Ortsdurchfahrt: Worauf muss sich Frutigen einstellen?
13.08.2019 Frutigen, PolitikDie vieldiskutierte Sanierung der Kantonsstrasse rückt langsam näher: Im Frühjahr 2020 sollen die Arbeiten starten – vorausgesetzt, das Beschwerdeverfahren ist bis dahin abgeschlossen. Wo aber fliesst der Verkehr während der zweijährigen Bauphase?
BIANCA HÜSING
Die vieldiskutierte Sanierung der Kantonsstrasse rückt langsam näher: Im Frühjahr 2020 sollen die Arbeiten starten – vorausgesetzt, das Beschwerdeverfahren ist bis dahin abgeschlossen. Wo aber fliesst der Verkehr während der zweijährigen Bauphase?
BIANCA HÜSING
Lange dominierte ein Thema die Berichterstattung zur Ortsdurchfahrt: ob im Zuge der geplanten Sanierung eine Tempo-30-Zone eingeführt werden soll oder nicht. Nach einigem Hin und Her hat sich die Gemeinde letztes Jahr für die Beibehaltung von 50 km / h als Höchstgeschwindigkeit entschieden.
Ein Jahr später steht deshalb eine andere Frage im Vordergrund: Schafft es der Kanton, seinen Zeitplan einzuhalten und in ein paar Monaten mit den Bauarbeiten zu beginnen? Nachdem der Strassenplan von der Bau-, Verkehrsund Energiedirektion genehmigt worden war, sind beim Regierungsrat zwei Beschwerden gegen das Vorhaben eingegangen. Worauf diese sich beziehen, kann der zuständige stellvertretende Kreisoberingenieur Stefan Schöni nicht sagen – das Verfahren läuft noch.
Einzelne Parkplätze wurden «gerettet»
Aktuell ist das Projekt jedenfalls so weit vorangeschritten, dass die Arbeiten bald ausgeschrieben werden können. «Parallel dazu laufen die Landerwerbsverhandlungen», so Schöni. Rund die Hälfte jener Anstösser, die für die Sanierung einen Teil ihres Grundstücks (gegen Entschädigung) abtreten müssten, hätte bereits unterzeichnet. Darüber hinaus werden einige der Parkplätze entlang der Kantonsstrasse wegfallen – und zwar «unabhängig von der Tempofrage», wie der Ingenieur betont. Für einen Grossteil der Felder habe man aber Ausweichstandorte gefunden. Ersatzlos aufgehoben würden nur solche Parkplätze, die nie genehmigt waren und die aus Sicherheitsgründen auch nicht nachträglich genehmigt werden können. Allerdings: «Aufgrund der vorgenommenen Projektanpassungen konnten einzelne Parkfelder trotz Tempo 50 ‹gerettet› werden», meint Schöni. Überdies sei es eventuell möglich, bei einer Geschwindigkeitsreduktion zwei weitere Plätze zuzulassen. Eine solche Reduktion sei immer noch nachträglich machbar, die baulichen Voraussetzungen dafür seien nach der Sanierung gegeben. Dies müsse allerdings in einem eigenständigen Verfahren verfügt werden.
Mit weiteren Projektanpassungen rechnet Schöni trotz der zwei hängigen Beschwerden nicht. Schon vor einem Jahr, nachdem die Pläne öffentlich aufgelegen und 16 Einsprachen hervorgerufen hatten, habe man diverse Änderungen vorgenommen. So würden etwa zwei Bushaltestellen verlegt, um die Zufahrt zu angrenzenden Grundstücken zu erleichtern.
Umleitung via Wengi im ersten Jahr
Für die Bauzeit setzen die Planer zwei Jahre an, jeweils von März bis etwa Mitte Oktober. Im ersten Jahr wird die Kanderstegstrasse (Widibrücke–Hotel Adler) saniert und nur noch einspurig in Richtung Kandersteg befahrbar sein. Die zweite Spur wird etappenweise durch die Baustelle belegt. «Weil hier sehr viele Werkleitungsarbeiten anstehen, wird teilweise an mehreren Orten gleichzeitig gearbeitet», erklärt Schöni. Wer im ersten Jahr nach Adelboden will, muss also über Wengi fahren.
Im zweiten Jahr folgen die Dorf- und Adelbodenstrasse (Hotel Adler–Spital). Da für diesen Abschnitt keine geeignete Umleitungsroute zur Verfügung steht, teilen sich die Verkehrsteilnehmer beider Richtungen immer jeweils eine Spur und werden mithilfe von Ampeln und / oder Verkehrsdienstpersonal dirigiert. Schöni betont, dass dieses Konzept mit der Gemeinde, der Polizei, der Feuerwehr und dem Rettungsdienst besprochen und für zweckmässig befunden worden sei. «Die Verkehrssicherheit war dabei zentrales Thema und wird während der Bauphasen laufend beurteilt.» Während der ersten Bauetappe dürfte die trottoirlose Lindenmattstrasse stark beansprucht werden. «An dieser Engstelle wird voraussichtlich ein Einbahnregime umgesetzt», so Schöni.
Tempo 30 im Dorfkern
Unabhängig von der Sanierung der Ortsdurchfahrt will die Gemeinde Frutigen die zulässige Höchstgeschwindigkeit im erweiterten Dorfkern auf 30 km / h reduzieren (der «Frutigländer» berichtete). Das dafür in Auftrag gegebene Gutachten hat dem kantonalen Tiefbauamt bereits vorgelegen, muss auf Wunsch der Behörde allerdings noch präzisiert werden. Wie Frutigens stellvertretender Bauverwalter Simon Bircher erklärt, geht es dabei vor allem um Formulierungen. Nach wie vor sei geplant, die Temporeduktion zumindest teilweise noch vor Abschluss der Kantonsstrassensanierung umzusetzen.
HÜS