange: In den nächsten Tagen werden die umstrittenen Streifen im Dorf markiert, und man darf gespannt auf die Meinungen nach der Umsetzung sein.
Die ersten Schaufeln für die neuen Schanzen
Das Projekt «NNSK2 010» hat Kandersteg lange beschäftigt. Im Juli 2014 geht es endlich los mit den Bauarbeiten für die neue Sprunganlage. Sie soll die 2008 geschlossene, alte Schanze ersetzen. «Mit dem Spatenstich wird Realität, dass die Tradition des Skispringens in Kandersteg eine Zukunft hat», sagt Albert Rösti, damals Nationalrat und Verwaltungsrat des Nationalen Nordischen Skizentrums Kandersteg (NNSK). Vorgängig musste nicht nur das Projekt mit den drei Sprungschanzen «Bire», «Blümlisalp» und «Lötschberg» sowie der Infrastruktur auf dem Papier ausgearbeitet werden – auch waren der Zonenplan und das Baureglement anzupassen, die Bewilligungen eingzuholen respektive die jeweiligen Einsprachefristen abzuwarten. Das erforderte bis zum Abschluss viele Gespräche und viel Überzeugungsarbeit. Unabdingbar für den Baustart war ebenfalls, dass die Finanzierung der benötigten 6,4 Millionen Franken gesichert war. Die offizielle Betriebsaufnahme erfolgt zwei Jahre nach dem Spatenstich.
Hangeln in der Höhe
Mit einer feuchtfröhlichen Party wird der Kletterturm – genannt «Höi-Turm» – auf Sillerenbühl Mitte Juli eröffnet. Die Bergbahnen Adelboden AG (Baag) begründet dieses aussergewöhnliche und 200 Tonnen wiegende Projekt damit, dass der heutige Gast «Action» fordere. Der Erfolg bleibt jedoch überschaubar, sodass die Baag den Turm später ans Frutigresort verkauft – wo er noch heute steht und sogar erweitert worden ist.
Wer will einen Seilpark?
Ebenfalls in luftiger Höhe hangeln sich Schwindelfreie durch den Seilpark in Kandersteg. Einerseits bestehen 2014 Erneuerungs- und Ausbaupläne mit Baumhäusern als Logiermöglichkeit, andererseits steht der Park gleichzeitig für 450 000 Franken zum Verkauf. Schliesslich scheitern beide Vorhaben – im Gegensatz zum Höi-Turm hat der beliebte Seilpark keine Zukunft und verschwindet gänzlich aus dem touristischen Angebot.
Mit Schwung gehts abwärts
Mitte Juni wird nach einem Jahr intensiver Bauarbeiten durch den Downhillverein Kandersteg und viele Freiwillige die Eröffnung des Freeride-Trails Sunnbüel–Kandersteg gefeiert. Auf der Piste mit einem Höhenunterschied von 720 Metern vom Start zum Ziel sind zahlreiche Hindernisse eingebaut. Eine wichtige Rolle übernimmt die Luftseilbahn Kandersteg–Sunnbüel: Sie befördert die Bikes nach oben. Das Angebot wird sich im Laufe der Jahre als Gewinn erweisen.
Wenn Ruinen bröckeln
Was im August 2024 mit viel Aufwand und Geld in Angriff genommen werden soll, ist schon vor zehn Jahren ein drängendes Problem: Die Tellenburg bröckelt. 2014 muss notfallmässig eingegriffen werden, weil eine Mauerecke der Ruine abzubrechen droht. Mit Spanngurten sichert man die Mauer, um weitere Schäden zu verhindern und Besucher nicht zu gefährden. Bereits damals wird klar, dass man um eine umfassende Sanierung nicht herumkommen wird, weil sonst «irgendwann das markante Frutiger Wahrzeichen in sich zusammenfallen und nur ein Steinhaufen übrig bleiben wird», warnt der Kantonsarchäologe.
Wird das Alpenbad gebaut?
Im Zusammenhang mit der Hauptversammlung des Vereins Hotwater wird die Frage nach der Realisierungschance des Projektes Alpenbad aufgeworfen. Fakt ist: Ende November würde die Baubewilligung für die Bädervision nach fünf Jahren endgültig auslaufen. Man verfolge die Pläne nach wie vor ernsthaft, erklärt der Projektpromotor Daniel Kündig. Im Oktober solle der Abbruch der alten Einbahn auf dem Nevada-Areal beginnen, damit die Genehmigung nicht verfalle. Die allgemeine Einschätzung der lokalen Touristiker ist damals nur noch verhalten positiv, was sich dann im Scheitern des Projekts mangels zahlungskräftiger Investoren bestätigen sollte.
Zum allerletzten Mal
Lange gehörte der Circus Monti in die sommerliche Agenda Adelbodens, bis dieser beschliesst, das Engstligtal nicht mehr zu besuchen. Cirkusdirektor Johannes Muntwyler – Sohn des Gründers – bedauert diesen unternehmerischen Entscheid, denn er habe viele Freunde in Adelboden gefunden. Regelmässig waren auch Adelbodnerinnen und Adelbodner mit dem Circus für eine oder mehrere Saions auf Tour. Der Aufbau der Infrastruktur würde aber immer aufwendiger und bedinge grundsätzlich eine Reduktion der Gastspielorte – also ist 2014 nach insgesamt 30 Auftritten Schluss.
Wenn Nebensächlichkeiten wichtig werden
Eine der schönsten Nebensachen der Welt ist im Juni Trumpf: Die Fussballweltmeisterschaft in Brasilien verspricht sportliches Vergnügen. Auch wer nicht vor Ort mitfiebern kann, lässt sich die Begeisterung nicht nehmen: In Adelboden, Frutigen und Aeschi werden die Spiele live auf Grossbildschirmen übertragen – Public Viewing gehört einfach dazu. Wegen der Zeitverschiebung müssen sogar Überzeitbewilligungen eingeholt werden. Doch das Mitfiebern bringt nichts: Die Schweiz scheidet im Achtelfinal gegen Argentinien aus – und Deutschland wird Weltmeister.
Schon wieder Hochwasser
Im Juli 2014 wird die Region einmal mehr verregnet. Die Folge: Fast in jeder Gemeinde muss die Feuerwehr mehrmals ausrücken, um Häuser vor dem Wasser zu schützen oder Keller auszupumpen. Auch Kanderbrück wird einmal mehr von Hochwasser in Mitleidenschaft gezogen. Die anschliessend geäusserte Forderung in Frutigen ist deutlich: Die Gemeinde solle endlich die Schutzprojekte vorantreiben. Aber auch zehn Jahre später – trotz vieler Diskussionen und noch mehr Papier und Studien – ist keines der erhofften Schutzprojekte realisiert.
Countrymusik und das Frutigland
Mit dem «Singer & Songwriter Festival» entstand vor der Jahrtausendwende eine musikalische Tradition, die auch dank Aschi Maurer den Namen Frutigen in den USA bekannt machte. Nach rund 20 Jahren Unterbruch kehrt die Countrymusik 2014 zurück. Die «Country-Night» in der Kanderarena Mülenen mit US-Stars wie Brent Moyer und Gary Nicholson soll die Tradition fortsetzen. Weitere Anlässe folgen mit unterschiedlichem Erfolg – aktuellster ist das Country Festival Kandertal 2024.
HSF