Massive Umstellung – entspannte Stimmung
07.04.2020 Mülenen, Emdthal, WirtschaftKreativ-Atelier und Töpferei hatten viel für die Osterausstellung vorbereitet. In der Gärtnerei lag das Gestaltungsmaterial parat, und auch die Küche war für den Grossansturm gerüstet. Wegen des Coronavirus kam in der Stiftung Bad Heustrich alles anders.
MICHAEL ...
Kreativ-Atelier und Töpferei hatten viel für die Osterausstellung vorbereitet. In der Gärtnerei lag das Gestaltungsmaterial parat, und auch die Küche war für den Grossansturm gerüstet. Wegen des Coronavirus kam in der Stiftung Bad Heustrich alles anders.
MICHAEL SCHINNERLING
Es ist still in der Stiftung Bad Heustrich. Normalerweise würden jetzt Besucher ein und aus gehen, um ihre Ostergeschenke einzukaufen. Die Mitarbeitenden und BewohnerInnen hätten gerne ihre Werke aus der Schreinerei, Töpferei oder aus dem Kreativ-Atelier gezeigt. In der Gärtnerei war alles bereit, um Bepflanzungen zu gestalten. «Schweren Herzens mussten wir den Betrieb runterfahren. Dass die Osterausstellung abgesagt werden musste, tut noch immer sehr weh», erklärt Institutionsleiter Arnold Sieber. Es gehe dabei weniger um den wirtschaftlichen Ausfall. «Wir haben bei solchen Anlässen die Möglichkeit, uns der Öffentlichkeit zu präsentieren. Und unsere BewohnerInnen zeigen gerne ihre Arbeiten.»
Momentan halten Sieber viele Telefonate, E-Mails und administrative Arbeiten auf Trab. Das oberste Ziel sei, die BewohnerInnen und Mitarbeitenden zu schützen. «Deswegen bleiben alle externen KlientInnen von den Werkstätten zu Hause. Wir haben aktuell noch einen Drittel der Personen im Haus.» Für alle sei es eine massive Umstellung von liebgewonnen Gewohnheiten. «Die meisten haben es locker aufgenommen, bei wenigen brauchte es etwas mehr, bis alles erklärt war. Die Stimmung ist momentan entspannt und gut bei den Bewohner-Innen», sagt Sieber.
Schon im Dezember aufmerksam
«Das Ganze erreichte uns nicht ganz unerwartet. Schon im Dezember verfolgten wir in den Medien die Meldungen zum Virus. Als es im Januar in Italien war, beschäftigten wir uns immer mehr damit», berichtet der Institutionsleiter. Sieber pflegt eine offene und direkte Kommunikation, somit waren die BewohnerInnen und das Team immer informiert. Es brauchte dann aber schon einen Moment, bis die neuen Verhaltensregeln im Alltag eingeübt waren. «Die Distanz zu wahren, war etwas schwierig. Unsere Leute sind nun einmal herzlich und nehmen gerne jemanden in den Arm.»
Das Thema Hygiene war schon immer wichtig im Bad Heustrich. Lieferanten von Putzmitteln geben in der Stiftung seit Jahren regelmässig Schulungen im richtigen Umgang mit den Produkten.
Die Tagesgestaltung beibehalten
Die KlientInnen sind nun nicht mehr wie bis anhin bei externen Arbeiten im Einsatz. Sie bleiben im Haus oder sind mit Umgebungsarbeiten beschäftigt. «Unsere Maschinen unterziehen wir einem Unterhaltsservice. Unser Ziel ist es, den Tagesablauf so normal wie möglich zu halten», erklärt Sieber.
Die Gärtnerei konzentriert sich auf den Sommerflor. Chefgärtner Simon Ziörjen arbeitet soweit es geht daheim. Bestellen und Organisieren kann er gut von zu Hause aus. Auch bei der Brennholzverarbeitung sind nur wenige Leute im Einsatz. «Aktuell können wir die meisten dringenden Kundenaufträge ausführen. Wir merken aber, dass weniger Leute in den Werkstätten arbeiten», so Sieber.
Sollte doch ein Ernstfall eintreten, ist die Institution vorbereitet. Alle KlientInnen haben ein eigenes Zimmer, zudem könnte eine Drei-Personen-Wohnung für die Isolation eingesetzt werden. «Dieses Szenario haben wir schon angeschaut. Die Leute für zehn Tage in den Zimmern zu isolieren, würde allerdings schwierig werden. Unsere momentane Herausforderung ist es, mit Arbeit, Beschäftigung und Abwechslung die gute Stimmung zu halten», sagt Sieber.
Nun schaut man Tag für Tag weiter im Bad Heustrich. Die Telefonate und Sitzungen von Sieber werden nicht weniger. Die Sorgenfalten bei der Leitung dürften ebenfalls zugenommen haben. «Wichtig ist nun, dass alles schnell vorbeigeht und der Alltag wieder einkehrt – und dass unsere Mitarbeitenden und KlientInnen gesund bleiben.»