Schlussstrich unter ein Versäumnis
17.03.2020 Kandersteg, TourismusDer Tourismusverein hat für 2020 einen Verlust von fast 77 000 Franken budgetiert. Damit kann aber eine Altlast bereinigt werden. Und der lokale Tourismus hat auch noch etwas davon.
HANS RUDOLF SCHNEIDER
2012 wurde an einer Gemeindeversammlung eine Erhöhung der ...
Der Tourismusverein hat für 2020 einen Verlust von fast 77 000 Franken budgetiert. Damit kann aber eine Altlast bereinigt werden. Und der lokale Tourismus hat auch noch etwas davon.
HANS RUDOLF SCHNEIDER
2012 wurde an einer Gemeindeversammlung eine Erhöhung der Tourismusförderungsabgabe (TFA) beschlossen. Kandersteg Tourismus (KT) als Inkassostelle verrechnete diese ab 2015 gültige Erhöhung jedoch nicht. Somit fehlen für die Jahre 2015–2017 total 36 000 Franken, die nicht an die Gemeinde als TFA-Verantwortliche flossen. Weitere 12 000 Franken fehlen aus dem Jahr 2018, als die Destination TALK die Inkassoaufgabe vom Tourismusverein übernahm. Nach diesem Wechsel wurde das Versäumnis bemerkt. Was jetzt?
An der KT-Hauptversammlung letzten Donnerstag wurde reiner Tisch gemacht. Die Gemeinde wollte und konnte gemäss Organisationsreglement nicht auf die insgesamt 48 000 Franken verzichten, mit denen vor Ort Anlässe unterstützt werden sollten. Die Folge: Statt Nachforderungen zu versenden, begleicht KT aus seinem Vereinsvermögen die Summe von 36 000 Franken und TALK schreibt dem Ort 12 000 Franken im Fairnessparameter gut. TALK-Verwaltungsratspräsident Roland Berger bestätigte: «Wir haben nicht nur Rechte von Kandersteg Tourismus übernommen, sondern auch Pflichten.»
Geld und Kirche bleiben im Dorf
Der Fairnessparameter vergleicht die verschiedenen TALK-Mitglieder, wie viel sie finanziell beitragen und was sie im Gegenzug als Leistung in Anspruch nehmen. Kandersteg hat Nachholbedarf und wird deshalb in absehbarer Zeit kaum um eine Erhöhung der Kurtaxen und der TFA herumkommen. Diese 12 000 Franken sind also sehr willkommen, wie Präsident Nico Seiler bestätigte. Und das Wichtigste: Der ganze Fehlbetrag kommt doch noch den Angeboten vor Ort zugute, da die KT-Nachzahlung in den Kurtaxenfonds der Gemeinde geht, wie Gemeinderatspräsident Urs Weibel bestätigte. Der im KT-Budget 2020 vorgesehene Verlust von 40 000 Franken erhöht sich aber auf 77 000 Franken. Bei einem Eigenkapital von gut 320 000 Franken ist das verkraftbar und «die Kirche bleibt im Dorf, der Fehler passierte ja bei uns», so Seiler erleichtert.
Hotellerie legt leicht zu
Die 304 000 im letzten Jahr verzeichneten Logiernächte sind noch provisorisch, es zeichnet sich aber eine leichte Steigerung in der Hotellerie ab. Da ein grosser Pfadfinderanlass im Amerika stattfand, bilanzierte das Scout Center in Kandersteg einen Rückgang von gut 10 000 Logiernächten. Das sei budgetiert gewesen, wenn auch wohl etwas zu optimistisch.
Das Veranstaltungsprogramm 2020 ist dicht gedrängt – mit gewissen Unsicherheiten, was die Durchführung angeht. Neben den jährlichen Anlässen wird beispielsweise auch das Frauenund Meitschischwingfest Ende Juni organisiert. «Den Kopf nicht in den Sand stecken» und «Zusammenstehen in dieser ernsten Situation» – der abschliessende Appell angesichts der mehrfachen Herausforderungen für Kandersteg mit dem Rutschgebiet «Spitzer Stein», dem alten Munitionslager in Mitholz und dem Coronavirus kam bei den wenigen Versammlungsteilnehmern gut an.
Verlust mit «Ferien mit Gewinn»
Kandersteg Tourismus hat im letzten Herbst eine Marketingaktion mit Schwerpunkt im Raum Basel gestartet. Wie Nico Seiler erklärte, war dies eine Art Testlauf, um die Zusammenarbeit mit TALK im Marketingbereich zu prüfen. Gäste hätten mit der Kampagne «Ferien mit Gewinn» jeweils 20 Prozent der Übernachtungskosten in Form von Gutscheinen für lokale Geschäfte zurückerhalten. Finanziert wurden die Kosten von 15 000 Franken der Aktion aus einem Fonds des Hotellerievereins sowie Kandersteg Tourismus. Enttäuscht musste Seiler eingestehen, dass die Aktion keinen Gewinn brachte, sondern ein Verlustgeschäft war. Es sei keinerlei Effekt spürbar gewesen.
HSF