Wie tickt ein Musikant?
04.04.2025 KulturDie Brass Band Frutigen spürte eine neue Spezies auf: Den «Homo Musicus», der für musikalische Höhenflüge und eine Prise Humor sorgte.
MONYA SCHNEIDER
Am vergangenen Freitag- und Samstagabend führte die Brass Band Frutigen im ...
Die Brass Band Frutigen spürte eine neue Spezies auf: Den «Homo Musicus», der für musikalische Höhenflüge und eine Prise Humor sorgte.
MONYA SCHNEIDER
Am vergangenen Freitag- und Samstagabend führte die Brass Band Frutigen im Simplon-Saal ihre neuste Bühnen-Show vor. Unter der Leitung von Adrian Germann nahm sich die Band den komplexen Fragen einer typischen Brass Band an und präsentierte das Resultat ihrer Recherchen dem Publikum.
Der erste Teil fing schon mal ungewöhnlich an. Er widmete sich dem Thema «Wie bereite ich mich auf ein Konzert vor?», dementsprechend wähnte man sich auch eher in einem Probelokal als in einem Konzertsaal. Die MusikantInnen kehrten dem Publikum nämlich den Rücken zu und für einmal war der Dirigent von vorne zu sehen. Charmant führte Beatrice Werren durch das Programm und zeichnete mit einem Augenzwinkern die verschiedenen Musik-Charaktere nach. Nach dem ersten Stück folgte bereits ein erster Höhepunkt. Präsident Martin Schneider machte sich bereit zum Solo. Die Vorbereitung zu diesem Auftritt wurde so richtig zelebriert. Schneider wurde betüddelt, sogar sein Bass wurde ihm ehrenvoll überreicht. Er selbst wurde als «Freddy Mercury von Frutigen» betitelt und dementsprechend trug er auch «Love of my life» von Queen gekonnt auf seinem sehr grossen Instrument vor.
Sieger-Melodie wurde eingebaut
Danach spielte die Brass Band «An der schönen blauen Donau». Doch das allseits bekannte Stück war kaum wiederzuerkennen, wurde es doch in den «Blue Danube Rag» – also in eine Ragversion – verwandelt. Einheimische Klänge gab es mit dem «Gruss aus Frutigen», der aus der Feder des Frutigers stammt. Doch auch dieses Stück wurde nicht ganz nach Notenbuch gespielt. Anlässlich des ersten Frutiger Vereins-Forums schrieb die Brass Band einen Melodie-Wettbewerb aus. Die beste Komposition lieferte damals Willy Heger ab und diese wurde dann in das Stück eingebaut. Ausserdem wurde dem Publikum vorgeführt, was passiert, wenn die Band ohne Dirigent dasteht. So wirklich gut funktioniert dies eben schon nicht.
Vor der Pause verteilten sich die MusikantInnen im ganzen Saal und spielten «When I’m 64» mitten unter den ZuhörerInnen.
Macho setzt sich durch
Der zweite Teil kam dann in gewohnter Konzertmanier daher. Die Mitglieder der Brass Band waren in Uniform gekleidet und sassen wieder so, wie es sich gehört. Doch ganz ohne Slapstickeinlagen ging es dann doch nicht. Ein Neuankömmling – herrlich überzogen dargestellt von Cornetist Konrad Moser, mit weissem Anzug und imposanter Lockenfrisur – gesellte sich etwas verspätet zur Band und wurde nicht wirklich herzlich aufgenommen. Es erfolgte ein Wettblasen, wer denn nun das Solo-Cornet spielen durfte. Die MusikantInnen zeigten sich nicht sehr erfreut, dass sich der aufgeblasene Neuankömmling durchsetzen konnte. Aber schlussendlich mussten sie neidlos anerkennen, dass er – trotz seines unsympathischen Auftretens – halt doch ein sehr guter Bläser ist. Am Schluss fand er unter den Reihen der MusikantInnen sogar eine Partnerin und mit der Geburt des Mini-Instrumentes «Mambo», war der Schnösel vollends in die Band integriert.
Hohe Qualität
Die Brass Band bot mit ihrer Bühnen-Show «Homo Musicus» einen sehr unterhaltsamen Abend. Die ZuhörerInnen lernten so einiges über die verschiedenen Register und das entsprechende Verhalten der Musik-Charaktere. Der Abend war mit einer gehörigen Prise Humor gewürzt. Dabei bot die Band ein wirklich gutes Programm und spielte sämtliche Stücke auf hohem Niveau. Diese Leistung wurde vom Publikum auch mit gebührendem Applaus honoriert.