Im Lötschbergsaal in Spiez trafen sich am letzten Donnerstag Vertreterinnen und Vertreter aus Wirtschaft, Politik und Tourismus sowie eine Gymnasialklasse aus Thun zum jährlichen Wirtschaftstreffen der Volkswirtschaft Berner Oberland. Ein EDA-Botschafter, ein Delegierter der ...
Im Lötschbergsaal in Spiez trafen sich am letzten Donnerstag Vertreterinnen und Vertreter aus Wirtschaft, Politik und Tourismus sowie eine Gymnasialklasse aus Thun zum jährlichen Wirtschaftstreffen der Volkswirtschaft Berner Oberland. Ein EDA-Botschafter, ein Delegierter der Nationalbank und ein Regierungsrat des Kantons Bern sprachen über das EU-Paket, die US-Zölle und die aktuelle Lage im Berner Oberland.
ANJA SCHRANZ
Der Präsident der Volkswirtschaft Berner Oberland und Grossrat Carlos Reinhard eröffnete das Treffen mit einem Grusswort. Rund 150 Personen waren anwesend. Bei der Planung des Anlasses sei noch unklar gewesen, wie aktuell die Themen im November sein würden.
Den Auftakt machte Stephan Lauper, stellvertretender Chef der Abteilung Europa beim Eidgenössischen Departement für auswärtige Angelegenheiten (EDA) und Botschafter. Er informierte über das vom Bundesrat ausgehandelte EU-Paket, das voraussichtlich im nächsten Jahr zur Abstimmung kommt. Ihm sei es wichtig, zu informieren, nicht zu politisieren, betonte er. Er erläuterte den Inhalt des Pakets und vermutete, dass es zu vier separaten Abstimmungsfragen kommen dürfte. Zudem werde ein fakultatives Referendum vorgeschlagen. Auf die Frage nach dem Nutzen des Pakets meinte Lauper, es biete «eine gewisse Rechtssicherheit und Planbarkeit, die ansonsten fehlen würde».
Von Europa zu Amerika
Von Planbarkeit könne in Bezug auf die Zollpolitik der USA keine Rede sein – die Lage könne sich täglich ändern, und die politischen Spielregeln würden vom Mann mit dem orangen Toupet schon lange nicht mehr eingehalten.
Die Zölle für die Schweiz lägen auf dem Stand von 1930. Auch wenn einige Branchen, etwa der Tourismus, weniger stark betroffen seien, müssten andere Unternehmen den Gürtel im nächsten Jahr wohl enger schnallen. Besonders die Industrie, welche Präzisionsinstrumente und Maschinenteile herstellt, spüre die Auswirkungen, aber auch Lebensmittel wie Käse würden für Konsumenten in den USA zunehmend teurer. Dr. Roland Scheurer, Delegierter der Schweizerischen Nationalbank (SNB) für regionale Wirtschaftskontakte, geht dennoch insgesamt von einem moderaten Wachstum mit leicht erhöhter Inflation im Jahr 2026 aus.
Klare Worte fand Regierungsrat Christoph Ammann: «Wer in der momentanen Lage im Tourismus jammert, der macht etwas falsch.» Allerdings rechnet er damit, dass Unternehmen, die bereits durch den Ukraine-Krieg betroffen sind, durch die US-Zölle zusätzlich unter Druck geraten. In einzelnen Fällen seien Entlassungen oder gar Schliessungen nicht auszuschliessen. Daran würden wohl auch die bestehenden Massnahmen zur Kurzarbeitsentschädigung wenig ändern.
Es bleibe zu hoffen, dass die Verhandlungen mit den USA dazu führen, dass die Zölle für die Schweiz künftig auf das Niveau der Nachbarländer angepasst werden – auch wenn man dafür wohl abwarten müsse, «bis der US-Präsident mal einen guten Tag hat».