Wird die Badi verkauft?
12.09.2023 FrutigenKnapp drei Monate vor der Urnenabstimmung hat der Gemeinderat einen Gegenvorschlag für die Freibad-Initiative ausgearbeitet. Im Zentrum dieses Vorhabens steht die Firma Brügger HTB.
BIANCA HÜSING
Die Abstimmungsbotschaft für den 26. November ...
Knapp drei Monate vor der Urnenabstimmung hat der Gemeinderat einen Gegenvorschlag für die Freibad-Initiative ausgearbeitet. Im Zentrum dieses Vorhabens steht die Firma Brügger HTB.
BIANCA HÜSING
Die Abstimmungsbotschaft für den 26. November wird um einiges umfangreicher als ursprünglich geplant. Zum Tellenburg-Sanierungsprojekt und zur Freibad-Initiative kommen nun zwei weitere Vorlagen hinzu: die Erneuerung des Gemeindehauses und ein Gegenvorschlag zur besagten Initiative. Wie der Gemeinderat am Freitag mitteilte (siehe Bulletin auf Seite 3), möchte er das Badi-Areal an die Brügger HTB abtreten und sie vertraglich zur Sanierung der Anlage verpflichten. Sehr überraschend ist diese Nachricht eigentlich nicht: Gemeinderatspräsident Hans Schmid hatte schon vor Monaten angekündigt, dass die Gemeinde an einer alternativen Lösung arbeite. Dass sie dabei auf eine Übernahme durch die Brügger HTB spekulierte, war ein offenes Geheimnis.
Überrumpelte Initianten
Initiant Niklaus Liechti (Liberales Frutigen) ist gleichwohl überrascht, genauer gesagt: überrumpelt. Vom Gegenvorschlag wurde er am Freitag zeitgleich mit den Medien informiert. «Ich halte es für einen Affront, dass die Gemeinde uns nicht früher beigezogen hat. Wir hätten gemeinsam an einer Lösung arbeiten und unsere Initiative gegebenenfalls zurückziehen können.» Da er noch keine Details zum Gegenvorschlag der Gemeinde und zu deren Vertragsverhandlungen mit der Brügger HTB kennt, möchte Liechti noch keine offizielle Stellungnahme abgeben. Seine persönliche Spontaneinschätzung: «Auf den ersten Blick sieht das nach einer guten Lösung aus. Aber wir brauchen erstmal mehr Details.» Diese dürfte er demnächst bekommen. Der Gemeinderat wird das Initiativkomitee voraussichtlich noch vor seiner Sitzung am 21. September informieren und zu einer Stellungnahme für die Abstimmungsbotschaft einladen. Erst nach diesem Gespräch werden die Initianten das weitere Vorgehen besprechen. Ein Rückzug ihres Vorstosses sei nach wie vor eine Option, so Liechti – sofern der Gemeindevorschlag im Sinne der 692 UnterzeichnerInnen sei.
Für einen symbolischen Franken
Auf die Frage, warum der Gemeinderat nicht vorher das Gespräch gesucht hat, möchte Obmann Hans Schmid nicht eingehen. Sein einziges Statement dazu: «Wir haben aufgrund der Initiative nach einer Lösung fürs Freibad gesucht und sie auch gefunden.» Dass diese Lösung gut sei, liege auf der Hand: «Frutigen bekäme ein attraktiveres Freibad, als es die Gemeinde selbst geplant hatte, und müsste dafür nicht einmal Geld ausgeben.» Das Sanierungsprojekt der Gemeinde, das diese aus finanziellen Gründen aufgeschoben hat, würde rund zwei Millionen Franken kosten.
Die Sportzentrum Frutigen AG ist weiterhin als Betreiberin der Anlage vorgesehen. Das Areal selbst, das gemäss Zonenplan nur für eine öffentliche Nutzung zugelassen ist, soll für einen Franken in den Besitz der Brügger HTB übergehen. «Die Details werden wir kommunizieren, sobald der Vorvertrag mit der Firma unterzeichnet und die Abstimmungsbotschaft fertig ist», so Schmid.
Die Brügger HTB will sich ihrerseits erst nach der Abstimmung äussern.
Zusätzliche Etage fürs Gemeindehaus
Je nachdem, ob die Initianten an ihrem Vorstoss festhalten, wird am 26. November über Kredite in der Gesamthöhe von 6 oder 4 Millionen Franken abgestimmt. Nebst der Sanierung der Tellenburg (1,84 Millionen) kommt nämlich auch die Sanierung des Gemeindehauses vors Volk (2,3 Millionen). Dass alle drei Abstimmungen am selben Tag stattfinden, sei kein Kalkül zugunsten oder zuungunsten eines bestimmten Projekts, betont Hans Schmid. Es sei transparent und notwendig: «Das Gemeindehaus muss dringend saniert werden, und weil die Regionale Bauverwaltung dort ihren Sitz bekommen soll, brauchen wir mehr Platz.»
Zwei oder drei Millionenkredite, keine Konkurrenz
Geplant ist, das Gemeindehaus mit einer zusätzlichen Etage aufzustocken. Gegenüber ersten Schätzungen hat sich das Projekt deutlich verteuert. Statt der 1,5 Millionen Franken, die zunächst im Raum standen, wird es rund 2,5 Millionen kosten. «Wir haben eine Variantenstudie in Auftrag gegeben, um die Raumverhältnisse bestmöglich auszunutzen», so Schmid. «Ursprünglich war ein einfacher Ausbau angedacht. Jetzt haben wir uns für einen Vollausbau entschieden und für eine vollständige Erschliessung mit dem Lift.» Der bestehende Bau werde von unten bis oben energetisch saniert. Eine alternative Energiequelle sei jedoch nicht geplant. «Aufgrund der Dachkonstruktion wäre eine Photovoltaikanlage nur auf einer ganz kleinen Fläche möglich», begründet der Obmann.
Auch wenn am 26. November unter Umständen drei Millionenkredite zur Abstimmung stehen – als Gefährdung betrachtet Niklaus Liechti das neu hinzugekommene Gemeindehausprojekt nicht. «Die Sanierung und der Ausbau für die Regionale Bauverwaltung sind notwendig und unterstützenswert», so der Freibad-Initiant. Gleiches gelte für die Sanierung der Tellenburg.