Der «illegale» Skitag
17.03.2020 Adelboden, WirtschaftBERGBAHNEN Die widersprüchlichen Meldungen über den Bergbahnbetrieb während des vergangenen Wochenendes verunsicherte die Bähnler, die Hoteliers und die Feriengäste. Wie es dazu kam und wie es endete.
RETO KOLLER
Vier Bundesräte – mehrere Hiobsbotschaften für ...
BERGBAHNEN Die widersprüchlichen Meldungen über den Bergbahnbetrieb während des vergangenen Wochenendes verunsicherte die Bähnler, die Hoteliers und die Feriengäste. Wie es dazu kam und wie es endete.
RETO KOLLER
Vier Bundesräte – mehrere Hiobsbotschaften für die Bergferienorte. Die Pressekonferenz vom letzten Freitagnachmittag um 15.30 Uhr liess die Betreiber der Bergbahnen, Hotels und Restaurants erschauern. Auch der Direktor der Bergbahnen Adelboden, Markus Hostettler, hörte genau hin. «Noch während der Konferenz am TV erreichten mich 34 Anfragen, was nun zu tun sei», erinnert er sich. Aus der Sicht Hostettlers war die Sachlage klar. Er verfügte die Schliessung der Anlagen, wie es auch die Bergbahnen im Wallis und im Bünderland taten. Um 17 Uhr ging ein entsprechendes Mail an alle Leistungsträger. «Aufgrund des aktuellen Bundesratsbeschlusses stellt die Skiregion Adelboden-Lenk den Betrieb aller Skigebiete per heute Abend, 13. März, ein. Die laufende Wintersaison wird somit vorzeitig beendet», stand da geschrieben. Doch es sollte – zumindest kurzfristig – anders kommen.
Jungfraubahnen und Gstaad Saanenland fahren
Denn mit höchstem Erstaunen stellte Hostettler fest, dass die Jungfrau-Bahnen und die Bahnen Gstaad Saanenland auf ihren Webseiten das Gegenteil verkündeten: «Bahnen übers Wochenende in Betrieb», hiess es dort. Der BAAG-Direktor ergriff das Telefon und versuchte, sich beim zuständigen Regierungsrat Christoph Neuhaus Klarheit zu verschaffen. Der Magistrat liess ausrichten, dass er und sein Team die Verordnung anders, sprich zugunsten der Skianlagenbetreiber, auslege und die Skigebiete bis mindestens Sonntag, 15. März, geöffnet sein dürfen. Hostettlers nächster Anruf galt seinen Pistenbully-Fahrern …
Bersets Samstagsrundschau-Rüffel
Am Samstag um 11.30 Uhr war Bundesrat und Innenminister Alain Berset in der Talk-Sendung «Samstagsrundschau» zu Gast. Auf die Frage des Moderators, ob die Schliessung auch für Skigebiete gelte, kam die Anwort wie aus der Pistole geschossen und gänzlich unmissverständlich: «Bergbahnen, die heute offen haben, befinden sich in der Illegalität», liess er wissen. Die Reaktion blieb nicht aus. Kurz nach der bundesrätlichen Botschaft kündigten alle in der Schweiz noch fahrenden Bergbahnen die abendliche Schliessung an. Die Wintersaison 2019 / 2020 fand am Samstagabend endgültig ihr Ende.
Die Erklärung des Regierungsrates
«Für Transportanlagen gelten dieselben Empfehlungen wie für den öffentlichen Verkehr», liess der Berner Volkswirtschaftsdirektor Christoph Ammann noch am Freitag nach der Konferenz wissen. Nur die Restaurationsbetriebe hätten sich an die 50-Personen-Regelung zu halten. «In der Verordnung des Bundesrates werden Skigebiete nicht erwähnt. Unsere Lesart ist deshalb, dass sie derzeit noch geöffnet bleiben dürfen», so der Regierungspräsident aus dem Haslital. Die einzelnen Gebiete im Kanton könnten nun selbst entscheiden, wie sie auf die Situation reagieren wollen, liess sich Ammann im «Berner Oberländer» vom Samstag zitieren. Nach dem medialen Berset-Grollen vom Samstagmittag krebste er zurück und schloss sich der mittlerweile präzisierten Verfügung des Bundesamtes für Verkehr an. Auf der Website der Gesundheits-, Sozial- und Integrationsdirektion bedauerte Ammann «die uneinheitliche Regelung bezüglich der Öffnung der Skigebiete und die damit verbundenen Irritationen». Die letzten Gondeln verliessen Sillerenbühl am Samstagabend um 17 Uhr. Nur noch wenige TourenskifahrerInnen genossen den wolkenlosen warmen Frühlingssonntag auf den unpräparierten Pisten.
Starker letzter Skitag
Laut dem Geschäftsführer der Skiregion Adelboden-Lenk herrschte im Skigebiet am Samstag reger Betrieb. Rund 6000 Gäste besuchten die Anlagen. Sie verteilten sich auf die Skigebiete Elsigen-Metsch, Tschentenalp, Engstligenalp, Betelberg-Lenk sowie auf das Mittelgebiet Silleren-Hahnenmoos-Metsch.
RK