Seit dem 21. März findet im «ChieneHuus» des Kientalerhofs jeden Abend von 17.45 Uhr bis 18 Uhr ein Balkon-Singen statt. Für die musikalische Leiterin Verena Brenn ist es schon zu einem Ritual geworden.
MICHAEL SCHINNERLING
«I singe wi ne Vogel, s tuet em Härz so ...
Seit dem 21. März findet im «ChieneHuus» des Kientalerhofs jeden Abend von 17.45 Uhr bis 18 Uhr ein Balkon-Singen statt. Für die musikalische Leiterin Verena Brenn ist es schon zu einem Ritual geworden.
MICHAEL SCHINNERLING
«I singe wi ne Vogel, s tuet em Härz so guet – vo mim Balkon, us mim Garte, u das git mir Muet», tönt es aus dem «ChieneHuus» beim Kientalerhof. Auf den Balkonen des Rückzugshauses sieht man Menschen stehen – und Verena Brenn mit ihrer Ukulele davor. Normalerweise gibt es einmal im Monat ein Offenes Singen in der Wohnung 301. In Corona-Zeiten findet dies nicht mehr statt. «Auch wir müssen und wollen uns an die Vorgaben des BAG halten», erklärt die musikalische Leiterin Verena Brenn. «Gleichzeitig wissen wir aber auch, welche heilsame und verbindende Wirkung das gemeinsame Singen gerade in dieser verunsichernden und turbulenten Zeit hat.» So habe man – inspiriert vom Balkon-Singen in Italien – ein «Chiene-Huus-Balkon-Singen» initiiert. «Auf diese Weise können wir auch den geforderten Abstand einhalten», so Brenn. Es singt, wer gerade da ist und Lust dazu hat. «Manchmal sind wir zu zehnt, manchmal aber auch nur zu zweit oder zu dritt.» Wichtig sei es, entspannt und mit Freude zu singen. «Zwar ist die Akustik nicht so gut wie in einem Raum. Doch dafür begleiten uns Vogelgezwitscher und das Rauschen der Chiene im Hintergrund.»
Jeder kann und darf mitmachen
Die Singanleiterin erklärt, wie der Balkon-Chor funktioniert. «Die Lieder sollen einfach und eingängig sein, sodass man sie möglichst bald auch auswendig singen kann.» Der Text solle aufbauen, berühren – und manchmal auch beflügeln. Unterstützend wirke auch ein klarer, verbindender Rhythmus. Die meisten Lieder stammen aus dem Repertoire des Schweizer Singprojekts StimmVolk. Einige wurden eigens für diese Zeit umgeschrieben oder um weitere Strophen ergänzt. «Beim ‹Stimm-Volk› gibt es keine Auftritte und keine Bühnenkultur. ‹StimmVolk› ist ein Alltags- und Gemeinschaftskultur-Projekt», erklärt Brenn. Entsprechend habe auch das Kientaler Balkon-Singen nicht den Charakter von Konzerten. Vielmehr sollen auch ungeübte SängerInnen angesprochen werden. «Es muss nicht perfekt tönen und darf auch manchmal mehrstimmig sein», meint Verena Brenn. Über das Projekt wurde sogar schon im TV berichtet. Anschliessend hätten etliche Leute beim Sekretariat die CD «Canta canta» mit vielen Mitsingliedern und Einzelstimmen bestellt. «Manche äusserten auch den Wunsch, selbst ein Balkon- oder Garten-Singen in der Nachbarschaft zu organisieren», so Brenn. Wichtig sei die Freude daran, singend Brücken zu bauen und sich in positiver und aufbauender Weise für ein Anliegen einzusetzen – «und die befreiende Kraft des Singens im Alltag zu erleben».
Mehr Infos zum «ChieneHuus» und zum Projekt StimmVolk finden Sie in unserer Web-Link-Übersicht unter www.frutiglaender.ch/web-links.html