Der Altmeister kehrt zurück
28.02.2020 Mülenen, Emdthal, KulturGestern Donnerstag stellte die Niesenbahn AG ihr neues Eventprogramm vor. Nach seinem Auftritt von 2008 kommt Franz Hohler erneut ins Frutigland und läutet im Mai die Kultursaison ein – es bleibt nicht das einzige Wiedersehen auf dem Gipfel.
BENJAMIN HALTMEIER
Gestern Donnerstag stellte die Niesenbahn AG ihr neues Eventprogramm vor. Nach seinem Auftritt von 2008 kommt Franz Hohler erneut ins Frutigland und läutet im Mai die Kultursaison ein – es bleibt nicht das einzige Wiedersehen auf dem Gipfel.
BENJAMIN HALTMEIER
«Sein Berndeutsch lässt zu wünschen übrig», kritisierte die Tageszeitung «Das Volk» nach der Uraufführung von Franz Hohlers «Totemügerli». Das war 1967. Mehr als 50 Jahre später gehören diese wortgewaltige Geschichte und auch ihr Verfasser quasi zum helvetischen Kulturgut. Schlechte Presse gibt es nach Hohlers Auftritten manchmal zwar nach wie vor («Was gezeigt wurde, schlug niemanden in den Bann»: NZZ am Sonntag, Dezember 2019). Doch der gebürtige Bieler ist nach wie vor Humorist genug, um solche Kritiken interessiert zu sammeln und sogar auf der eigenen Webseite zu veröffentlichen. «Manchmal bin ich auch fröhlich», beschreibt er sich dort augenzwinkernd.
Spaziergang via Liechtenstein und Leipzig
Ob und wie sich das Berndeutsch des Schriftstellers, Kabarettisten und Komponisten Hohler seit der «Totemügerli»- Premiere vor einem halben Jahrhundert verändert hat, können die Zuhörer auf dem Niesen am 14. Mai selber beurteilen. Das Motto des ersten Niesen-Kulturevents 2020 lautet immerhin «Franz Hohler spaziert durch sein Gesamtwerk.» Das kann ein weiter Spaziergang werden, schaut man sich das Oeuvre des bald 77-Jährigen an. Hohler kommt im Frühling schliesslich nicht nur von einer Auftrittstour mit Stopps in Liechtenstein, Leipzig, Hamburg oder im Allgäu zum Glaspavillon beim Berghaus Kulm. Im Gepäck hat der Humorist auch ein schier unerschöpfliches Repertoir aus Hunderten Geschichten, Liedern und Kabarettnummern, die er im Laufe der letzten Jahrzehnte geschaffen hat. Welche davon er wohl diesmal aus dem Kulturbeutel zieht?
«Bewährt und begehrt»
Neben Franz Hohler steigen 2020 auch andere Performer erneut in die Bahn auf die Pyramide. Das diesjährige Programm-Motto heisst entsprechend «Bewährt und begehrt». Zum 15. Kultursommer gehört so bereits der dritte Besuch der ehemaligen Lunik-Sängerin Jaël von Ende Mai – die Bernerin reist diesmal als Teil eines Trios auf Akustik-Tour an. Ebenfalls zu den Niesen-Rückkehrern zählt Gleitschirmprofi Chrigel Maurer, der nach den Referaten von 2018 wiederum von seinen Flugabenteuern berichtet.
Weitergeführt werden zudem die Seaside Sessions – also zusätzliche Auftritte im Rahmen des Spiezer Seaside Festivals. Es sind William White und die Schweizer Soulsängerin Caroline Chevin, welche im September 2020 die Open-Air-Bühne auf 2332 m ü. M. betreten. Den herbstlichen Schlusspunkt des Kulturprogramms setzt schliesslich eine Kleinformation der Swiss Army Brass Band.
Digitales Ticket – analoges Bier
Während im Kulturbereich das eine oder andere Déjà-vu nicht ausbleiben dürfte, sind beim Bahnbetrieb dafür einige Neuerungen zu verzeichnen. An der Medienkonferenz am Bahnhof Spiez vom letzten Donnerstag informierte das Niesen-Team, dass Passagiere zum Saisonstart ein verbessertes Kassen- und Zutrittssystem nutzen können. Im neuen Onlineshop sind Tickets ab dem 18. April rund um die Uhr erhältlich, und das Drehkreuz ist direkt zugänglich. «Die Mitarbeitenden der Niesenbahn werden als Konsequenz mehr Zeit und Ressourcen für die individuelle Beratung der Gäste am Schalter und Telefon zur Verfügung haben», schreibt das Bahnunternehmen in einer Medienmitteilung.
Zu den weiteren Massnahmen im Digitalbereich zählt die Lancierung der Webcam «Schwandegg». Die Niesenbahn AG setzt daneben aber auch auf analoge Veränderungen – so wird die Restaurantkarte zum Beispiel um Niesenbier und -kaffee erweitert.
Das gesamte Kulturprogramm finden Sie ab 1. März in unserer Web-Link-Übersicht unter www.frutiglaender.ch/web-links.html
Kostprobe für den Herbst
SPIEZ An der Medienkonferenz gab William White (kleines Bild Mitte) bereits einen kleinen Vorgeschmack für das Konzert vom 10. September. «Ich freue mich riesig, oben zu spielen. Aber die dünne Luft macht es auch anstrengend», erklärte der Sänger. Niesenbahn-Geschäftsführer Urs Wohler (kleines Bild unten) sprach derweil auch über neue Strategien gegen Food Waste: «Wir arbeiten mit Kameras bei den Schweinekübeln. Am Schluss können wir die Aufnahmen auswerten und Massnahmen einleiten», so Wohler. BILDER / TEXT MICHAEL SCHINNERLING