Werner Büschlen, Frutigen
10.03.2023 NachrufWerner Büschlen wurde am 19. März 1940 als zweites Kind des Adolf Büschlen und der Emilie, geborene Grossen, im familieneigenen Lädeli an Reinisch geboren. Werners Mutter führte das Lädeli nach dem Tode ihrer Eltern für einige Jahre weiter, dazu betrieb die ...
Werner Büschlen wurde am 19. März 1940 als zweites Kind des Adolf Büschlen und der Emilie, geborene Grossen, im familieneigenen Lädeli an Reinisch geboren. Werners Mutter führte das Lädeli nach dem Tode ihrer Eltern für einige Jahre weiter, dazu betrieb die Familie Landwirtschaft.
Nach der Sekundarschule zog Werner für ein Jahr nach Marchissy oberhalb des Genfersees. Die Arbeit auf den Ackern hat ihm gefallen; schön war es zu sehen, wenn im Spätsommer der Wind über die Weizen- und Gerstenfelder strich. Davon hat er oft geschwärmt. Als 18-Jähriger tauschte er eine Handorgel bei Lorenz Giovanelli gegen eine andere um und handelte aus, dass dieser ihm noch drei Stücke beibringen müsse. Lorenz hiess ihn weiter zu ihm zu kommen, und brachte ihm gleich mehrere bei. So kam es, dass er schon jung in der Kapelle Alpengruss Frutigen mitspielen konnte. Später spielte er in der näheren Umgebung mit der Kapelle Alpenrösli Frutigen und zuletzt mit seiner Familienkapelle.
Am 21. Mai 1966 heirateten wir und nahmen den Betrieb in Pacht. Es waren arbeitsreiche Jahre. Werner hatte eine gute Gesundheit und war guten Mutes. So baute er in den ersten Jahren fünf Ställe neu, die baufällig und zu niedrig waren. Die Pläne zeichnete er auf Schokoladen-Papier, von dem er genügend Vorrat hatte.
Im Sommer zügelten wir mit dem Vieh auf die Engstligenalp, räumten Steine oder hatten im Tal Heu oder Silo einzubringen. Wir halfen einander, wo wir konnten. Es war schön, an seiner Seite zu sein. Drei Kinder wurden uns geschenkt. Evelyne, Bruno und Sonja, die später auch viel mithalfen. Sie lernten alle das Handmelken und dazu sangen wir oft. Als die Kinder noch klein waren, zeichnete oder unternahm Werner sonntags etwas mit ihnen. Zu Ostern schrieb er ihnen immer einen Osterhasen-Brief mit Zeichnung und legte ihn ins Nest. Er war ein guter Vater und hatte immer ein offenes Ohr für seine Kinder.
Zum 65. Geburtstag von Werner fuhren wir nach Sizilien. Die 20-stündige Schifffahrt auf einem Riesenschiff war für uns ein Erlebnis. Sizilien mit seinen Zitronen- und Orangenhainen, mit seinen Reben und Äckern hat uns sehr gefallen. Oft machten wir Bergwanderungen, am liebsten, wenn der Frühling Einzug gehalten hatte.
Werner war glücklich, wenn die sieben Grosskinder um ihn waren. Im Alter von bald 83 Jahren ist er nun nach kurzer, schwerer Krankheit im Spital verstorben. Zwar kam er schon vor zehn Jahren mit einem niederschmetternden Bericht vom Arzt zurück. Auf dem Heimweg habe er sich entschlossen, diesem Leiden nicht allzu viel Beachtung zu schenken, sofern er nicht zu viele Schmerzen habe und einigermassen bei Kräften bleibe, sagte er damals. Er hatte Glück: eine Spritzen-Therapie schlug an.
Im letzten Herbst liessen seine Kräfte nach. Er machte noch Kreuzworträtsel oder ging in sein geliebtes Schopfweidli holzen. Auch wollte er gerne noch in den Stall, um die Kühe zu putzen, etwas zu misten und den Vorplatz zu schorren; so konnte er bei den Tieren sein. Aber jetzt ging alles langsamer. Am Stephanstag war dann sein letzter Tag zuhause. Nach Mitternacht brachte ihn der Krankenwagen ins Spital, wo man eine Hirnblutung feststellte.
Ja, als ich mich hinsetzte, um Werners Lebenslauf zu schreiben, fragte ich mich, was war sein Leben? In jedes Leben fällt Licht und Schatten, und jeder Mensch hat Lasten zu tragen. Werner war an allem interessiert. Und er war pflichtbewusst, er arbeitete gerne. Ihm war es wohl, um das Vieh herum zu sein. Oft kam er spät von einer Weide zurück, so dass ich mich schon gesorgt hatte, ob ihm oder einem Tier wohl etwas zugestossen sein könnte. Einmal, als er wieder so spät kam, sagte er zu mir: «Ich habe vor dem Melken noch lange Disteln gezogen und Löcher eingemacht von den Klauen. Weisst, Bauer muss man im Verborgenen sein, man muss gut sein zu den Tieren und der Erde.»
E.B.