Sind die Gäste noch willkommen?
09.04.2020 Coronavirus, Tourismus, RegionVERHALTENSREGELN Bundesrat und Polizei raten derzeit von Reisen insbesondere in Tourismusregionen ab. Muss mit Kritik rechnen, wer sich dennoch in sein Feriendomizil begibt? Die Gemeinden im Tal zumindest sind zurückhaltend und appellieren an die Eigenverantwortung.
JULIAN ...
VERHALTENSREGELN Bundesrat und Polizei raten derzeit von Reisen insbesondere in Tourismusregionen ab. Muss mit Kritik rechnen, wer sich dennoch in sein Feriendomizil begibt? Die Gemeinden im Tal zumindest sind zurückhaltend und appellieren an die Eigenverantwortung.
JULIAN ZAHND
Wer dieser Tage mit dem Auto ins Tessin fährt, wird wohl mit der Polizei ins Gespräch kommen. In Uri werden Automobilisten auf dem Weg in den Süden angehalten und für die Lage im Tessin sensibilisiert. Ganz allgemein empfehlen die Behörden, auf Reisen in Tourismusgebiete zu verzichten, um das Gesundheitssystem zu entlasten. Manche Reisende argumentieren genau umgekehrt: Sie zögen sich in das ruhige Zweitdomizil zurück, um einer Infizierung vorzubeugen. Doch sind sie dort auch wirklich gern gesehen?
Nicht alle Einwohner von Tourismusregionen freuen sich über das Gästeaufkommen, manche von ihnen üben auch lautstark Kritik. Von offizieller Seite her gibt man sich zurückhaltender, wie eine Umfrage bei den Gemeinden Adelboden, Kandersteg und Aeschi zeigt.
Insgesamt gelassen
Im Lohnerdorf hat der Verein Stammgäste Adelboden VSA am letzten Samstag einen Newsletter an seine Mitglieder verschickt, der die Haltung der Gemeinde darlegt. Grundsätzlich gelte die Empfehlung des Bundesrates auch für Adelboden, sagt Gemeindeschreiberin Jolanda Lauber zwar. Doch letztlich sei es die Entscheidung der Gäste, wo sie sich am kommenden Wochenende aufhalten wollten. Man habe die Frage bezüglich Bettenkapazität mit dem Spital FMI geklärt und festgestellt, dass die Region aktuell genügend Spitalbetten habe. «Die anwesenden Zweitwohnungsbesitzer sind bei uns willkommen und sind für unseren Ort keine Belastung.» Wichtig sei aber, dass sich die Gäste genau an die Anweisungen des Bundes bezüglich Hygiene und Bewegen im öffentlichen Raum halten würden.
Auch Kandersteg mischt sich nicht aktiv in die Reisepläne der Feriengäste ein, wie Gemeinderatspräsident Urs Weibel sagt: «Wir hätten gemäss Aussage des Eidgenössischen Justiz- und Polizeidepartements EJPD auch keine rechtliche Handhabe, irgendwelche Vorschriften zu machen.» Man akzeptiere, wenn die Leute trotz der Mahnungen kommen würden, rechne aber nicht mit einem Ansturm. Die Lage sei derzeit ruhig und er gehe davon aus, dass die Aufrufe von Bund und Kanton fruchten würden, so Weibel.
Suldtal beliebt für Tagesausflüge
Auch in Aeschi macht man sich für die kommenden Tage keine grösseren Sorgen. Man erwarte, dass die allen zugänglichen offiziellen Informationen genügen würden, eigene spezielle Vorkehrungen seien daher nicht nötig. Aeschi und insbesondere Aeschiried sowie das Suldtal sind bei Tagesausflüglern beliebt. Die Erfahrungen des vergangenen Wochenendes würden aber darauf schliessen lassen, dass sich der Ansturm in Grenzen halte und vor allem die Sicherheitsvorschriften eingehalten würden. Letztlich hält Gemeindeschreiber Lukas Berger fest: «Wir appellieren an die Eigenverantwortung der Leute.»