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26.05.2020 Frutigen, TourismusHOTELLERIE Mit dem Verkauf und Abriss des «Rustica» verschwinden 15 Zimmer im Angebot der Gemeinde. Was sagen die lokalen Gastgeber zu René Meyers Verkaufsentscheid?
HANS RUDOLF SCHNEIDER
«Ich bedaure es. Das Angebot an Hotels dünnt zusehends aus, obwohl im ...
HOTELLERIE Mit dem Verkauf und Abriss des «Rustica» verschwinden 15 Zimmer im Angebot der Gemeinde. Was sagen die lokalen Gastgeber zu René Meyers Verkaufsentscheid?
HANS RUDOLF SCHNEIDER
«Ich bedaure es. Das Angebot an Hotels dünnt zusehends aus, obwohl im Frutigresort auch wieder Zimmer im Bau sind. Bei der Auslastung, die die Frutiger Hotels verzeichnen, glaube ich aber nicht, dass es ein weiteres Hotel oder einen ‹Ersatz› braucht», sagt Philipp Blaser vom Hotel National. Ein Teil der «Rustica»-Logiernächte werde unter den bestehenden Hotels verteilt, an den stark frequentierten Daten wie Silvester, Ski-Weltcup Adelboden sowie an einigen Wochenenden würden Gäste hier eben nichts mehr finden. «Frutigen war aber schon immer das Auffangbecken für die Tourismusorte. Wir erhalten, wer weiter hinten im Tal nicht mehr Platz hat. Adelboden schafft in den nächsten Jahren ja selber einiges an neuer Kapazität.»
Auf das Angebot seines Betriebes hat die «Rustica»-Schliessung keine Auswirkung, man habe in den letzten Jahren alle Zimmer erneuert und biete im Moment zeitgemässe Unterkünfte an. Bei Geschäftsgästen könne man allenfalls etwas profitieren, zweifellos hatte René Meyer seine Stammgäste. Das «National» setze auf Qualität, gute Küche und hausgemachte Patisserie und Confiserie und «das soll so bleiben», erklärt Philipp Blaser. «Schliesslich leben wir zu mindestens 75 Prozent von der einheimischen Bevölkerung, und dazu möchten wir Sorge tragen.»
Abgestimmt auf Familien
Der Verlust der Zimmer und Betten wird auch im Frutigresort bedauert, wie Geschäftsführer Christof Kaufmann sagt. Und: «Dass in Frutigen eine grössere Gruppe wie zum Beispiel ein Car mit 40 Gästen keine Hotelunterkunft mehr findet, ist bedenklich.» Ob der Wegfall des «Rustica» Einfluss auf das eigene Projekt hat, sei nicht absehbar.
Derzeit sind im Frutigresort elf Familien-Hotelzimmer im Rohbau. Diese werden als Ergänzung zum bestehenden Angebot betrachtet. Alle Zimmer verfügen über mindestens drei Schlafgelegenheiten, teilweise lassen sich die Zimmer im Eingangsbereich verbinden. Die Eröffnung ist für den Herbst geplant. Mit diesem Angebot werden Mehrgenerationenfamilien angesprochen, eine künftig wichtige Zielgruppe, so Kaufmann, die ganze «Familiennetze» umfasst – Kinder mit Eltern, Grosseltern, Tanten und Urgrosseltern.
Kaum kostendeckend
Für Peter Schmid, der das Landhaus Adler und den «Leist» betreibt, fehlt am ehesten «ein Durchgangshotel mit genügend Kapazität für Reisebusse». Ob es grundsätzlich mehr Hotelbetten brauche, sei zurzeit schwer abzuschätzen. «Was zusätzliche Hotelzimmer für Ferienaufenthalte anbelangt, bin ich eher zurückhaltend und sehe zu wenig Nachfrage.»
Auf konkrete Folgen der «Rustica»- Schliessung angesprochen, verneint er eigene Massnahmen. «Wir haben im Landhaus Adler vorläufig keine Erweiterung des Zimmerangebots geplant, sondern möchten das Hotelangebot optimieren. Eine Erhöhung der Zimmerkapazität wäre mit den entsprechenden Investitionen zwar möglich, jedoch nicht zuletzt durch die Corona-Situation kaum kostendeckend zu realisieren.»
Wohnungen statt Hotelzimmer
Seine Hotelzimmer in altersgerechte Wohnungen umbauen will Andreas Hossmann vom «Simplon». Die Bewilligungen liegen vor. Der Verkauf sei für René Meyer die beste Lösung, schätzt er, und Frutigen brauche keine zusätzlichen Angebote, weil die bestehenden Hotels keine 50-Prozent-Auslastung hätten. Die Verdoppelung der Kurtaxen sei auch nicht dienlich, ausserdem würden in Adelboden gerade viele günstige Zimmer realisiert. Er rechnet damit, dass das Angebot in Frutigen noch kleiner wird in den nächsten Jahren.