Heimatklänge und Traditionsjutze
30.04.2019 Adelboden, KulturWenn SängerInnen bei Gleichgesinnten zu Gast sind, bringen sie gerne ein Stück Heimat mit auf die Bühne. So wurden am Jodlerabend des Jodlerklubs Adelboden auch Entlebucher, Toggenburger, Schwyzer und Emmentaler Stücke präsentiert.
RUTH STETTLER
Das Jodlerchörli ...
Wenn SängerInnen bei Gleichgesinnten zu Gast sind, bringen sie gerne ein Stück Heimat mit auf die Bühne. So wurden am Jodlerabend des Jodlerklubs Adelboden auch Entlebucher, Toggenburger, Schwyzer und Emmentaler Stücke präsentiert.
RUTH STETTLER
Das Jodlerchörli Zulgtal gab ein paar «Traditionsjutze» zum Besten. Dies sind alte Stücke von unbekannten Komponisten. Dirigent Rolf Dummermuth sorgt bei den Auftritten jeweils dafür, dass bei jedem Stück die «Parkordnung», wie er es nennt, stimmt. Damit sich die zwei Jodlerinnen und sieben Jodler optimal hören, wechseln sie nahezu nach jedem Stück ihre Plätze. Das Publikum merkte sofort, dass sich diese Strategie bewährt, denn die Stimmen der Zulgtaler harmonierten einfach wunderbar.
Das Jodlerquartett Gmüetlech usem Äntlibuech besang unter anderem «s’ Flüehli-Dörfli» von Siegfried Zihlmann und «O Äntlibuech» von Franz Stadelmann. Luzia Röösli-Distel begleitete das Quartett sehr gefühlvoll auf ihrer Handorgel. «Gmüetlech» beenden die Entlebucher jeweils ihre Proben. Vom Entlebucher-Kafi (hier Kafi Lutz) und dem Dessert dazu stammt ihr Name.
Wenn das Ländlertrio Chüeisgruess zusammen auftritt, wird eine gute Planung vorausgesetzt. Während die Akkordeonspieler im Toggenburg und im Kanton Schwyz zu Hause sind, ist die Bassistin im Kanton Bern wohnhaft. Je nachdem, in welchem Landesteil man unterwegs ist, spielt jemand anderes die Bassgeige. Die weiten Distanzen liess sich das Trio musikalisch jedoch nicht anmerken.
Hundert Jodellieder im Kopf
Selbstverständlich hatten auch die Gastgeber ihre Auftritte. Besonders berührt war das Publikum vom traurigen Abschiedslied «Heizue» von Hans W. Schneller. Das Markenzeichen des Jodlerklubs Adelboden sind aber zweifelsohne Jodellieder von Christian Gempeler. Der «Tschentenjutz» und der «Strubeljutz» standen dieses Jahr auf dem Programm. Zu Lebzeiten war der Komponist Mitglied und mehrere Jahre Dirigent des Jodlerklubs Adelboden. Er schrieb rund ein Dutzend Jodellieder, welche treue Jodler wie Adelbodens ältestes Mitglied Hans Inniger alle kennen. Seit zirka 65 Jahren jodelt Inniger. Lange Zeit war er in Aeschi, vor 15 Jahren kehrte er nach Adelboden zurück, wo er aufgewachsen ist. Gegen hundert Jodellieder habe er in seiner «Jodlerzeit» gesungen. So ist er eine wertvolle Stütze an der Seite von Dirigent Adrian Ryter, wenn es um die Liederauswahl geht.
Jeder hat seine Rolle
Im Klub herrsche ein sehr guter Zusammenhalt vom mit 22 Jahren jüngsten bis zum ältesten, 84-jährigen Mitglied, betonte Jodler-Abend-Moderator Niklaus Pieren. Ob als HD-Soldat Läppli oder einfach als Adelbodner mit geschliffenem Mundwerk findet er stets passende Worte, um die Gruppen vorzustellen, Pausenansagen oder andere Mitteilungen zu machen oder schlicht einen Witz zu erzählen.
Da er als Maschinenmechaniker und Örgeler beim Schwyzerörgeliquartett Werner Brügger weit in der Schweiz herumgekommen ist, fällt es Jodler Jakob Künzi jeweils leicht, Vorschläge für Ländlerkapellen einzubringen. So hat im Klub und während des Abends jeder Jodler seine Rolle und Aufgabe; sei es in der währschaften Küche, bei der reichhaltigen Tombola, welche nebst der Musik Leute von nah und fern anzieht, bei der Festvorbereitung oder auf der Suche nach weiteren Helfern für den Jodlerabend.
Jungjodler gesucht
Unter den Zuhörern waren am Samstagabend in der Turnhalle viele Jugendliche zu Gast. Dass sich diese für die Volksmusik interessieren, freut die Gastgeber jeweils ganz besonders. So wie bei vielen anderen Anlässen gilt auch hier: ohne Darsteller keine Darbietung. Der Jodlerklub lädt daher am 6. Mai zu einem unverbindlichen Probesingen ein. Der erste Teil, ein sogenanntes «Antasten», findet mit Dirigent Adrian Ryter statt. Dieser wird genau hinhören und schauen, in welche Tonlage die Stimmen passen. Ab halb neun findet eine reguläre Übung mit dem Klub statt. Im Anschluss geht man zusammen etwas trinken, das ist Tradition. Präsident Roger Schranz erzählt, dass es erfahrungsgemäss etwa zwei (bei Vorjutzern drei) Jahre dauert, bis sich die Neuzugänger sicher fühlen. Üblicherweise in der vorderen Reihe aufgestellt, lassen sich diese von den erfahrenen Jodlern «in die Ohren singen». Aufmerksame Jodlerfans dürfen also gespannt sein, ob sich der Halbkreis auf der Jodlerbühne im kommenden Frühling vergrössern wird.
Jodler-Probeabend am Montag, 6. Mai, um 19.45 Uhr im Primarschulhaus Adelboden. Kontakt: Roger Schranz (Tel. 079 435 84 85).