Schullandschaft im Wandel
06.11.2018 Frutigen, PolitikSeit Jahren deuten die Geburtenraten darauf hin, dass es im Widi immer enger wird, während einigen Bäuertschulen langfristig der Nachwuchs fehlt. Auch die aktuellen Daten der Schulkommission weisen in diese Richtung. Entscheide sind in den kommenden Wochen zu ...
Seit Jahren deuten die Geburtenraten darauf hin, dass es im Widi immer enger wird, während einigen Bäuertschulen langfristig der Nachwuchs fehlt. Auch die aktuellen Daten der Schulkommission weisen in diese Richtung. Entscheide sind in den kommenden Wochen zu erwarten.
BIANCA HÜSING
Aufs gesamte Gemeindegebiet gesehen steigen die Schülerzahlen in den nächsten Jahren an – von heute 744 auf 789 Schüler im Schuljahr 2021 / 22. Es sind aber vor allem die Oberstufenschule und das Schulzentrum Widi, die diesen vorläufigen Aufwärtstrend zu spüren bekommen. Und dort mangelt es bereits heute an Platz. Die drängendste Entscheidung der nächsten Zeit wird also der Neu- oder Anbau im Widi sein.
3 Varianten und 3,5 Millionen Franken
Wie der zuständige Gemeinderat Christof Pieren bestätigt, ist noch in diesem Jahr mit einem entsprechenden Beschluss zu rechnen, allerspätestens aber im Januar 2019. Drei verschiedene Varianten zur Erweiterung des Schulzentrums Widi werden dem Gemeinderat vorgelegt. Dabei ist schon jetzt klar, dass das Projekt die finanziellen Vorstellungen des Gremiums übersteigen dürfte. «Die Arbeitsgruppe hat festgestellt, dass das Kostendach von 3,5 Millionen Franken den tatsächlichen Bedarf nicht decken kann», so Pieren. Gleichwohl habe man versucht, «so nah wie möglich» an diese Vorgabe heranzukommen. Dabei stehen im Wesentlichen zwei Grundsatzentscheide an: Soll es einen Erweiterungsbau geben oder ein komplett neues Gebäude neben dem bestehenden? Und soll überdies eine Gemeindebibliothek erstellt werden? Diese würde weitere 200 bis 300 Quadratmeter in Anspruch nehmen – und natürlich auch etwas kosten. «Wir haben die Bibliothek in jeden der drei Vorschläge integriert. Ob es dabei bleibt, hängt nun vom politischen Willen ab», erläutert der Ressortchef.
Ab 2022 wirds kritisch für die Bäuerten
Gleichzeitig muss die Behörde über die Zukunft der Oberstufenklassen (OSK) an Winklen befinden. Dort liegen die Schülerzahlen unterhalb des Regelbereichs. Laut Pieren wäre die Schliessung der OSK Winklen eine denkbare Massnahme. Alternativ könne man im Widi eine neue Klasse eröffnen und diese vorübergehend an Winklen unterrichten. Auch dazu wird der Gemeinderat einen Beschluss fassen – und zwar möglichst rasch, wie Pieren betont. «Wir müssen vorwärts machen. Es gilt schliesslich auch, die Eltern rechtzeitig über allfällige Massnahmen zu informieren.» Deshalb sollen die Entscheidungen betreffend Widi und Winklen idealerweise noch in diesem Jahr fallen. Denn knapp wird es so oder so. Das Bauprojekt im Widi käme frühestens 2019 an die Urne. Ein Baustart vor 2020 wäre somit unrealistisch.
Doch auch wenn diese beiden Projekte bald in Angriff genommen werden, dürfte die Zeit der Umbrüche damit noch nicht vorüber sein. Fast alle Bäuertschulen müssen ab 2022 mit einem Schülermangel rechnen. «Zurzeit sind die anderen Schulhäuser noch kein Thema. Mittelfristig wird man aber darüber reden müssen», so Pieren. Ebenso ungewiss ist, ob die 4.– 6.Klasse der Bäuertschule Hasli, die infolge Lehrermangels auf andere Schulen verteilt wurde, je wieder in ihr angestammtes Schulhaus zurückkehren kann.
Volksentscheid zur Schulsozialarbeit
Zwei Jahre nach dem Start des Pilotversuchs liest sich die Zwischenbilanz der Schulsozialarbeit durchaus solid. Sehr schnell habe sich bestätigt, dass die Nachfrage hoch sei. Bis zum Ende des dritten Quartals 2018 haben sich die SchulsozialarbeiterInnen 194 Fällen angenommen – mit sehr vielfältigen Problemlagen und zielgerichteter Unterstützung. Die Zahl der kostenintensiven Interventionen ist laut dem regionalen Sozialdienst seit 2015 um 42,9 Prozent gesunken. «Diese erwünschte Entwicklung kann mit verschiedenen Faktoren erklärt werden, unter anderem auch damit, dass die präventiven Angebote der Offenen Kinder- und Jugendarbeit und der Schulsozialarbeit wirksam sind», kommentiert Sozialdienstleiter Markus Bieri. Die wissenschaftliche Auswertung des Pilotprojekts durch die BFH Bern liegt am 30. November vor. Anschliessend müssen alle beteiligten Schulkommissionen und Gemeinderäte entscheiden, ob die Schulsozialarbeit ein fester Bestandteil der Schulen werden soll. Der entsprechende Volksentscheid wird – zumindest in Frutigen – für Mai 2019 angepeilt.
Das Bildungsressort des Gemeinderats führte am gestrigen Montagabend einen Informationsanlass durch. Der «Frutigländer» hatte schon vorher die Möglichkeit, mit Gemeinderat Christof Pieren zu sprechen.