Ein steiles Geschenk zum 15. Geburtstag
29.05.2020 Kandersteg, TourismusWer kürzlich die Felswand südlich des bestehenden Klettersteigs beobachtete, sah, dass dort gebaut wird. Nun stellen Initiant Heiri Lauber und die Bergführer Jürg Martig, Sven Schärer und Aschi Müller eine neue Route pünktlich zum Jubliäum fertig.
SUSANNA STUDER
Wer kürzlich die Felswand südlich des bestehenden Klettersteigs beobachtete, sah, dass dort gebaut wird. Nun stellen Initiant Heiri Lauber und die Bergführer Jürg Martig, Sven Schärer und Aschi Müller eine neue Route pünktlich zum Jubliäum fertig.
SUSANNA STUDER
Vor 15 Jahren bekam Kandersteg eine neue Attraktion: Der Klettersteig zur Allmenalp wurde am 31. Juli 2005 eröffnet. Mit seiner Länge von 400 Metern und dem Schwierigkeitsgrad K4 (siehe Kasten) ist es ein technisch recht anspruchsvoller Steig.
Jetzt freuen sich die Mitglieder der IG Klettersteig Kandersteg-Allmenalp, dass sie pünktlich auf das Jubiläum hin eine weitere Herausforderung präsentieren können. Nach Planungs- und Bauarbeiten von einigen Monaten ist die neue, etwas schwierigere, anspruchsvollere und ausgesetztere Route fertiggestellt und kann offiziell ab dem 8. Juni durchstiegen werden – psychisch sicher eine grosse Herausforderung, da sie senkrecht durch die Wand hochgeht. Das Einrichten einer neuen Route ist nicht günstig, kostet dies den Verein doch etwas über 50000 Franken. Doch es gibt eine Abmachung mit der Bahn: Von jedem Ticket für eine Talfahrt durch Klettersteigbegeher leistet die Bahn eine Abgabe von zwei Franken an die IG.
Die Idee entstand im Stau
Initiant der neuen Route ist der «Hausmeister» Heiri Lauber. Er durchsteigt den Klettersteig während der Saison alle drei Wochen, um die Einrichtungen zu überprüfen sowie um Abfall und verlorene oder vergessene Gegenstände einzusammeln. Bei einem dieser Kontrollgänge geriet er in der Wand in einen «Stau» und musste warten. Dies verschaffte ihm Zeit, um die Wand südlich der bestehenden Route genauer anzuschauen. Dabei entstand der Wunsch nach einer neuen Route ab Drehleiter durch ebendiese Wand.
Lauber setzte sich mit den Mitgliedern der IG Klettersteig-Allmenalp in Verbindung und unterbreitete ihnen seine Idee. Es wurde beschlossen, diese Variante zu prüfen, und bald war klar, dass da etwas machbar war. Die Bewilligungen wurden beantragt, sodass das Projekt in diesem Frühling durch die IG-Mitglieder Heiri Lauber, Jürg Martig, Sven Schärer und Aschi Müller in Angriff genommen werden konnte.
Eine Route namens «Freude herrscht!»
Die Erbauer nahmen letzte Woche einige interessierte IG-Klettersteig-Mitglieder mit auf eine Besichtigung der neuen Route. Oben angekommen, waren sich alle einig, dass diese neue Variante super schön angelegt wurde – aber nicht zu unterschätzen sei. Unterwegs wurde über den Namen der neuen Route diskutiert. Verschiedene Vorschläge wurden entwickelt, so auch zum Scherz «Via Corona». Schliesslich entschieden sich die Mitglieder für einen Namen, der sowohl zu Kandersteg wie auch zu der neuen Route passt, nämlich: «Freude herrscht!» Es bereitet wirklich Freude, durch diesen neuen Abschnitt zu klettern.
Die Schweizer Norm (K1 – K6)
- K1 (leicht): Der Steig ist meist trassiert. Ausgesetzte Passagen weisen durchgehend Seil- oder Kettensicherungen auf. Für erfahrene Bergsteiger ist keine Selbstsicherung erforderlich.
- K2 (mittel): Abschnittweise bereits steileres Felsgelände. Diese Passagen werden durch Leitern und / oder Eisenbügel entschärft. Selbstsicherung auch für Geübte ratsam.
- K3 (ziemlich schwierig): Teilweise steiles, auch ausgesetztem Felsgelände mit senkrechten Passagen. Keine Stellen, bei denen kräftiger Armzug eingesetzt werden muss. Selbstsicherung notwendig.
- K4 (schwierig): Klettersteige mit steilem Felsgelände mit senkrechten Stellen, auch kleinen Überhängen. Ab K4 fliesst in die Bewertung auch verstärkt der Faktor «Mut / Angst» ein.
- K5 (sehr schwierig): Extrem ausgesetztes Felsgelände. Senkrechte bis leicht überhängende Passagen. Nur für erfahrene Klettersteigler geeignet, die entsprechend gut in Form sind.
- K6 (extrem schwierig): Für Personen mit starken Oberarmen. Sehr steiles bis überhängendes Felsgelände, oft nur mit durchlaufendem Drahtseil ausgestattet.
sSt/Quelle: www.bergwelten.com