Wie gesund ist ein Slushy?

  22.07.2025 Gesundheit

Slush-Eis – auch bekannt als Slushy, Slushie oder Slush – wird typischerweise im Becher serviert. Bunt gefärbt, süss im Geschmack und mit einer halbgefrorenen Konsistenz, die an Schneematsch erinnert, ist es besonders wegen des sogenannten Slush-Effekts bei Kindern beliebt, doch nicht ungefährlich.

Das Bundesinstitut für Risikobewertung (BfR) in Deutschland und eine aktuelle britisch-irische Fallstudie warnen vor möglichen Gesundheitsrisiken. Der Grund: Viele Slush-Getränke enthalten Glycerin (E422) – einen Zuckeralkohol, der bei übermässigem Konsum insbesondere bei kleineren Kindern zu akuten und ausgeprägten Beschwerden führen kann.

In der Schweiz wurden bei Tox Info Suisse bis anhin keine vergleichbaren Fälle gemeldet. Allerdings sind die Symptome wie Unterzuckerung, Magen-Darm-Beschwerden, Kopfschmerzen, Benommenheit (oder gar Ohnmacht) recht unspezifisch und werden besonders an heissen Tagen möglicherweise nicht mit dem Konsum eines Slushys in Verbindung gebracht.

Fallstudie: Glycerinvergiftung nach Slushy-Konsum
Eine britisch-irische Fallstudie dokumentiert 21 Fälle von Kindern zwischen zwei und sieben Jahren, die im Zeitraum von 2009 bis 2024 kurz nach dem Konsum von Slush-Eis notfallmässig behandelt wurden. Bei den meisten Kindern traten innerhalb einer Stunde nach dem Konsum Symptome wie Unterzuckerung (95 %), Bewusstseinsstörungen (94 %) und metabolische Azidose (Übersäuerung des Körpers, 94 %) auf. Die Kinder wurden im Spital überwacht und behandelt, insbesondere zur Stabilisierung des Blutzuckerspiegels.

Allen wurde geraten, künftig auf Slush-Eis zu verzichten. Ein siebenjähriges Kind hielt sich offenbar nicht daran und entwickelte nach erneutem Konsum prompt wieder dieselben Symptome. In den Urinproben aller betroffenen Kinder wurden hohe Glycerinwerte festgestellt. Die AutorInnen führen die Symptome auf hohe Glycerinmengen zurück.

Zuckerfrei – aber nicht harmlos?
Der Lebensmittelzusatzstoff Glycerin (auch Glycerol, E422) wird in vielen zuckerfreien Slush-Eis-Produkten eingesetzt, um die typische halbgefrorene Konsistenz zu erzeugen, den sogenannten Slush-Effekt. Normalerweise wird ein solcher Effekt durch einen hohen Zuckeranteil erreicht.

Obwohl die Fallstudie einen Zeitraum von 15 Jahren umfasst, stammt der Grossteil der dokumentierten Fälle aus den Jahren ab 2018. Auffällig: Dieser Anstieg fällt zeitlich zusammen mit der Einführung der Zuckersteuer 2018 in Grossbritannien und Irland. Seitdem setzen Hersteller laut den AutorInnen der Studie offenbar verstärkt auf Zuckeralkohole wie Glycerin als Ersatz für Zucker.

Slushy-Zusatzstoff im Fokus: Glycerin
Das BfR hat 62 Slush-Eis-Proben im Zeitraum November 2023 bis Oktober 2024 analysiert. Der durchschnittliche Glyceringehalt lag bei rund 26 Gramm pro Liter, einzelne Proben wiesen bis zu 142 Gramm pro Liter auf.

Wie hoch das Gesundheitsrisiko beim Konsum eines Slush-Eises ist, lässt sich laut BfR nicht pauschal beurteilen. Entscheidend sind die Glycerinkonzentration im Produkt, die konsumierte Menge sowie das Körpergewicht der konsumierenden Person. Für Glycerin in Lebensmitteln gibt es auch keine gesetzlich festgelegte Höchstmenge. Es gilt das Prinzip «quantum satis»: Es darf so viel eingesetzt werden, wie technologisch notwendig ist. Zur Risikobewertung zieht das BfR eine Referenzdosis von 250 Milligramm Glycerin pro Kilogramm Körpergewicht heran. Das entspricht der niedrigsten bekannten therapeutischen Dosis, wie sie etwa im Spital als Therapie zur Senkung des Hirndrucks verabreicht wird.

Kleines Kind, grosse Wirkung: Schon 200 Milliliter können kritisch sein
Die Analyse zeigt: Bereits 200 Milliliter Slush-Eis mit einem durchschnittlichen Glyceringehalt können bei einem fünfjährigen Kind mit einem Körpergewicht von 20 Kilo eine Dosis ergeben, wie sie sonst zur Behandlung von erhöhtem Hirndruck im Spital eingesetzt wird. Ein einzelner Becher kann für kleine Kinder somit bereits problematisch sein.

Fazit: bunte Gefahr im Becher
Slush-Eis wirkt auf den ersten Blick harmlos und erfrischend – besonders auf Kinder. Doch was süss und bunt daherkommt, kann unerwartete gesundheitliche Folgen haben. Die britisch-irische Studie empfiehlt: Kinder unter acht Jahren sollten besser auf Slush-Eis mit Glycerin verzichten. Und auch hierzulande gilt: Ein standhaftes «Nein» vor dem Slushy-Stand ist weniger nervenaufreibend als ein Besuch in der Notaufnahme.

TOX INFO SUISSE


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