Für den «Frouä Morgä» am 29. Januar 2020 hatte die evangelische Allianz die Psychotherapeutin Andrea Signer-Plüss aus Grosshöchstetten als Gastrednerin eingeladen. Gewidmet war der Anlass dem Thema Depression.

«Gesundheit ist dasjenige Mass an Krankheit, das es mir noch erlaubt, meinen wesentlichen Beschäftigungen nachzugehen.» Mit einem Zitat von Friedrich Nietzsche eröffnete Andrea Signer ihr Referat zum Thema «Depression – wenn eine Krankheit Schatten wirft». Fühlen wir uns müde, ohne Antrieb? Kreisen unsere Gedanken? Ist die Stimmung gedrückt? Es sei empfehlenswert, nicht erst dann genauer hinzuschauen, wenn die Warnsignale von Körper und Seele zum Daueralarm werden, so die Referentin. Gut beraten sei, wer auf Symptome frühzeitig reagiere und Hilfe suche.

Im Unterschied zu körperlichen Erkrankungen sind Depressionen in der Schweiz immer noch wenig akzeptiert – was im Übrigen auch für andere psychische Leiden gilt. Risikofaktoren für eine depressive Entwicklung können Stress und Dauerbelastung sein, aber auch mangelnde Interessen und fehlende Ziele im Leben. Eine Depression kann verschiedene Erscheinungsbilder haben: Nebst der Erschöpfungsdepression, auch Burn-out genannt, sind Depressionen im Anschluss an eine Geburt häufig. Es gibt leichte, mittlere und schwere Episoden, die einzeln oder als wiederkehrende Störung auftreten können.

In der Psychotherapie – nebst der medikamentösen Therapie die wichtigste Behandlungsart – wird der Fokus auf die Alltags- und Stressbewältigung sowie zugrunde liegende innere Themen gelegt. Dies können belastende Lebensereignisse, aber auch fehlende Bewältigungsstrategien sein.

Mithilfe von Bildern von Matthew und Ainsley Johnstone, welche die Depression als schwarzen Hund darstellen, ermutigte Andrea Signer Angehörige für den Umgang mit Betroffenen. Gerade weil die Beziehung zu depressiven Menschen sich sehr herausfordernd gestaltet, ist es für Angehörige wichtig, auch zu sich selber Sorge zu tragen.

Die Fachpsychologin betonte, dass seelische Nöte und Leiden zwar Teil des Menschseins seien, Gott uns seine Gegenwart in der Not aber zusichere. Er interessiere sich für das, was uns bewegt, und Klagen sei eine legitime Zuwendung zu Gott.

Die Krankheit als Chance
Schliesslich könne die schwierige Erfahrung einer Depression auch Gutes bewirken: den Mut, Verantwortung für das eigene Leben zu übernehmen; Barmherzigkeit gegenüber Mitmenschen zu zeigen; Beziehungen zu vertiefen durch verletzliches «Echtsein». Und ein Gottesbild, das im Leiden vielleicht enttäuscht, zugleich aber zurechtgerückt wird.

Andrea Signer bot einen verständlichen, informativen Überblick über den Begriff «Depression» als psychische Erkrankung. Sie ist Betroffene und Beratende zugleich – das machte ihr Referat sehr authentisch.

DENISE ALLENBACH, ADELBODEN

Die Abbildung oben stammt aus dem Buch «Mit dem schwarzen Hund leben» von Matthew und Ainsley Johnstone (2009). Weitere Infos zur Gastrednerin und zum Thema finden Sie in unserer Web-Link-Übersicht unter www.frutiglaender.ch/ web-links.html

Der Umgang mit dem «schwarzen Hund»

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