Ein Schauspiel mit Saiten
30.06.2020 Reichenbach, Kiental, KulturEs ist eine Premiere: Im August nehmen nicht nur die «Alpentheater»- Akteure wieder ihre Rollen ein. Unter dem Motto «Kultursommer im Kiental» finden auf dem Areal erstmals auch Lesungen, Konzerte und Vorstellungen anderer Theater-Ensembles statt.
BENJAMIN HALTMEIER
Es ist eine Premiere: Im August nehmen nicht nur die «Alpentheater»- Akteure wieder ihre Rollen ein. Unter dem Motto «Kultursommer im Kiental» finden auf dem Areal erstmals auch Lesungen, Konzerte und Vorstellungen anderer Theater-Ensembles statt.
BENJAMIN HALTMEIER
Wie hiess es noch Anfang März in den letzten «Alpentheater»-Aufführungen von «Vetterli’s Wirtschaft»? «Mit Schaffe alleini chunsch uf ke grüene Zweig.» Der Spruch mag für die Wirtschaft gelten. MusikerInnen und SchauspielerInnen wären in den folgenden drei Monaten allerdings froh gewesen, hätten sie alleine Kultur schaffen dürfen.
Da sind etwa die beiden Spiezer Schwestern Evelyn und Kristina Brunner, die ihre experimentellen Eigenkompositionen mit Kontrabass, Schwyzerörgeli und Cello in Klosters, Altdorf, Thun oder Basel vorstellen wollten. Alle Konzerte wurden abgesagt. Da ist die Oberländer Formation Permis-B, die ihre «Volksmusik von Ost bis West» noch am 29. Februar in der Badi Lounge vortrug. Die Band aus dem Kandertal und aus Thun hatte geplant, weiter mit der neuen CD «Erexei» unterwegs zu sein. Und da ist der bekannte Schwyzerörgelispieler Thomas Aeschbacher, der im Homeoffice weiterkomponierte. Auch er überschreitet eigentlich gerne die Grenzen traditioneller Klangwelten – vorausgesetzt, diese Grenzen sind offen.
Nun nimmt der Kulturbetrieb langsam wieder Fahrt auf. Das eröffnet auch den Brunner-Schwestern, Permis-B und Aeschbacher neue Möglichkeiten: In Kiental erhalten sie und weitere Künstler eine ungewohnte Bühne.
Ein Trio mit vielen Verbindungen
Das Alpentheater musste die für Mai und Juni geplanten Aufführungen von «Vetterli’s Wirtschaft» ebenfalls absagen. Mit der Idee, dass Kulturschaffende anderen Kulturschaffenden zu Auftritten verhelfen, wird das Konzept «Vetternwirtschaft» nun aber im positiven Sinne aufgenommen. «Es ist eine schwierige Situation für alle, die beruflich auftreten. Wir wollten, dass die Künstler wieder zu Publikum kommen», erklärt die künstlerische Leiterin Sjoukje Benedictus die Idee hinter dem «Kultursommer im Kiental». Zusammen mit «Alpentheater»-Organisatorin Marianne Hügli holte sie Guy Krneta an Bord. Der gebürtige Berner wohnt zwar in Basel, ist aber immer wieder in seinem Kientaler Ferienhaus anzutreffen. Als Erzähler auf Radio SRF1, Bühnenautor und Schriftsteller pflegt er zudem viele Kontakte zu Regisseuren und Musikern. Das Trio stellte für den gesamten August ein Programm zusammen, das neben experimenteller Volksmusik auch Klassik, Blues oder Rock ’n’ Roll umfasst und von Liedermacher Stefan Heimoz bis zur jazzig-poppig angehauchten Band Bisgli reicht. «Wir wollten verschiedene Genres abdecken», kommentiert Sjoukje Benedictus die Event-Reihe.
Den Anfang wird am 1. August die Band Colibri machen (ehemals Los Hobos). Am Tag darauf folgt ein Auftritt des Autors Guy Krneta selbst: Im Rahmen einer musikalischen Lesung wird er von Thomas Aeschbacher begleitet. Das «Alpentheater»-Team fungiert während der folgenden Kulturwochen als Gastgeber, wird Ende August aber auch noch weitere Vorstellungen von «Vetterli’s Wirtschaft» zeigen. Mit dem Theater Orchester Biel Solothurn (TOBS) findet zudem eine Seeländer Produktion für Kinder statt.
Draussen und drinnen gespielt
Die musikalischen Anlässe finden im August jeweils am Wochenende statt. Bei schönem Wetter ist dafür ein Platz im Freien vor dem Alpentheater an der Griesalpstrasse 67 vorgesehen. Die KünstlerInnen können die Infrastruktur vor Ort kostenlos nutzen, ihre Gage besteht aus einer Kollekte. Theatervorstellungen dagegen werden wegen des Bühnenbilds drinnen im Saal gezeigt, und es ist ein kleiner Eintrittspreis vorgesehen.
Bereits konnten die Initianten des «Kultursommers» zwei lokale Unternehmen als Sponsor der Aktion gewinnen, weitere Verhandlungen laufen. Trotzdem bleibe die Lage fürs «Alpentheater» finanziell angespannt, schliesst Sjoukje Benedictus: «Es bleibt uns nur die Flucht nach vorne. Es geht aber auch um das Gefühl, sagen zu können: ‹Hey, wir sind noch dabei und kommen voran›!»
Das vorläufige Programm
(Stand 29. Juni)
• Samstag, 1. August: Neofolk mit der Band Colibri (ehemals Los Hobos)
• Sonntag, 2. August: Musikalische Lesung mit Guy Krneta und Thomas Aeschbacher;
• Freitag, 7. August: Neue Volksmusik mit Evelyn und Kristina Brunner;
• Samstag, 8. August: «Filipa unterwegs» – Kindertheater des Theater Orchester Biel Solothurn;
• Samstag, 8. August: Lesung und Lieder mit Guy Krneta und Stefan Heimoz;
• Samstag, 15. August: Permis-B
• Sonntag, 16. August: Bisgli
• Theater «Vetterli’s Wirtschaft»: 20. bis 22. August und 27. bis 29. August.
Mehr Informationen zum Programm finden Sie in unserer Web-Link-Übersicht unter www.frutiglaender.ch/web-links.html