Ersatzstrasse «so rasch wie möglich» planen
08.10.2019 Kandersteg, PolitikKandersteg und das Wallis müssen erreichbar bleiben, sollte es im früheren Munitionslager Mitholz zu einem «Spontanereignis» oder zu einer Räumung kommen. Das fordern nicht nur verschiedene Vorstösse im National- und Ständerat, sondern seit Längerem auch der Kandersteger ...
Kandersteg und das Wallis müssen erreichbar bleiben, sollte es im früheren Munitionslager Mitholz zu einem «Spontanereignis» oder zu einer Räumung kommen. Das fordern nicht nur verschiedene Vorstösse im National- und Ständerat, sondern seit Längerem auch der Kandersteger Gemeinderat.
MARK POLLMEIER
Gleich mehrere Ereignisse könnten künftig den Verkehr in Richtung Süden beeinträchtigen. Neben dem geplanten Ausbau des Lötschberg-Basistunnels ist dies vor allem die weitere Entwicklung um das ehemalige Munitionsdepot Mitholz. Im Raum steht die vollständige Räumung der dort lagernden Altlasten, für die sich der Nationalrat im Juni mit grosser Mehrheit ausgesprochen hatte. Unwahrscheinlich, aber gleichwohl möglich ist eine Explosion der Mitholzer Munition – ein sogenanntes Spontanereignis. Sollte es tatsächlich zu einer solchen Detonation kommen, könnte zwar innerhalb weniger Tage eine Behelfsstrasse erstellt werden, die sogenannte Notumfahrung (der «Frutigländer» berichtete). Für eine dauerhafte Erschliessung Kanderstegs und des Wallis wäre dieses Provisorium allerdings keine Lösung – schon weil die Behelfsstrasse nur bis 28 Tonnen Gewicht und ohne Anhänger befahrbar wäre. Für den heutigen Durchgangsverkehr zum Autoverlad Kandersteg wäre die Notumfahrung ohnehin nicht geeignet.
CVP-Ständerat Beat Rieder sowie die Nationalräte Albert Rösti und Franz Ruppen (beide SVP) haben deshalb in ähnlich lautenden Vorstössen gefordert, «die Strassenverbindung von Frutigen nach Kandersteg mit der heutigen Kapazität dauerhaft sicherzustellen» – und zwar insbesondere für den Fall einer Explosion und für die Phase der Räumungsarbeiten. Dazu müsse so rasch wie möglich eine neue zweispurige Strasse erstellt werden, die in ausreichendem Abstand um das Mitholzer Gefahrengebiet herumführe.
Verbindung «von grösster Bedeutung»
Nun ist die Erstellung einer Notumfahrung das eine, eine zweispurige Alternativroute zu planen und zu bauen etwas ganz anderes. Dass so ein Projekt nicht kurzfristig umzusetzen ist, weiss auch der Kandersteger Gemeinderatspräsident Urs Weibel. «Seit die Arbeitsgruppe VBS Mitholz tagt, fordern wir deshalb immer das Gleiche und wiederholen es bei jeder Gelegenheit», sagt Weibel: «Eine möglichst ungehinderte Zufahrt nach Kandersteg nach einem überraschenden Ereignis beziehungsweise während der Umsetzung von Sanierungsmassnahmen auf Strasse und Schiene ist für die Bewohner und den Tourismus von Kandersteg und dem Wallis von grösster Bedeutung.»
Notumfahrung nur Übergangslösung
Die geplante Notumfahrung mit Lichtsignalregelung für den Gegenverkehr könne allenfalls eine Lösung für einige Tage sein. Ziel der Planungsarbeiten müsse aber sein, dass Strassen- und Bahnverbindungen während der Sanierungsmassnahmen uneingeschränkt oder nur minimal eingeschränkt zur Verfügung stünden, fordert Weibel. «Wir wollen mit dem VBS, dem Kanton und der Gemeinde Kandergrund zeitgerecht Lösungen mitentwickeln, die den Start der Sanierungsmassnahmen nicht verzögern oder unnötig verlängern.»
Auch Weibel betont, dass man die Planungen für eine vollwertige Ersatzstrasse frühzeitig in Angriff nehmen müsse. «Wie die Verbindungsfrage auf Strasse und Schiene gelöst werden kann, wird dann ersichtlich, wenn die Sanierungsvarianten des VBS vorliegen.» In seinen Informationen für die Bevölkerung hatte das VBS angekündigt, der sogenannte Variantenentscheid werde Ende Juni 2020 vorliegen. Für den Kandersteger Gemeinderat ist klar, dass die Verkehrsverbindungen ein wesentlicher Punkt für die Akzeptanz einer «Sanierungslösung Munitionslager Mitholz» sind.
Der Bundesrat hat konkrete Aussagen zu dieser Frage bisher vermieden. Nach heutigem Kenntnisstand sei davon auszugehen, dass die Verkehrswege je nach getroffenen Schutzmassnahmen über eine längere Zeit gesperrt werden müssen, hiess es in der Beantwortung einer Interpellation von Nationalrat Ruppen. Im Projekt «Variantenevaluation Mitholz» werde man auch definieren müssen, wie die Einschränkungen minimiert werden können, «um die wichtige Verbindung durch das Kandertal ins Wallis soweit möglich zu gewährleisten.»