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09.08.2022 FrutigenVon Melbourne über New York und Paris nach Wimbledon – unter diesem Motto feierte der Tennisclub am Wochenende sein 75-jähriges Bestehen.
MARTIN WENGER
Starker Regen prasselt auf das grosse Zeltdach, als die Gäste des Galaabends am Freitag ...
Von Melbourne über New York und Paris nach Wimbledon – unter diesem Motto feierte der Tennisclub am Wochenende sein 75-jähriges Bestehen.
MARTIN WENGER
Starker Regen prasselt auf das grosse Zeltdach, als die Gäste des Galaabends am Freitag ankommen. Nach und nach füllt sich das Zelt mit etwa 300 BesucherInnen von Jung bis Alt.
In bekannt eloquenter Art führt der beliebte frühere Radio- und Fernsehmoderator Berni Schär durch den Abend. Mit der Bemerkung, dass das Gründungsjahr des TC Frutigen 1947 ein besonders guter Jahrgang gewesen sei, da unter anderen auch Hanspeter Latour und Johan Cruijff dazumal geboren wurden, begrüsst Schär das Publikum.
OK-Präsident Stefan Germann führt kurz durch die Entstehungsgeschichte des TCF. Dabei erwähnt er, dass im Gründungsjahr 1947 zwei bis drei Kisten aus dem Mitholztunnel als «Tennishäuschen» dienten und auf dem Sparbüchli ganze 300 Franken lagen. Heute zählt der Club über 300 Mitglieder.
50 Franken Mietzins für den Tennisplatz
Nun ist die Reihe an Hans Rösch und Rolf Angeli, die beide eine wichtige Rolle spielten in der Geschichte des Clubs. Rolf Angeli kam 1964 nach Frutigen und wurde an der HV des TC mit damals sage und schreibe nur fünf Mitgliedern gleich zum Präsidenten gewählt, bevor er überhaupt Mitglied wurde. Herr Notar Stoller, der damalige Besitzer des Tennisplatzes am Leimbach, verlangte 50 Franken Jahresmietzins, den Angeli jeweils persönlich vorbeibringen musste. Es war damals auch üblich, dass man sich auf dem Tennisplatz siezte.
Der 3. November 1969 war ein schwarzer Tag für Frutigen, der Leimbach trat über seine Ufer und auch der Tennisplatz wurde verwüstet. Es brauchte Hunderte von Frondienststunden, bis der Platz wieder instand gestellt war. Für jenes Jahr hatte Herr Stoller ein Einsehen und erliess nicht nur den Mietzins, sondern spendete gleich noch 200 Franken.
Hans Rösch trat dem Club 1969 bei und übte viele verschiedene Tätigkeiten aus wie Platzwart, Medienchef, Spielleiter und andere. Unterhaltsam berichtet er vom ersten Interclubspiel in Bern im Jahr 1970, als man zwar mit 2:7 verlor, aber trotzdem stolz auf die erbrachte Leistung wieder heimwärts fuhr.
Nach dem Rückblick auf die bewegte Vereinsgeschichte erfreut der 13-jährige Reichenbacher Nicola Probst das Publikum mit einem eigens für diesen Galaabend komponierten Klavierstück.
Prominenz im Festzelt
Gekonnt und sattelfest leitet Schär über zu seinen bekannten Gästen, dem Präsidenten von Swiss Tennis und Vizepräsidenten des Tennisweltverbands René Stammbach sowie dem Walliser Slalomfahrer Ramon Zenhäusern.
Nach dem Überbringen einer Grussbotschaft an den Club zeigt sich Stammbach beeindruckt von den Mitgliederzahlen des TCF und dem regen Vereinsgeschehen. Schär interviewt ihn und Ramon Zenhäusern auf amüsante und informative Weise, das Publikum dankt mit vielen Lachern und Zwischenapplaus. Auch dank Stammbach gewann das Schweizer Daviscup-Team mit Federer und Wawrinka 2014 erstmals gegen Frankreich. Viele weitere Verdienste zugunsten des Schweizer Tennis gehen auf sein Konto. Nach den Ausführungen zu seinem sportlichen Werdegang – und auch zu seiner ausserordentlichen Schuhgrösse 48 –, überreicht Zenhäusern dem TC Frutigen eine Flasche Wein, ein T-Shirt und ein Glücksschwein für viele weitere erfolgreiche Vereinsjahre.
Eine Pointe jagt die andere
«Schuhgrösse 48! So gross ist ja meine Wohnung!» Damit startet der Auftritt des bekannten Komikers Fabian Unteregger. Nun jagt eine Pointe die andere, in seinem Auftritt imitiert der promovierte Mediziner in nahezu perfekter Weise die Stimmlage und den Dialekt verschiedenster Persönlichkeiten wie Roger Federer, Heinz Günthard und Martina Hingis. Aber auch im Walliser Dialekt ist er zu Hause, wie er eloquent beweist. Das Publikum verdankt seine witzigen Sprüche mit grossem Applaus. Ein Vier-Gang-Menü – jeder Gang benannt nach einem wichtigen Tennisturnier und kreiert von der Kochwerkstatt Münsingen – bereichert den Abend. Der Frutiger Christian Thierstein zaubert mit seinen MitarbeiterInnen ein Gericht mit Spezialitäten aus Melbourne, New York, Paris und Wimbledon. Unter grossem Einsatz der TurnerInnen des TV Frutigen werden die 300 geladenen Gäste in beindruckendem Tempo verwöhnt. Die beiden Clubs arbeiten Hand in Hand.
«Welche Droge nimmst du?»
Nachdem der junge Pianist Nicola Probst wiederum ein selbst komponiertes Stück und eine Zugabe zum Besten gegeben hat, ist die Reihe am Fernsehmoderator und erfolgreichen Skitrainer Didier Plaschy. In seinem sympathischen Dialekt erläutert er sein Studium in Philosophie, Psychologie und Pädagogik. Eine von vielen interessanten Videoeinspielungen an diesem Abend untermalt den Kern seiner Aussagen: In dem Moment, da man aufgeben will, muss man weitermachen. Von sich selbst sagt er: «Ich bin ein Alfa Romeo: entweder Sieg oder Sarg.»
Es folgt ein amüsantes Interview, in dem Berni Schär Fragen von Fabian Unteregger beantwortet. Der Komiker und Helikopterpilot habe sich immer gefragt, welche Droge Schär wohl nehme, dass dieser, damals noch bei SRF 3, jeden Morgen so motiviert und aufgestellt daherkomme. Schär stellt auch in diesem Interview mit Antworten über Roger Federer, den er ja wie kein anderer kennt, und Wendy Holdener sein Wissen und seine Eloquenz unter Beweis.
Wie der Vater, so der Sohn
Zum Abschluss spricht Roger Gerber, der jetzige Präsident des TC Frutigen. Er dankt allen Mitgliedern für ihren Einsatz und allen Sponsoren für deren Unterstützung. Übrigens: Vor 25 Jahren, bei der Feier zum 50-jährigen Bestehen des TC Frutigen, war Rogers Vater Paul Gerber Präsident. Den Ausklang dieses Abends gestaltet Reto Grossen alias DJ Don Grande mit seiner einzigartigen Mischung von Hits auf Vinyl, die viele zu später Stunde zum Tanzen anregt.