«Wir platzen aus allen Nähten»
05.07.2024 FrutigenDas Entsorgungs-, Recycling- und Energieunternehmen AVAG Umwelt AG übernimmt die Fläche des alten Werkhofs und baut ihren dortigen Standort aus. Staus und lange Wartezeiten sollen ab 2026 der Vergangenheit angehören.
Die AVAG ist bereits seit 20 Jahren an ...
Das Entsorgungs-, Recycling- und Energieunternehmen AVAG Umwelt AG übernimmt die Fläche des alten Werkhofs und baut ihren dortigen Standort aus. Staus und lange Wartezeiten sollen ab 2026 der Vergangenheit angehören.
Die AVAG ist bereits seit 20 Jahren an der Mike Schmid-Olympia-Strasse vertreten. Mit der Eröffnung der Kehrichtverwertungsanlage (KVA) in Thun wurde der Standort in Frutigen seinerzeit primär als Umladestation für den Kehricht eingerichtet. Auch heute hat das Entsorgungszentrum der AVAG noch diese Funktion. Die Kehrichtsammelfahrzeuge der umliegenden Gemeinden stossen dort ihren Abfalls aus, damit er gepresst in grossen Containern in die KVA gebracht werden kann. Neben den Kehrichtfahrzeugen entsorgen und recyceln heute aber auch zahlreiche Gewerbe- und Privatkunden ihren Abfall bei der AVAG.
Die Kehrseite der regen Nutzung
Über die Jahre hat das Unternehmen sein Angebot erweitert – von Grüngut über Metall und Kunststoff bis hin zu Sonderabfällen kann dort praktisch alles entsorgt werden. Davon macht die Frutigländer Bevölkerung rege Gebrauch: «Wir wickeln in Frutigen pro Jahr rund 4500 Tonnen ab und freuen uns, dass wir einen regional wichtigen Beitrag zur Schliessung von Materialkreisläufen leisten können», sagt Alessandro Benfatto, Bereichsleiter Betriebe bei der AVAG. Die rege Nutzung habe aber auch eine Kehrseite: «Wir platzen aus allen Nähten, die zahlreichen und unterschiedlichen Kundengruppen sorgen für ein hohes Verkehrsaufkommen, Rückstau und lange Wartezeiten, aber auch der suboptimale Verwiegungs- und Bezahlungsprozess trägt das seine dazu bei», führt Benfatto weiter aus.
Deshalb habe sich die AVAG bereits länger nach einer anderen Lösung umgeschaut und auch einen Umzug nicht ausgeschlossen. Es sei jedoch schwierig, Bauland für ein Entsorgungs- und Recyclingzentrum zu finden. Nun gebe es eine Lösung: «Die Gemeinde Frutigen hat 2021 einen neuen Werkhof gebaut, womit die Fläche des alten Werkhofs frei wurde, die direkt an das Gelände der AVAG angrenzt», teilt das Unternehmen mit. Diese Fläche könne es im Baurecht übernehmen. Ein Baugesuch für die Erweiterung des Entsorgungszentrums sei bereits eingereicht worden. «Wir sind froh, dass wir mit der AVAG eine gute Lösung finden konnten und so auch in Zukunft eine zuverlässige Entsorgungspartnerin in der Region haben», sagt die zuständige Frutiger Gemeinderätin Annarös Grossen.
Verzicht auf Bargeld
Wie die AVAG erläutert, soll die Fläche auf zwei Niveaus genutzt werden. Dies ermögliche es, den überirdischen Abwurf der Abfälle durch die Kundschaft und die rückwärtige Logistik zu trennen. Getrennt werden soll auch die Gewerbevon der Privatkundschaft. Durch separate Anlieferbereiche könne man sowohl die Effizienz als auch die Sicherheit deutlich erhöhen. Ferner beabsichtigt die AVAG, die Kundschaft unabhängiger vom Personal zu machen, etwa durch die selbstständige Verwiegung, den Verzicht auf Bargeld und die Einführung von Bezahlautomaten für Private sowie von Kundenkarten fürs Gewerbe. Am Personal sparen wolle man deshalb aber nicht: «Im Gegenteil, wir werden mehr Personal benötigen, vor allem möchten wir uns aber stärker um die eigentlichen Anliegen der Kundschaft kümmern können, anstatt im Waaghaus und an der Kasse zu sitzen. Wir rechnen durch die Erweiterung und Modernisierung auch nicht mit mehr Material zur Verwertung, sondern investieren in die Zukunft», sagt Benfatto. Die Gemeinderätin Annarös Grossen ergänzt: «Es ist nicht selbstverständlich, dass ein Unternehmen so viel Geld in die Hand nimmt, ohne Mehrerträge zu erwarten. Das Entsorgungserlebnis wird besser, schneller und sicherer», ist die Gemeinderätin überzeugt.
Wenn alles nach Plan läuft, beginnen die Bauarbeiten an der Mike Schmid-Olympia-Strasse noch in diesem Jahr und sollen bis 2026 andauern. Der Betrieb ist anfangs nicht betroffen, weil zunächst die zusätzliche Fläche erschlossen und bebaut werden soll. Im Verlauf der Bauphase kann es zu Beeinträchtigungen für die Kundschaft kommen, der Betrieb soll jedoch jederzeit aufrechterhalten werden können.
PRESSEDIENSTE AVAG UND GEMEINDERAT FRUTIGEN
Öffentliche Informationsveranstaltung: Freitag, 29. August, 20 Uhr, im Kirchgemeindehaus Frutigen (Vorstellung des Vorhabens und beantworten von Fragen). Keine Anmeldung erforderlich.