Das Saxofonquartett Kebyart schloss das Festival mit einem fulminanten Auftritt ab. Die vier Spanier rissen die Konzertbesucher aber nicht nur in der gut besetzten Dorfkirche mit.
RETO KOLLER
Pere Méndez Marsal (Sopransax), Víctor Serra Noguera (Altsax), Robert Seara ...
Das Saxofonquartett Kebyart schloss das Festival mit einem fulminanten Auftritt ab. Die vier Spanier rissen die Konzertbesucher aber nicht nur in der gut besetzten Dorfkirche mit.
RETO KOLLER
Pere Méndez Marsal (Sopransax), Víctor Serra Noguera (Altsax), Robert Seara Mora (Tenorsax) und Daniel Miguel Guerrero (Baritonsax): Diese vier Namen standen für überragendes Spiel in ungewöhnlicher Besetzung. Das katalanische Quartett harmonierte perfekt, kurze Augenaufschläge genügten, um sich gegenseitig zu verständigen. Die Bühnenpräsenz der vier jungen Männer und ihre unbändige Spielfreude waren mit Händen zu greifen.
Es gurgelte und seufzte
Ihr Programm begann mit einem fürs Klavier geschriebenen Quartett in Es-Dur des damals erst 16-jährigen Franz Schubert. Es setzte sich mit dem Werk aus der Neuen Musik fort, welches sie beim serbischen Komponisten Nemanja Radovojevic in Auftrag gegeben hatten. Befragt von der Diemtigtaler Musikpädagogin Magdalena Schatzmann, gab dieser Überraschendes kund: «Mein Werk habe ich der Körperlichkeit verschrieben. Spucke ist bei Bläsern unbeliebt, weil es den Ton des Instrumentes negativ verändert. Ich habe gerade diesen Umstand zum Inhalt meines Stückes gemacht.» Tatsächlich entlockten die vier Iberer ihren Saxofonen anschliessend ganz ungewohnte, manchmal förmlich gurgelnde und seufzende Töne. Sie waren der für einmal unabdingbaren Körperflüssigkeit geschuldet. Die so verpönte Spucke wurde statt tonstörend tonbildend. Bevor sich die Vier ans Werk des Franzosen Jean Françaix wagten, galt es allerdings, die Instrumente wieder sorgfältig zu «reinigen».
Des Präsidenten Zukunftsvisionen
Ein Komponist aus dem Heimatland des virtuosen Quartettes schloss den fulminanten Auftritt ab: Manuel de Fallas’ «Tanz des Müllers» aus dem Ballett «Der Dreispitz». Das Kebyart-Ensemble bewies an diesem Abend, dass es zu Recht auf der ganzen Welt gefeiert wird. Sein Auftritt war schlicht Weltklasse.
Der Präsident des Vereins Swiss Chamber Music Festival, Peter Wüthrich, schloss die Konzertreihe mit einem augenzwinkernden, visionären Blick in die Zukunft ab. Nachdem die beiden jungen Platzanweiser ein Transparent mit der Aufschrift «I have a dream» ausgebreitet hatten, malte er sich volle Konzertlokale, Schlange stehende TV-Stationen und überbuchte Hotels aus.
Am After-Concert-Apéro auf der Tschentenalp liessen die vier Katalanen dann die Notenständer für einmal unbenutzt. Sie rissen das Publikum auf der Terrasse mit jazzig-swingenden Improvisationen mit und setzten einen meisterhaften Schlusspunkt hinter das Swiss Chamber Music Festival 2019.