Zwischen Sushi und Pyramiden
28.06.2019 Bildung|SchuleWenn in der Schule ungewöhnliche Dinge geschehen, muss das nichts Schlimmes bedeuten. Manchmal ist auch einfach nur Projektwoche. Ein Augenschein.
MARK POLLMEIER
Dienstagnachmittag im Schulhaus Kandersteg. Im Klassenzimmer von Maya Künzi steht eine Gruppe ...
Wenn in der Schule ungewöhnliche Dinge geschehen, muss das nichts Schlimmes bedeuten. Manchmal ist auch einfach nur Projektwoche. Ein Augenschein.
MARK POLLMEIER
Dienstagnachmittag im Schulhaus Kandersteg. Im Klassenzimmer von Maya Künzi steht eine Gruppe SchülerInnen um einen Tisch und zerkrümelt Butterbiscuits. Sind die Hände gewaschen? Alle nicken pflichtschuldig.
Zusammen mit weiteren Zutaten wird sich das Biscuitpulver in den nächsten Minuten in eine braune Pampe verwandeln. Die wird dann zu kleinen Kugeln geformt und in den Kühlschrank wandern. Bei einigen Schülern stimmt die Konsistenz schon – bei anderen werden Maya Künzi und ihre Kollegin Kathrin Zahler später nachhelfen müssen.
Seetang – nicht so lecker
Nebenan hängt ein eher exotischer Geruch in der Luft. Auf dem Tisch stehen Reis, Avocado-Schnitze und Sojassauce. Hier wurde offenkundig Sushi gefertigt. Mit Essstäbchen bugsieren die ersten Schüler die kleinen Rollen beherzt in den Mund. Schmeckt das denn? Der Seetang sei nicht so lecker, sagt einer. Den Rest, ja, den könne man schon essen.
Während die 3.- bis 6.-Klässler sich kulinarisch betätigen, steht bei den Jüngeren gerade die Musik im Vordergrund. Ganz oben, im hellen Dachstock des Schulhauses, sind die Kindergärteler dabei, einen ägyptischen Tanz einzuüben. Musik schallt durch den hohen Raum. «Und jetzt die Pyramide», ruft Tanzpädagogin Regula Mahler, die selbst eine Zeitlang im nordafrikanischen Land gelebt hat. Prompt entstehen aus 20 Kindern mehrere menschliche Bauwerke, die tatsächlich ein wenig dreieckig aussehen.
Unten in der kühlen Turnhalle geht es weniger orientalisch zu. Hier probt Tanzpädagoge Martin Wanzenried mit den 1.- und 2.-Klässlern irisch-englische Schrittfolgen. Gerade hüpft ein Schülerpaar nach dem anderen durch zwei lange Reihen. Am Ende der Kolonne steht Lehrerin Christina Hürst und hilft mit, die Square Dancer im Zaum zu halten.
Eigentlich steht der Tanz im Mittelpunkt der Projektwoche. Dabei decken die beiden Tanzpädagogen Mahler und Wanzenried insgesamt vier Länder ab: Rumänien, Japan, Ägypten und England-Irland. Weil aber nicht alle Schüler-Innen gleichzeitig tanzen können, gibt es zu den vier Ländern auch eine Art Landeskunde. Wie sieht die Flagge aus? Welche Sprachen gibt es? Was ist ein typisches Essen des Landes? Welche Tierarten kommen dort vor?
An der Tafel hängt Graf Dracula
In Maya Künzis Klasse werden inzwischen die Spuren der Dessert-Produktion beseitigt. Die ersten SchülerInnen widmen sich schon wieder ihrem Schwerpunkt-Land Rumänien. Eine Kleingruppe sitzt am Boden und legt ein selbst gefertigtes Landkarten-Puzzle. Wo muss Ungarn hin, wo Serbien? Am Tisch nebenan beschäftigen sich zwei andere mit den Raubtieren, die in Osteuropa vorkommen. «Nahrung: Säugetiere», notiert eine Schülerin. An der Tafel fragt ein Plakat nach Dracula, dem rumänischen Grafen. Gab’s den wirklich?
Gleich, wenn die Kleinen nach Hause gegangen sind, werden die Älteren die Tanzbühne übernehmen. Anderthalb Tage haben sie noch Zeit, bevor das Eingeübte am Schulfest aufgeführt wird. Dann werden alle echte Experten sein: für Rumänien und Japan, Ägypten, England und Irland.
Der «Frutigländer» hat die Schülerinnen und Schüler während der Projektwoche besucht. Die eingeübten Tänze und die erarbeiteten Infos zu den behandelten Ländern wurden am gestrigen Schulfest präsentiert.
Den Tanz in die Schule holen
Die Tanzworkshops für die Projektwoche wurden durchgeführt von «D’Schwyz tanzt». In Kandersteg übten jeweils zwei Klassen gleichzeitig die Tänze ein. Grundsätzlich könnten bis zu acht Klassen parallel von Tanzpädagogen begleitet werden. Das Angebot für Schulen wird von der Erziehungsdirektion finanziell gefördert. Pro beteiligte Klasse kann eine Schule bis zu 800 Franken Unterstützung beantragen. Geleitet wird «D’Schwyz tanzt» von der diplomierten Tanzpädagogin Sjoukje Benedictus.
POL
Weitere Infos zu «D’Schwyz tanzt» finden Sie in unserer Web-Link-Übersicht unter www.frutiglaender.ch/web-links.html