Viehmärkte: Mülenen hat die Nase vorn
26.01.2018 Frutigen, Wirtschaft, Aeschi, Aeschiried, RegionDie Kanderarena hat die Märithalle Frutigen als Schlachtviehmarkt deutlich überholt. Während in Mülenen die Kapazität noch besser ausgelastet werden soll, muss sich der Gemeinderat Frutigen Gedanken zur Standortnutzung machen.
HANS RUDOLF SCHNEIDER
Die Zahlen des ...
Die Kanderarena hat die Märithalle Frutigen als Schlachtviehmarkt deutlich überholt. Während in Mülenen die Kapazität noch besser ausgelastet werden soll, muss sich der Gemeinderat Frutigen Gedanken zur Standortnutzung machen.
HANS RUDOLF SCHNEIDER
Die Zahlen des Berner Bauernverbandes zeigen ein deutliches Bild: Im letzten Jahr wurden kantonsweit 19 800 Tiere aufgeführt, davon 4597 an den Schlachtviehmärkten in der Kanderarena Mülenen. Der traditionelle Marktstandort Frutigen kam auf 2733 Tiere. Zusammengezählt ist das Frutigland der grösste Viehmarktstandort im Kanton. Walter Bettschen, Inhaber der Viehmag AG, welche die Kanderarena besitzt und betreibt, sieht noch Wachstumspotenzial. «An einem normalen Markttag werden hier etwa 400 Tiere gehandelt. Wir haben die Genehmigung für bis zu 500 Tiere. Limitierend ist zudem, dass der Markt bis Mittag fertig sein sollte, damit die Transporte rechtzeitig abfahren können.»
«Bed & Breakfast» für Tiere
Die Anfang 2017 gestartete digitale Handelsplattform für Grossvieh wurde mittlerweile mangels Interessenten wieder eingestellt. Attraktiv hingegen ist das Angebot der Viehmag, bereits am Vorabend die Tiere anzunehmen. Bis zu 200 Tiere werden jeweils abgeliefert – quasi «Bed & Breakfast» für die Schlachttiere. Auch die Vermarktung selber kann via Viehmag laufen. «Das entlastet die Bauern zeitlich enorm und wird geschätzt», wie Bettschen sagt. Die Tiere müssen – damit alles seine Richtigkeit und Nachverfolgbarkeit auf dem Papier hat – bei der abendlichen Anlieferung aufwendig auf die Viehmag AG umgeschrieben werden. Mit solchen Dienstleistungen generiert das Unternehmen aber seine Einnahmen, das Vermieten der Infrastruktur rein für den Markt rentiert sich kaum.
Ueli Schärz ist bei der Viehmag für die Organisation des Marktes verantwortlich. «Mittlerweile haben wir Landwirte nicht nur aus der Region, sondern sogar aus Gadmen, der Lenk, Schwarzenburg oder von Langnau, die ihre Tiere zu uns bringen.» Viele Tiere ziehen auch viele Händler an. Und das merken die Bauern dann wieder am erzielten Preis.
«Tendenz bleibt steigend»
Die Tendenz der Kanderarena-Zahlen wird weiterhin leicht steigend sein, ist Walter Bettschen überzeugt. Gerade die Zukunft kleinerer Märkte wie Oey stellt er aufgrund des Aufwandes und der oftmals nur wenigen Tiere respektive Händler infrage. Wann und wo gehandelt wird, legt der Berner Bauernverband fest. Aktuell werden im Umkreis Schlachtviehmärkte in Frutigen und Mülenen (je ein- bis zweimal pro Monat), Oey (monatlich), Boltigen und Oberwil (alle zwei Monate) sowie in Thun (zweimal pro Monat) durchgeführt. «Der Bauer ist frei, ob und wo er hingeht. Meist natürlich dahin, wo er sich den besten Ertrag erhofft», sagt Schärz. Und immer öfter ist das Mülenen.
«Keine Hüftschüsse» in Frutigen
Die Konkurrenzsituation zwischen der privaten Kanderarena und der gemeindeeigenen Märithalle Frutigen besteht seit 2013. Basierend auf den Zahlen von 2017 werden gut 64 Prozent der Verkäufe in der Region in Mülenen getätigt, 36 Prozent in Frutigen selber. «Unsere Kosten für die Schlachtviehmärkte sind gedeckt», sagt der Frutiger Gemeinderatspräsident Hans Schmid auf Anfrage. Allerdings müsse sich der Gemeinderat damit beschäftigen. «Reagieren können wir auf die heutige Situation immer, die Frage ist wie und wann. Um eine langfristig gute Nutzung der Märithalle zu erzielen, werden wir uns sicher Gedanken, aber möglichst keine Hüftschüsse machen.» Diese Fragen müsse sich das Ressort in der Legislaturplanung stellen. Und für Schmid ist klar, dass Schlachtviehmärkte und Märithalle in der Vier-Jahres-Planung des Gemeinderates ein Thema sein werden. Im letzten Jahr haben übrigens Gespräche zwischen Frutigens Landwirtschafts-Ressortchef Samuel Marmet und Bettschens stattgefunden, um eine punktuelle Zusammenarbeit abzuklären. Wie sich diese entwickelt, ist offen.