Das «Frutiggwärb» hat wieder einen Präsidenten
21.02.2020 Frutigen, WirtschaftMit Andreas Trachsel ist der bisherige Vizepräsident zum neuen Präsidenten des Handwerker- und Gewerbevereins gewählt worden. An der HV wurde auch die Rolle des kantonalen Dachverbands thematisiert.
HANS RUDOLF SCHNEIDER
Verwaist war das Amt des «Frutiggwärb»- ...
Mit Andreas Trachsel ist der bisherige Vizepräsident zum neuen Präsidenten des Handwerker- und Gewerbevereins gewählt worden. An der HV wurde auch die Rolle des kantonalen Dachverbands thematisiert.
HANS RUDOLF SCHNEIDER
Verwaist war das Amt des «Frutiggwärb»- Präsidenten trotz des Rücktritts von Kurt Marti im letzten September eigentlich nicht. Der Vize führte den Verein ad interim, er war gleichzeitig auch Sekretär. Seit Dienstag ist Andreas Trachsel nun offiziell in der Verantwortung – in Doppelfunktion als Sekretär und Präsident. «Das ist sicher keine Lösung auf Dauer, aber im Moment sehr effizient», sagt der Inhaber eines Getränkehandels. Trachsel erwähnt, dass die Suche nach Vorstandsmitgliedern – insbesondere eines künftigen Präsidenten – nicht einfach sei. Die jüngeren Handwerker hätten oft mit Geschäft und Familie genug zu tun, und die älteren Gewerbler möchten tendenziell ihre Freiheiten geniessen statt ein Amt zu übernehmen. Dennoch konnte der zurückgetretene Stefan Schindler durch Erich Imobersteg ersetzt werden. Für die Zukunft sind engagierte Leute gefragt, um neue Projekte anzugehen.
Erste Kontakte herstellen
In seinem Jahresbericht gab Trachsel einen Überblick über die Aktivitäten. Ein Schwerpunkt und eine «persönliche Herzensangelegenheit» ist herauszulesen: Das Engagement im Bereich Nachwuchsförderung und Ausbildung. Mit der am 12. März erneut stattfindenden Lehrstellentischmesse ist ein Instrument geschaffen worden, Firmen verschiedener Branchen mit Schulabgängern in Kontakt zu bringen. Diese wird bereits zum vierten Mal an der Oberstufenschule durchgeführt, die 14 Aussteller repräsentieren dabei gut 30 Firmen. Im letzten Jahr nahmen gegen 80 Jugendliche und ihre Eltern teil und kamen so in direkten Kontakt mit potenziellen Lehrmeistern. Und erfolgreiche Lernende werden jeweils nach der Abschlussprüfung geehrt: «Das ist ein Zeichen der Wertschätzung, sowohl für den Betrieb als auch für die Lehrabgänger», sagt Andreas Trachsel.
Mehr Einnahmen beim Märit
Für die Mitglieder – aktuell 151 aktive und 39 Freimitglieder – werden jeweils mehrere «Fyrabe-Apéros» organisiert, um neue Branchen und Leute kennenzulernen und den Kontakt untereinander zu stärken. Ein Weiterbildungsanlass gehört auch zum Angebot – dieses Jahr ist ein Notar eingeladen, der über die Erstellung eines Vorsorgeauftrages informiert. Paradedisziplin des «Frutiggwärbs» ist jedoch der jährliche Frutigmärit. Zudem findet alle vier Jahre eine Gewerbeausstellung statt. In der Rechnung taucht der Märit erfreulicherweise mit stetig leicht steigenden Einnahmen auf.
Finanziell beteiligt sich der Verein beispielsweise an der Dorfverschönerung. Die Hälfte des Mitgliederbeitrages von 170 Franken wird allerdings an den Dachverband Berner KMU abgeführt. Grossrat Kurt Zimmermann orientierte als beratendes Mitglied im Leitenden Ausschuss des Verbandes über die Tätigkeiten, die mit den Beiträgen finanziert werden. Im Mittelpunkt stehen dabei politische Kampagnen, um für Handwerker und Gewerbler günstige Bedingungen zu schaffen – das geht von der Mitwirkung bei Gesetzestexten, dem Engagement für Steuersenkungen und gegen Abgaben bis hin zu Wahlkampagnen.
Das grosse Ganze im Blick
Andreas Trachsel erwähnt auch das Dilemma, in dem der «Frutiggwärb»-Vorstand sein kann. «Wir können keine Einzelinteressen vertreten, zu vielseitig und breit abgestützt ist unser Verein. Das macht eine pointierte Meinungsäusserung, die Gehör findet, zur Herausforderung. Wir versuchen, die grobe Entwicklung im Sinne möglichst vieler Mitglieder zu beeinflussen», erklärt der neue Präsident. Der Verein hat Einsitz in der Kommission Land- und Volkswirtschaft der Gemeinde und im Vorstand sind mit Bernhard Rubin und Nik Liechti zwei Gemeinderäte vertreten. Das «Frutiggwärb» kann sich also Gehör verschaffen.