Am 26. Dezember gab es im Seniorenzentrum Schweizerhof eine ganz besondere Geschichtenstunde mit anschliessendem Nachtessen. Die beiden Märchenerzählerinnen Edith Bratschi und Anna Maria Läderach erzählten Sagen zu den zwölf heiligen Nächten.
ELSI RÖSTI
Als die ...
Am 26. Dezember gab es im Seniorenzentrum Schweizerhof eine ganz besondere Geschichtenstunde mit anschliessendem Nachtessen. Die beiden Märchenerzählerinnen Edith Bratschi und Anna Maria Läderach erzählten Sagen zu den zwölf heiligen Nächten.
ELSI RÖSTI
Als die zwölf heiligen Nächte beziehungsweise als Rauhnächte werden die langen und kalten Nächte zwischen dem Jahreswechsel bezeichnet. In vorchristlicher Zeit dachte man, dass in diesen Nächten der Himmel offen sei und die unsichtbaren Mächte in Kontakt mit den Menschen kämen, ja, dass der Mensch auch mit den Tieren reden könne. Von früher sind viele Sagen und Legenden dazu überliefert.
Während Anna Maria Läderach ihre Geschichten in Berndeutsch vortrug, erzählte Edith Bratschi hauptsächlich in Frutigtaler Mundart und benutzte dabei oftmals Ausdrücke wie etwa ds Tächti (die Tochter) oder ds Grufi (der Jüngling), die man heute kaum mehr hört oder vergessen hat.
Der böse Ritter reitet noch heute ...
Schon ein bisschen gruselig war die Sage von der wilden Jagd, die besagt, dass einst ein böser Ritter im Kandertal herrschte. Der ungnädige Herr tötete einen jungen Bauern, und bevor dieser starb, verfluchte er den Ritter. Seither, so sagt man, habe jener Ritter keine Ruhe mehr, und jedes Jahr, wenn es so richtig stürmt und kracht in den langen Winternächten, könne man die Hunde bellen und die Pferde schnauben hören. Dann sei der Ritter auf seiner wilden Jagd.
Etwas lieblicher hörte sich die Legende vom Holunder an: Als es Winter war und alles Stein und Bein gefroren, stand da auch ein Strauch und war ganz traurig. Er fühlte sich zu nichts nutze. Er wandte sich an Frau Holle und sagte ihr, er möchte gerne den Menschen dienen und nicht nur still und nutzlos dastehen. Da gab sie ihm weisse heilsame Blüten und schwarze wohltuende Beeren und seit Jahren gilt nun der Spruch: Holunder tut Wunder, weil der Holundersaft so gesund für die Menschen ist.
Die weiteren Geschichten führten die Zuhörenden immer wieder in die kalten Winternächte, zu Begegnungen mit Menschen und Märchengestalten, die die beiden Erzählerinnen treffend charakterisieren konnten. Passend zu den alten Erzählungen spielte Hanspeter Läderach einige Stücke auf der Drehorgel. Der Abend, an dem zahlreiche Besucher und auch einige BewohnerInnen des Seniorenzentrums teilnahmen, endete mit einem gemeinsamen Raclette-Essen.