Typisch für die Belle-Epoque-Woche ist das Nebeneinander verschiedener «Zeitzonen.» Für viele Einheimische und Gäste gehört es dazu, sich im Stil der Zeit zu kleiden, sei es als Teil der gehobenen Gesellschaft oder als Mitglied der einfachen Landbevölkerung. Manche reisen überhaupt nur ...
Typisch für die Belle-Epoque-Woche ist das Nebeneinander verschiedener «Zeitzonen.» Für viele Einheimische und Gäste gehört es dazu, sich im Stil der Zeit zu kleiden, sei es als Teil der gehobenen Gesellschaft oder als Mitglied der einfachen Landbevölkerung. Manche reisen überhaupt nur nach Kandersteg, um dort einmal im Jahr ihre noble Garderobe spazieren zu führen. Doch es gibt auch die anderen, die sich nicht trauen, «verkleidet» herumzulaufen – oder denen es schlicht zu aufwendig ist. Das ist völlig in Ordnung: Man darf auch einfach nur Zuschauer sein.
Alt neben modern, am deutlichsten zeigt sich dieser Kontrast wohl am Eröffnungstag während der Promenade. Auf der Strasse dominieren die langen Roben, die schnittigen Fräcke oder Halbleinenanzüge. Neben der Strasse gibt die wärmende Funktionskleidung den Ton an, dort steht das Publikum in den Windshell- oder Daunenjacken, das Handy zum Schnappschuss gezückt.
Und dann gibt es noch diejenigen, die der ganze Nostalgie-Kram völlig kaltlässt: die Wintersportler, die in Kandersteg einfach einen Tag im Schnee verbringen wollen. Wie unser Foto zeigt, stellt auch diese Koexistenz kein Problem dar. Während im Vordergrund die bessere Gesellschaft die neuste alte Mode vorführt, ziehen im Hintergrund die Langläufer unbeeindruckt ihre Bahnen. Und warum auch nicht? Die ersten Touristen kamen vor über 100 Jahren schliesslich genau deswegen nach Kandersteg.
MARK POLLMEIER