Zwischen Gipfeln und Horizonten
16.07.2024 Aeschi, AeschiriedAm Samstag wurde im Gemeindesaal die 27. Ausstellung der Gilde Schweizer BergmalerInnen mit einer Vernissage eröffnet. Anlässlich des 125. Todestags von Auguste Baud-Bovy, der in Aeschi lebte und malte, hatte Hans Jürg Bürki diesen Anlass organisiert.
...Am Samstag wurde im Gemeindesaal die 27. Ausstellung der Gilde Schweizer BergmalerInnen mit einer Vernissage eröffnet. Anlässlich des 125. Todestags von Auguste Baud-Bovy, der in Aeschi lebte und malte, hatte Hans Jürg Bürki diesen Anlass organisiert.
CORINA SCHRANZ-LINDT
Trotz Ferienzeit strömten sehr viele BesucherInnen aus nah und fern am frühen Samstagabend zur Ausstellungseröffnung der Gilde Schweizer BergmalerInnen (GSBM) in den Aeschiner Gemeindesaal. Vorbei am schön hergerichteten Apéro-Buffet im Foyer gelangte man in den Ausstellungsraum, wo man vor lauter kunstinteressierten Betrachtern zeitweise keinen freien Blick auf die Bilder hatte. Warum gerade Aeschi als Ausstellungsort gewählt worden war, erklärte Organisator Hans Jürg Bürki in seiner Ansprache. Einerseits habe sich der 125. Todestag von Auguste Baud-Bovy angeboten, dessen Bilder hauptsächlich im Bühnenbereich hängen, andererseits habe Bürki auf die Unterstützung der Gemeinde Aeschi und Sponsoren wie den Weber Verlag zählen können. Daraufhin ergriff Gemeindepräsident Christian Däpp das Wort und richtete folgende Frage an die ZuhörerInnen: «Was befindet sich zwischen Gipfeln und Horizonten?» Seine Antwort darauf war ein Zitat unbekannter Herkunft: «In den Bergen werden Worte überflüssig, weil der Augenblick bis an den Rand mit Sinn gefüllt ist.» Genau dies werde durch die Werke der KünstlerInnen ausgedrückt. Umrahmt wurden die Ansprachen mit Liedern vom aus Unterseen stammenden, malenden Musiker Martin Mostosi, der bei dieser Gelegenheit auch gerade seinen neuen Bildband vorstellte. Von ihm sind an der Ausstellung ebenfalls Gemälde zu sehen.
Vielfältige Techniken und Ausdrucksformen
Was aber hat Auguste Baud-Bovy mit der Jahresausstellung der 1988 gegründeten Gilde der BergmalerInnen zu tun? Er war ein bedeutender Schweizer Maler des 19. Jahrhunderts, der für seine Landschaftsbilder bekannt war – insbesondere für Werke, die die Schweizer Alpen darstellen. Ab 1888 wohnte Baud-Bovy nicht mehr in Genf, sondern in einem Chalet in Aeschi. In dieser Gegend malte er zahlreiche Landschafts- und Bergbilder. Abends brachte er seine angefangenen Werke in eine Alphütte, um am nächsten Tag daran weiterzuarbeiten. Auf die Frage, ob draussen vor Ort zu malen heute auch noch üblich sei, erzählte der Ausstellende Hans Jossi folgende Anekdote: «Ich malte vor Kurzem in der Provence im Grünen, da stand plötzlich eine Frau neben mir und machte Verbesserungsvorschläge. Als ich ihr den Pinsel in die Hand drücken wollte, verschwand sie kleinlaut.» Baud-Bovys Stil war von der Romantik geprägt und zeichnet sich durch eine detaillierte Darstellung aus. Seine Bilder zeugen von einer feinen Beobachtung der Natur und einer subtilen Farbgebung. Einige der ausstellenden KünstlerInnen knüpften nahtlos an seine Malweise an und schufen Werke, die fotorealistisch wirken. Andere arbeiteten freier und in den verschiedensten Techniken. Die Trends reichen von expressivem Realismus und abstrakten Interpretationen bis hin zu experimentellen Ansätzen, wie beispielsweise der Nutzung ungewöhnlicher Materialien oder Farben. Der Hauptorganisator Hans Jürg Bürki malte für diese Ausstellung ein Bild von Aeschi, exakt von der gleichen Stelle aus wie Baud-Bovy, um zu zeigen, dass sich das Dorfbild bis heute nicht verändert hat und seinen ländlichen Charme bewahren konnte. Dies griff auch der Gemeindepräsident zum Schluss seiner Rede auf, als er zu den zahlreichen Gästen sagte: «Ich möchte euch noch dies mit auf den Weg geben: Zwischen Spiez und Reichenbach gibt es noch mehr als den Niesen, mittendrin liegt das schöne Dorf Aeschi.» Die Ausstellung lädt noch bis zum 4. August BesucherInnen dazu ein, sich in die Welt zwischen Gipfeln und Horizonten entführen zu lassen. Während der Öffnungszeiten ist jeweils eine Bergmalerin oder ein Bergmaler zugegen.
Ausstellungsort: Gemeindesaal Aeschi (grosser Parkplatz vorhanden). Ausstellungsdauer: 13. Juli – 4. August 2024.