Ostern in Feldgrün
17.04.2020 Coronavirus, GesellschaftMILITÄR Seit Mitte März gilt in den Rekrutenschulen Urlaubsverbot. Davon betroffen ist auch Dominik Methner. Der Infanterie-Leutnant gewährt einen kleinen Einblick ins aktuelle Leben in der Kaserne.
KATHARINA WITTWER
«Ich kann nur von mir erzählen – wie es mir ...
MILITÄR Seit Mitte März gilt in den Rekrutenschulen Urlaubsverbot. Davon betroffen ist auch Dominik Methner. Der Infanterie-Leutnant gewährt einen kleinen Einblick ins aktuelle Leben in der Kaserne.
KATHARINA WITTWER
«Ich kann nur von mir erzählen – wie es mir geht und wie ich die Corona-Krise erlebe. Zur ‹allgemeinen Lage› in der Kaserne dagegen darf ich mich nicht äussern», liess Leutnant Dominik Methner den «Frutigländer» am Telefon wissen. Der Informatiker rückte im Januar 2019 in die Infanterie-Rekrutenschule ein, machte anschliessend die Unteroffiziersschule, verdiente den Wachtmeister ab und hängte die Offiziersschule an, die bis Ende November dauerte. Am 7. Januar rückte er erneut in die Kaserne Neuchlen bei Gossau (SG) ein. Diesmal, um den Grad des Leutnants abzuverdienen.
«Ich kann den Entscheid nachvollziehen»
Als Anfang März in der Schweiz die ersten Personen an COVID-19 erkrankten, packte Methner am Sonntagabend in weiser Voraussicht Wäsche für mehr als eine Woche ein. Er sollte recht behalten, denn in der Folgewoche verhängte Bundesrätin Viola Amherd, Vorsteherin des VBS, eine Urlaubssperre bis auf Weiteres. «Ich kann den Entscheid nachvollziehen, denn es wäre schlichtweg verantwortungslos, an den Wochenenden mit dem öV nach Hause zu fahren. Das Risiko, das Virus nach dem Urlaub in die Kaserne einzuschleusen, wäre viel zu gross», gibt Methner zu bedenken. Verständlicherweise vermisst der Frutiger den Urlaub und was alles dazugehört trotzdem. Die Wäsche wird übrigens alle zwei Wochen eingesammelt und in der Soldatenwäscherei gewaschen.
Die Abstandsregeln gelten auch fürs Militär
Zwischen den Betten haben die Rekruten Trennwände montiert. Jede zweite Dusche und jedes zweite Lavabo sind abgesperrt. In Gängen und Treppenhäusern herrscht ein Einbahnregime – abgetrennt mit Bändern. Als zusätzlicher Ess- und Aufenthaltsraum wurde ein Zelt aufgebaut.
Sport wird im Militär gross geschrieben. Weil Fussball spielen und andere Mannschaftssportarten inzwischen jedoch nicht mehr erlaubt sind, mussten die sportlichen Aktivitäten angepasst werden. «Verschiedentlich waren wir – vornehmlich von Rentnern – fotografiert worden und sind daraufhin wegen Nicht-Einhaltens des Social Distancing (im Militärjargon SoDis) in Ungnade gefallen. So etwas finde ich echt daneben. Diese Personen gehören mehrheitlich zur Risikogruppe, gefährden andere und stellen sich selbst gegen die Richtlinien des BAG», enerviert sich Methner. Als Tüpfelchen auf dem i seien sie teilweise noch «blöd angemacht» worden. «Wir stehen schliesslich für die Bevölkerung im Dienst!» Inzwischen kann auch auf einem «Street Workout-Park» (verschiedene Fitnessgeräte unter freiem Himmel) trainiert werden. Und Joggen ist fast immer möglich.
Ein Gefühl wie im Zivilleben
Steckt ein AdA (Angehöriger der Armee) in einer Krise oder hat einen ‹Durchhänger›, ist es genau wie im Berufs- oder Privatleben: Kollegen versuchen ihn aufzumuntern. «Zu erkennen, wenn es jemandem schlecht geht, gehört auch zu den Aufgaben von uns Vorgesetzten», so Methner. «In solchen Fällen sind Gespräche wichtig. Dabei wird die bestmögliche Problemlösung in der schwierigen Situation gesucht.»
Der «gute alte Töggelikasten» und Jassen sind tabu. Stattdessen stehen Spielkonsolen zur Verfügung. Gamen auf dem Handy oder Tablet sowie Telefonieren sind wichtige Freizeitbeschäftigungen. Der geräumige Filmsaal dient nebst der Weiterbildung auch als Kino. Die selbst erstellte Bowlingbahn, der Minigolfparcours und eine Chill-Lounge verkürzen die Freizeit. Um ein bisschen Osterstimmung zu vermitteln, bereitete die Küchenmannschaft ein grosses Frühstücksbuffet vor. Wer Lust hatte, durfte Eier färben. Der Armeeseelsorger hielt einen Gottesdienst ab – umrahmt von der Militärmusik.
Worauf freut sich Dominik Methner nach der Corona-Krise oder dem Militär am meisten? «Natürlich auf meine Freundin, die Familie, auf Kollegen und darauf, endlich wieder richtig abzuschalten!»