Zeitdruck am Chuenis-Hang
12.12.2023 AdelbodenWELTCUP In Adelboden laufen die Vorbereitungen für die Rennen vom 6. und 7. Januar 2024 auf Hochtouren. Der frühe Termin ist sowohl für die Organisatoren als auch für die Hotellerie herausfordernd.
RETO KOLLER
«Der Wasserverbrauch ist ...
WELTCUP In Adelboden laufen die Vorbereitungen für die Rennen vom 6. und 7. Januar 2024 auf Hochtouren. Der frühe Termin ist sowohl für die Organisatoren als auch für die Hotellerie herausfordernd.
RETO KOLLER
«Der Wasserverbrauch ist ein Gradmesser für die Schnee-Erzeugung», sagt Geschäftsführer Christian Haueter auf die Frage nach dem «Schneebericht» für den Weltcuphang. Er liegt derzeit im guten Durchschnitt – man habe die kalten Nächte der ersten Dezembertage gut nutzen können, doch der Boden sei nach den anhaltenden Regenfällen im November nicht durchgefroren, so Haueter. Der Schneefall der letzten Tage war durchaus willkommen. Das «weisse Gold» wurde gepresst und schützt den Boden nun zusätzlich vor Schaden.
Wenig Spielraum nach den Festtagen
Die Vorbereitungen verlaufen gemäss Haueter nach Plan. Der kurzzeitige Unterbruch der Kantonsstrasse hat nur wenige Verzögerungen mit sich gebracht. Der Vorfall habe jedoch aufgezeigt, wie abhängig der Ort von der Zufahrtsstrasse sei, so der Geschäftsführer. Mehr als der Zeitverlust wegen der gesperrten Strasse treibt der frühe Termin des Rennwochenendes die Arbeiten voran. Nach Weihnachten und Silvester verbleiben nur wenige Tage bis zum Startschuss. «Wir versuchen, möglichst viele Arbeiten vor dem 24. Dezember abzuschliessen und an den verbleibenden Tagen unmittelbar vor dem 6. Januar möglichst wenig Lärm zu verursachen», beschreibt Christian Haueter das Vorgehen.
Auch der Hotellerie kommt das frühe Datum eher ungelegen. Das Wochenende reicht in die ausklingende Festzeit hinein. Laut Haueter hätten die Hotels aber viel Verständnis gezeigt und würden die benötigte Kapazität an Betten zur Verfügung stellen. 2025 sollte es besser aussehen: Im provisorischen FIS-Rennkalender ist dann das Wochenende vom 11. / 12. Januar vorgesehen.
Bewährtes Konzept – hohe Nachfrage
Mehr Freiflächen, weniger Zelte und weniger verwinkelte Aufbauten: So stellten sich die Weltcupverantwortlichen ihren Anlass bereits 2021 vor. Wegen der Corona-Beschränkungen 2021 und 2022 kam das Konzept erst 2023 vollständig zur Anwendung.»
Damit verbunden war eine Beschränkung der Ticketverkäufe. Die Streckentickets waren für das Samstagsrennen bald ausverkauft, für die Tribünenplätze dauerte der Verkauf sogar nur wenige Minuten.
Aufgrund der hohen Nachfrage wurde der VIP-Bereich um 300 Plätze erweitert. Haueter erwartet für den Riesenslalom insgesamt etwa 25 000 BesucherInnen. Und auch die Nachfrage für den Sonntag kann sich sehen lassen. Die Tribüne ist bereits zu rund 90 Prozent belegt.
Die 2023 eingeführte Beschränkung hat sich laut Haueter bewährt. Er begründet die Entscheidung: «Wir haben uns intensiv mit den Transportkapazitäten, den Verpflegungsmöglichkeiten, den Hygienebereichen und dem Fassungsvermögen der verschiedenen Zonen auseinandergesetzt. Daraus ergab sich, dass der Anlass pro Tag 25 000 Fans verkraftet. Wir erfüllen so unsere Qualitäts- und Sicherheitsansprüche und kommen finanziell auf unsere Kosten.»
Geschäftsleitung statt OK
Der Verwaltungsrat der Ski-Weltcup Adelboden AG wollte von der traditionellen Organisation mit einem Miliz-OK wegkommen. Ziel war es, alle Geschäftsbereiche einzubeziehen und die Arbeiten durch eine Geschäftsleitung koordinieren zu lassen. Nebst dem in einem Teilzeitpensum engagierten Haueter besteht das Gremium aus Gerhard Germann, der auch die Sicherheit verantwortet, und Nicole Wittwer, die für die zentralen Dienste zuständig ist. «Wir denken und arbeiten neu im Verständnis eines Organisationsteams, das die bisherige Geschäftsstelle und das OK zusammenführt. Davon erhoffen wir uns mehr Effizienz und einfachere Entscheidungswege», erklärt Haueter.
Nach Gurgl-Vorfall Sicherheitskonzept überprüft
Die Bilder von drei Umweltaktivisten der «Letzten Generation», die während der Weltcuprennen in Gurgl (Tirol) in den Zielraum eindrangen, erregten grosse mediale Aufmerksamkeit. Der Vorfall liess auch die Adelbodner Weltcupleute nicht kalt. «Nach der allgemeinen Kritik am frühen Weltcupstart und den teils spektakulären Aktionen von Klimaaktivisten bei anderen Veranstaltungen überraschte mich der Auftritt nicht», kommentiert Haueter den Vorfall. «Wir haben unser Sicherheitskonzept eingehend geprüft und es angepasst, wo es uns nötig erschien.»
Herausforderung Freiwilligenarbeit
An den kommenden Rennen werden rund 1500 freiwillige Helferinnen und Helfer in allen möglichen Funktionen für einen reibungslosen Ablauf sorgen. «Ohne ihr Engagement wäre der Grossanlass nicht zu stemmen», anerkennt Haueter die Leistung der sogenannten «Volunteers». Sie gehören in der Mehrheit örtlichen Vereinen an, die für ihren Einsatz entschädigt werden. Haueter verhehlt nicht, dass es zunehmend schwieriger werde, HelferInnen in genügender Zahl zu finden. Damit habe jeder Veranstalter zu kämpfen. «Wir müssen versuchen, die gleichen Leistungen in der gleichen Qualität mit weniger Freiwilligen zu bewältigen», stellt Haueter fest. Der Aufwand für die Beherbergung, Verpflegung und Betreuung der teils von weither anreisenden HelferInnen sei beträchtlich.
Umso wichtiger sind die Heinzelmänner und -frauen aus der näheren Umgebung. Eine Analyse hat ergeben, dass rund 20 Prozent von ihnen in Adelboden beheimatet sind. Fast jede(r) zehnte Einheimische stellt sich in irgendeiner Form in den Dienst der Weltcuprennen. «Wir freuen uns über diesen Wert und würden ihn natürlich gerne noch weiter steigern», so Haueter. «Er ist ein Beweis dafür, dass die Bevölkerung im Tal hinter Adelbodens mit Abstand wichtigster Veranstaltung steht. Das erfüllt uns mit Zuversicht für die künftigen Herausforderungen.»