Die alte Säge im Suldtal
08.05.2018 Aeschi, Aeschiried, KulturDas Gebiet rund um den Pochtenfall birgt manch wunderliche Dinge. Dazu gehört das imposante Wasserrad am Wegrand. An ihm lässt sich ein Stück Technikgeschichte ablesen.
Geheimnisvoll die Landschaft, geheimnisvoll die Namen: das Suldtal. Voller Wasserläufe, in denen ...
Das Gebiet rund um den Pochtenfall birgt manch wunderliche Dinge. Dazu gehört das imposante Wasserrad am Wegrand. An ihm lässt sich ein Stück Technikgeschichte ablesen.
Geheimnisvoll die Landschaft, geheimnisvoll die Namen: das Suldtal. Voller Wasserläufe, in denen Tiere (und Kinder) suhlen können. Der Pochtenfall, ein achtzig Meter hoher Wasserfall. Eine Stunde ist man im Naturschutzgebiet zu Fuss unterwegs (im Sommer fährt auch ein Postauto). Dann gibt es zuhinterst im Talkessel Spannendes zu entdecken.
Frühe Stromproduktion
Da ist der Pochtenfall, der in ein tiefes Becken (den Bottich oder Pochten) stürzt. Und da ist das Wasserrad, das kein Besucher übersehen kann. Niemand weiss genau, wie alt es ist. Spätestens seit dem 16. Jahrhundert dreht es hier. Bis 1963 trieb es das einzige Blatt einer Säge an. Seit 1911 läuft an ihm auch ein elektrischer Generator. Er erzeugte 110 Volt Gleichstrom, als es in Aeschi noch keine Elektrizität gab. Seit 2017 werden für die hauseigene Beleuchtung 220 Volt Wechselstrom produziert. «Je nach Wassermenge sind wir grossen Stromschwankungen ausgesetzt», erklärt Barbara Hari. «Da wir nicht am öffentlichen Stromnetz angeschlossen sind, brauchen wir für den übrigen Stromverbrauch einen Generator.»
Aus härtestem Holz geschnitzt
Natürlich ist das Wasserrad im Laufe der Zeit immer wieder erneuert worden. Aber manches hat sich erhalten. Bis heute besteht das Kugellager aus dem härtesten einheimischen Holz, aus dreissig Jahre gelagertem Birnbaumholz. Es gab nur einen Ort, an dem die Besitzer dieses beschaffen konnten, nämlich das schaffhausische Schleitheim. Der Kraftübertragung dienten ursprünglich zwei Antriebszahnräder. Man kann ihre Reste noch sehen: eines aus Holz und eines aus Eisen. Längst sind sie durch einen Lederriemen ersetzt worden. Zur Sägerei gehörte bis ins 19. Jahrhundert auch die Rindenstampfi. Die Rinde der gesägten Fichten (oder Rottannen, wie man bei uns sagt) wurde hier zerkleinert und mit dem Pferdefuhrwerk nach Mülenen geliefert, wo sie als Lohe der Gerberei diente.
Während des ersten Weltkriegs entstand hinter der Sägerei ein kleines Pintli. Heute ist es ein Ausflugsrestaurant. Familien mit Kindern bewundern hier den Pochtenfall, spielen am Bach oder auf dem grossen Spielplatz oder lassen sich von Albert Fuhrer das alte Wasserrad und seine Technikgeschichte vorführen.
HANS-MARTIN HÜPPI, SCHARNACHTAL
18. Schweizer Mühlentag
Die Vereinigung Schweizer Mühlenfreunde (VSM / ASAM) führt jeweils am Samstag nach Auffahrt den nationalen Mühlentag durch. Über 150 historische Anlagen an 101 Standorten präsentieren am 12. Mai gelebtes Kulturerbe.
Die Sägemühle im Suld ist nicht dabei. Folgende dem Frutigland geografisch am nächsten gelegenen Mühlen heissen interessierte Besucher aber willkommen: • Bachgrabesagi, Unterlangenegg;
• Ballenberg-Mühlen, Freilichtmuseum;
• Dorfmuseum Alte Mühle, Wilderswil;
• Grabenmühle Sigriswil;
• Oele Münsingen;
• Säge Mühletal, Gadmertal, Innertkirchen;
• Alte Säge Turtmann;
• Dorfmühle Ausserberg;
• Dorfmühle Eischoll.
Alle Infos zum Schweizerischen Mühlentag finden Sie in unserer Web-Link-Übersicht unter www.frutiglaender.ch/web-links.html
KATHARINA WITTWER