Wasserkraftwerk offiziell eingeweiht
12.09.2023 Aeschi, AeschiriedNach dreijähriger Bauzeit und Investitionen in Höhe von 68 Millionen Franken hat das Kander-Kraftwerk Augand die Arbeit aufgenommen. Man rechnet mit einer jährlichen Energieproduktion von 35 Gigawattstunden.
PETER ROTHACHER
Eigentlich liefert das ...
Nach dreijähriger Bauzeit und Investitionen in Höhe von 68 Millionen Franken hat das Kander-Kraftwerk Augand die Arbeit aufgenommen. Man rechnet mit einer jährlichen Energieproduktion von 35 Gigawattstunden.
PETER ROTHACHER
Eigentlich liefert das Wasserkraftwerk Augand bereits seit dem Probelauf von Mitte Juni Strom. Offiziell eingeweiht und in Betrieb genommen wurde es aber Ende letzter Woche: am Freitag im Beisein von Medienvertretern und geladenen Gästen, am Samstag dann mit einem Tag der offenen Tür für die Bevölkerung.
Eigentümer der von der Gesellschaft Kraftwerk Augand AG betriebenen Anlage sind die BKW mit 51 Prozent und die Energie Thun AG mit 49 Prozent. Die beiden Unternehmen hatten sich 2017 auf ein gemeinsames Vorgehen geeinigt.
An der Einweihungsfeier sprach Thomas Richli als Verwaltungsratspräsident der KW Augand AG von einem historischen Bauwerk: «Für die kommenden 80 Jahre wird es voraussichtlich Energie für 7700 Vier-Personen-Haushalte liefern. Das ist eine gute Menge Strom; sie reicht aber bei Weitem nicht aus, um die Herausforderungen in der Energieproduktion der nächsten Jahre lösen zu können. Ein Kraftwerk dieser Grösse erzeugt nämlich nur einen Hundertstel des Stroms des abgeschalteten Kernkraftwerks Mühleberg.»
Erfolg dank Zusammenarbeit
Einen Grund zum Feiern sah auch der CEO der BKW Gruppe, Robert Itschner: «Ich gratuliere allen Beteiligten zum Erfolg und bedanke mich. Partnerschaften sind bekanntlich nur so gut wie die Menschen, die zusammenarbeiten. Und das hat hier offensichtlich geklappt.» Die BKW engagiere sich seit 125 Jahren sehr für die Wasserkraft und das solle auch in Zukunft so bleiben. «Nebst Augand haben wir diverse andere Kraftwerke in Projektierung und Bau.» Die Wasserkraft habe in letzter Zeit eine Art Renaissance erlebt, sodass er hoffnungsvoll auf das Projekt Trift, die Erhöhung der Grimsel-Staumauer und diverse andere Projekte blicke.
Michael Gruber, CEO der Energie Thun AG, hielt fest: «Unser Ziel ist es, die Energie, die wir unseren Kunden verkaufen, möglichst auch selber zu produzieren. Und so ist unser Eigenproduktionsanteil mittlerweile von 20 auf 70 Prozent gestiegen. Weil die Zubaumöglichkeiten in der Schweiz sehr begrenzt sind, dürfen wir heute ausserordentlich stolz sein, hier dieses Kraftwerk einweihen zu können.»
Zwei Kinder als Namensgeber
Grosse Aufmerksamkeit wurde dem Projektleiter Patrik Eichenberger zuteil: «Ich bin erleichtert, dass das Kraftwerk läuft und unterdessen schon einige Gigawattstunden erneuerbare Energie ins Netz eingespeist hat.» Stolz seien vor allem seine Kinder gewesen, wenn er sie wieder einmal auf die Baustelle mitgenommen habe. «Dies war denn auch meine persönliche Mission, die mich angetrieben hat, ein solches Projekt – trotz diverser schlafloser Nächte – bis zum Ende durchzuziehen. Denn für die nachfolgenden Generationen haben wir dieses Kraftwerk gebaut.» Aus diesem Grund seien die beiden 7,4 Megawatt leistenden Maschinen auf die Namen seiner Kinder getauft worden, nämlich Sophie und Matteo. «Stolz dürfen wir alle sein, die wir beim 68 Millionen Franken teuren Bauprojekt mit dabei waren – von der Idee her bis zum Arbeiter, der die letzten Kubikmeter Beton verbaut hat.» Zeitweise seien über 40 Mitarbeitende auf der Baustelle tätig gewesen, insgesamt 28 Planer, Projekt- und Teilprojektleiter hätten mitgewirkt. Eichenberger bedankte sich abschliessend bei den Behörden von Aeschi, Spiez und Wimmis, den Grundeigentümern sowie speziell auch bei der BLS für das Vertrauen und die konstruktive Zusammenarbeit während des ganzen Projekts.
Der Aufstieg der Fische ist gewährleistet
Bei den Vorgaben zur Realisierung der Anlage waren die Restwassermenge und die Garantie der Fischwanderung wichtige Themen. Dem wurde Rechnung getragen. Die KW Augand AG hat nebst der Fischgängigkeit des Wehrs bei der Wasserfassung unterhalb dieses Bauwerks ökologische Massnahmen an der Kander umgesetzt. Dies geschah in Zusammenarbeit mit der Schwellenkorporation Wimmis und der Gemeinde Aeschi. Deren Gemeindepräsident Christian Däpp erklärte dazu: «Statt etappiert konnten hier zwei Sachen – das Wehr und die Flussaufweitung auf einer Länge von rund 450 Metern – mit einem Eingriff realisiert werden.»
Mit grosser finanzieller Beteiligung von Bund und Kanton sei bei dieser Gelegenheit das Revitalisierungsprojekt aus dem Gewässerrichtplan Kander verwirklicht worden. «Herzlichen Dank an die BKW und die Energie Thun AG, die zusätzlich 200 000 Franken aus ihrem Ökofonds-Topf gesprochen haben.»
So wird Strom produziert
Die Wasserentnahme von bis zu 30 Kubikmetern pro Sekunde erfolgt seitlich aus dem Stauraum der Wasserfassung des Wehrs im Bereich «Sack». Das gefasste Kanderwasser wird dort durch Grob- und Feinrechen von Steinen, Sand und Ästen getrennt und unter den beiden BLS-Geleisen hindurch in den 1376 Meter langen Zuleitungsstollen geleitet. Am Ende fliesst dieses Wasser dann durch zwei Druckleitungen über die Einlaufrohre in die Kraftwerkszentrale auf die Kaplan-Turbinen, die mit Synchrongeneratoren verbunden sind. Zwei Maschinentransformatoren erhöhen in der Folge die Generatorspannung auf Netzspannung, die zur BKW-Trafostation übertragen wird. Ein drittes Rohr führt überschüssiges Wasser vom Wasserschloss direkt in die Kander, falls die Turbinen bei Notabschaltung schnell gestoppt werden müssen. Die Anlage arbeitet vollautomatisch und wird vor Ort durch die Leittechnik überwacht, gesteuert und reguliert.
PRESSEDIENST KRAFTWERK AUGAND AG / PRR