Zwischen kultureller Schönheit und Kriegsruinen
10.11.2023 TourismusREISE Am Morgen des 22. Oktober fuhr eine bunte Schar der Kirchgemeinden Kandergrund-Kandersteg und Lauterbrunnen in Richtung Bosnien-Herzegowina. Dort bekamen die OberländerInnen eindrückliche Städte zu sehen und trafen sich unter anderem mit einheimischen Bauern und ...
REISE Am Morgen des 22. Oktober fuhr eine bunte Schar der Kirchgemeinden Kandergrund-Kandersteg und Lauterbrunnen in Richtung Bosnien-Herzegowina. Dort bekamen die OberländerInnen eindrückliche Städte zu sehen und trafen sich unter anderem mit einheimischen Bauern und Schweizer Soldaten.
Die Reise fand unter der Leitung von Pfarrerin Christine Eichenberger, Josef Guntern und Chauffeur «Fidel» von Kander-Reisen statt. Das erste Reiseziel war Ljublijana, die Hauptstadt von Slowenien. Während dieser langen Fahrt stimmte Josef Guntern die Gruppe auf das ein, was sie in Bosnien-Herzegowina erwarten würde. Weil er dort für verschiedene Organisationen arbeitete, kennt er die Zusammenhänge und die Konflikte, die durch Politik, Religion und Mentalität entstehen können.
Über Slowenien und Kroatien erreichten die Reisenden am zweiten Tag die Hauptstadt Sarajevo. Am nächsten Vormittag waren sie auf der Schweizer Botschaft zum Kaffee eingeladen. Dort vernahmen sie, wie wichtig es sei, dass hier die Interessen und Ansprüche beider Länder vertreten werden – was von den Botschaftsangehörigen oft viel Fingerspitzengefühl und Toleranz erfordert. Am Nachmittag besuchten die Berner Oberländerinnen ein Trainingslager für Minensuchhunde, das von Norwegen, Deutschland und der Schweiz unterstützt wird. Nach erfolgreicher Ausbildung durch einheimische Ausbildner werden die Hunde weltweit eingesetzt.
Zwischen Olympia-Ruinen und prächtigen Moscheen
Guntern führte die Reisegruppe durch Sarajevo, wo 1984 olympische Winterspiele stattfanden und wenige Jahre später der Bosnienkrieg ausbrach. Noch 30 Jahre später sind Schäden an Gebäuden sichtbar. Die Wunden bei den Menschen kann man nur erahnen.
90 Prozent der Bevölkerung sind Muslime, davon zeugen die prächtigen Minarette und Moscheen, die die Besucher-Innen vor Ort bestaunen konnten.
Am Abend stand ein Treffen mit der Ordensschwester Madeleine Schildknecht auf dem Programm. Sie lebt seit 20 Jahren im Franziskanerkloster und hat ein Projekt für Suchtprävention gegründet. Aktuell unterstützt sie zusammen mit Freiwilligen alte, einsame Menschen. Die Armut in der Bevölkerung ist sehr gross. Auch hier spürten die Oberländerinnen, dass Hilfe vor Ort sehr wichtig ist.
Schweizer Beitrag zur Friedenssicherung
Am vierten Tag fuhr die Gruppe durch endlose, dichte Wälder ins Berggebiet von Vlašic und besuchte dort die Bauernfamilie Sefer. Diese züchtet Milchschafe und verkauft Käse, Wurst und Honig. Sie bewirteten ihre Gäste mit einem feinen Mittagessen.
Am fünften Tag fuhr man die Neretwa entlang. Der riesige Fluss wird während seines Laufs dreimal gestaut und liefert eine Menge Strom, in seinem klaren Wasser werden Forellen gezüchtet und an seinen Ufern gedeiht ein guter Tropfen. Im Moment ist die Mandarinenernte in vollem Gang. Anschliessend erreichte die Gruppe Mostar, die Stadt mit der bekannten Brücke. Sie wurde 1566 erbaut, im Krieg zerstört und 2004 wieder aufgebaut. Trotz der wunderschönen Altstadt zeigen auch hier Ruinen, was ein sinnloser Krieg anrichten kann.
Beim Nachtessen erhielten die OberländerInnen Gesellschaft von zwei Schweizer Soldaten, die während sechs Monaten für die Eufor (European Union Force) tätig sind und der Friedenssicherung dienen. Damit leistet die Schweiz auch einen Beitrag zum humanitären Aufbau und zur Verständigung unter den verschiedenen Ethnien in diesem Land.
Zum Schluss noch ein Tag am Meer
Am sechsten Tag verliess die Gruppe Bosnien-Herzegowina mit vielen Eindrücken und Emotionen im Gepäck. Sie fuhr weiter nach Split (Kroatien) und genoss dort den Tag am Meer, bevor sie ihre zweitägige Heimreise über Kroatien und Italien antrat.
HEIDI ZURBRÜGG, KANDERGRUND