Die vielleicht berühmteste Hochstaplerfigur der deutschen Literatur war zu Gast im Parkhotel Bellevue & Spa. Thomas Manns Romanfigur Felix Krull gab sich die Ehre.
RETO KOLLER
«Hochstapelei hat in der Hotellerie eine lange Tradition – nicht nur, aber ganz ...
Die vielleicht berühmteste Hochstaplerfigur der deutschen Literatur war zu Gast im Parkhotel Bellevue & Spa. Thomas Manns Romanfigur Felix Krull gab sich die Ehre.
RETO KOLLER
«Hochstapelei hat in der Hotellerie eine lange Tradition – nicht nur, aber ganz besonders bei uns in Adelboden.» So leitete Franziska Richard den vergnüglichen literarischen Abend mit dem deutschen Schauspieler Volker Ranisch ein. Die Hotelière verhehlte nicht, dass auch das Parkhotel Bellevue schon Opfer von Gästen geworden sei, die das Bezahlen der Rechnung weniger ernst genommen hätten als den Lebensgenuss im Viersternehotel.
Betrügen und betrogen werden
Mehr Schein als Sein – das ist das Lebensmotto der Romanfigur Felix Krull des deutschen Schriftstellers Thomas Mann. Mit Charme, Augenzwinkern und auf Gegenseitigkeit beruhender Lust am Betrügen und Betrogenwerden schlängelt sich der Sohn eines bankrotten Schaumweinhändlers durchs Dasein. Schaumschlägerei scheint dem smarten jungen Mann in die Wiege gelegt zu sein. Mal bestiehlt er mit Selbstverständlichkeit und ihrem verzücktem Einverständnis eine einsame Industriellengattin beim erotischen Stelldichein im Hotelzimmer, mal reist er als vermeintlicher Marquis durch Europa.
«Mit einem Nichts an Material etwas hinlänglich Bedeutendes schaffen – das ist die Kunst der Schaumschlägerei», liess Krull alias Ranisch augenzwinkernd verlauten. Der Schauspieler gab Krull als Ich-Erzähler mit altmodischem Charme und im standesgemässen Halbfrack – ironisch, maliziös, munter, ganz nach der Entwicklung der vergnüglichen Schelmengeschichte. Ranisch spielte gekonnt mit der Wortgewalt des Literaten Thomas Mann und der gewollt schwülstigen und immer leicht ironischen Sprache des ausgehenden 19. Jahrhunderts.
Mehr als nur Viersternekomfort
«Wir wollen unseren Gästen mehr bieten als Hotelkomfort, Entspannung und ausgezeichnetes Essen», liess Franziska Richard im Anschluss an den literarischen Abend wissen. Sie plant zurzeit unter dem Motto «Worte & Klänge: Short Talk mit Dinner Concert» mehrere Auftritte von prominenten MusikerInnen, die sich erst den Fragen von Moderator Stefan Keller stellen und anschliessend musikalisch durchs Dinner begleiten. Am 3. Januar 2020 wird der renommierte Geiger Ingolf Turban den Anfang machen. Die künstlerische Leitung der Reihe hat der junge Violinist Sebastian Bohren inne. Er ist mit dem Parkhotel Bellevue eng verbunden und konzertierte am Vorabend des literarischen Abends mit seinem Klavierpartner Benjamin Engeli.